Historisches Strandgut unter den Dielen

Die "Museumsinsel" kann wachsen: Rechtliche Verfahren verzögerten den Wiederaufbau eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses am Kreisheimatmuseum in Gerolstein. Nun kann es losgehen, weil am Montag die Genehmigung einging. Bauherr Christian Engels will noch ein weiteres Fachwerkhaus reaktivieren.

Gerolstein. Seit anderthalb Jahren ist klar, dass am Kreisheimatmuseum in Gerolstein ein denkmalgeschütztes Haus aus Retterath (Verbandsgemeinde Kelberg) wieder aufgebaut werden soll (der TV berichtete). Das 260 Jahre alte Fachwerkhaus steht unter Denkmalschutz. Weil eine Restaurierung unwirtschaftlich ist, konnte von Amts wegen der Abriss nicht weiter verhindert werden. Deshalb wurde die Versetzung des Hauses favorisiert, um dieses Zeitzeugnis zu erhalten.

Christian und Christa Engels, Besitzer des Kreisheimatmuseums und der Oberburg Lissingen, haben das Fachwerkhaus Stück für Stück in Retterath abgebaut und alles dokumentiert, damit der Wiederaufbau auch im Detail gelingt. Engels erzählt: "Wir haben viel Erfahrung. In den vergangenen 30 Jahren haben wir zwölf Denkmäler gerettet."

Jetzt haperte es jedoch an den Genehmigungen. Ursprünglich wollte Engels das Retterather Fachwerkhaus bereits im vergangenen Jahr wieder aufbauen. Doch zunächst musste das Areal ums Kreisheimatmuseum (gegenüber Erlöserkirche und Villa Sarabodis) ins Sondergebiet Museum umgewidmet werden.

Am 11. Mai wurde die Baugenehmigung erteilt. Engels: "Es ist gut, dass es jetzt losgehen kann. Viele Leute haben schon gefragt." Der Bauherr möchte sein Versprechen nur zu gerne einlösen. Bereits im Vorjahr hatte er gesagt, dass handwerklich geschickte Helfer ebenso erwünscht seien wie Zuschauer. Engels finanziert das Projekt aus eigener Tasche: "Ich kriege dafür keinen Cent. Es ist unser Hobby."

Das Retterather Haus steht noch nicht und schon habe ihm die Denkmalpflege ein weiteres Objekt "ans Herz gelegt". Zudem hat Engels hat in Demerath (Verbandsgemeinde Daun) bereits ein "weit über 300 Jahre altes Fachwerkhaus" abgetragen. Er schwärmt: "Es ist ein Zierfachwerk, weil die Eichenbalken viele Kerbschnitzereien aufweisen. Ganz untypisch für die arme Eifel."

Dieses Fachwerkhaus habe repräsentativen Charakter und eine bewegte Historie: Schule, Tante-Emma-Laden, Dorfkneipe, Kindergarten, Wohnhaus. Beim Abbau fanden Engels hinter zugemauerten Fenstern und unter Dielen "historisches Strandgut".

Uralte Weinflaschen, 150 Jahre alte Zeitungen und einen Feldpostbrief mit dem Vermerk "Schlachtschwein abholen". Alles wird ausgestellt. Fürs Demerather Zierfachwerkhaus stellen Engels jetzt den Bauantrag. Gerolsteins Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz ist begeistert: "Toll, wenn die Museumsinsel wächst."

Familie Engels ist unter Telefon 0162/8643945 zu erreichen. Sie sucht noch Eichenbalken, Fenster und Treppen, um marode Teile zu ersetzen.

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