Prüm : Der Tag, an dem in der Eifel das Wasser kam
Prüm Die Eifel war gewarnt: Was Hochwasser alles anrichten kann, das hatte man vor drei Jahren bereits einmal erlebt. Und doch war im Juli 2021 so vieles anders. Unser Autor erinnert sich sich.
Mittwoch, 14. Juli: Der Reporter-Morgen beginnt mit einem Telefon-Rundruf quer durch die Eifel. Die Wehrleiter geben sinngemäß durch: „Wir sind vorbereitet, stehen bereit, haben Sandsäcke gebunkert. Und können nachladen.“ Sie alle wissen, was Wasser anrichten kann.
Es regnet. Nicht heftig, keine Wolkenbrüche. Aber: stetig. Bald kommen die ersten Meldungen von Flüssen und Bächen, die über die Ufer getreten sind. Im Nimstal zum Beispiel – Rommersheim, Giesdorf, Schönecken. Überall steigt der Pegel. Die ersten ufernah gelegenen Häuser haben Wasser in Keller oder Erdgeschoss.
Trotzdem: Noch hoffen alle, dass es nicht kommen wird wie Anfang Juni 2018. Damals hatten schwere Unwetter über Nacht kleinste Bäche in breite Flüsse verwandelt. Die Katastrophe kam in kürzester Zeit, niemand war vorbereitet, zumal es bis dahin monatelang keinen Regentropfen gegeben hatte.
Diesmal aber baut sie sich langsam auf. Über Wochen. Mit dauerhaftem Regen, der trotzdem nicht tief genug ins immer noch ausgetrocknete Erdreich hinabsinken kann. Folge: Die Böden können irgendwann kein Wasser mehr aufnehmen. Und obwohl, zum Beispiel, ARD-Wettermann Sven Plöger am Tag davor dazu geraten hatte, sich von Flusstälern fernzuhalten, hoffen immer noch viele, dass es in der Region nicht ganz so heftig wird wie 2018.
Es wird noch viel gravierender. Die ersten Bilder, etwa vom zerstörten Campingplatz in Prüm, wo ein Mensch die Flutnacht nicht überlebt hat, vom gebrochenen Staudamm in Stadtkyll, sie erschüttern. Am Donnerstag heißt es, dass Ministerpräsidentin Malu Dreyer nach Prüm kommen will. Aber dann treffen neue Bilder ein: Aus der Südeifel. Aus Trier-Ehrang. Aus Erftstadt, aus Schleiden, aus Bad Münstereifel. Und aus dem Ahrtal.
Malu Dreyer wird erst viel später nach Prüm und nach Gerolstein kommen. Und in den Eifelorten, die so schwer getroffen sind, sagen viele: Es war katastrophal. Aber im Vergleich zu den anderen hatten wir noch Glück.