Hotel Calluna nach zehn Jahren vor dem Aus

Gerolstein · Das vor rund zehn Jahren für vier Millionen Euro sanierte und aus dem Dornröschenschlaf erweckte Hotel Calluna in Gerolstein ist in der Insolvenz. Ob und wie das Vier-Sterne-Haus mit insgesamt 45 Beschäftigten weitergeführt wird, ist noch unklar.

 Für das Hotel Calluna in Gerolstein ist Insolvenz angemeldet worden. TV-Foto: Mario Hübner

Für das Hotel Calluna in Gerolstein ist Insolvenz angemeldet worden. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Vor fast exakt zehn Jahren war es soweit: Am 1. Oktober 2002, um 14.15 Uhr, empfing Manager Volker Deigendesch mit Blumensträußen die beiden ersten Gäste im neuen Hotel Calluna in Gerolstein. Rund ein Dutzend Eifeler Geschäftsleute hatte sich zuvor zusammengetan, um das ehemalige Hotel Rose, das über Jahre leer stand und für viel Querelen sorgte, umzubauen. Die Namensnennung (Calluna, lateinisch Heidekraut) sollte die Verwurzelung in der Region besonders verdeutlichen und sorgte allenthalben für Zustimmung. Doch bereits der Umbau sorgte für Probleme, wurde er doch mit vier Millionen Euro rund eine Million Euro teurer als veranschlagt. Zudem führte der mehrfache Wechsel der Hoteldirektoren nicht nur in der Anfangsphase für Unruhe, sondern während der gesamten vergangenen zehn Jahre. Nun hat die Geschäftsführung die Insolvenz beantragt.
Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Manfred Kürsch aus Adenau, der bereits mehrere Betriebe in der Phase der Zahlungsunfähigkeit und während der Sanierung begleitet hat. Er sagt: "Der Betrieb hatte während der gesamten Zeit viele Wechsel in der Hoteldirektion zu verkraften. So etwas ist nicht gesund." Einen Auslöser für die nun beantragte Insolvenz nannte er nicht, wenngleich der "verregnete Sommer" sein Übriges hinzugetan habe. Vielmehr sieht Kürsch strukturelle Gründe: "Obwohl die Belegungsquote gar nicht mal so schlecht war, hat das Haus mit seinen 50 Zimmern nie so viel erbracht, dass es letztlich zu einem positiven Ergebnis geführt hat. Der Knackpunkt ist die Kostenstruktur, die müsste man deutlich günstiger hinbekommen."
Damit spielt er konkret auf das Management an. Er sagt: "Wenn so ein Haus inhabergeführt ist, und eine ganze Familie mitarbeitet, dann finden sich schon viele Stunden nicht mehr auf Lohnzetteln wieder. Bei einer Fremdleitung ist das deutlich schwieriger, aber trotzdem machbar."
Was seine Hoffnung nährt, sind eingeholte Expertenmeinungen. Kürsch sagt: "Fachleute sagen, dass man mit einem solchen Haus auf Vier-Sterne-Nivau durchaus Geld verdienen kann."
Wie und ob es überhaupt weitergeht, ist nach Auskunft des Insolvenzverwalters noch nicht klar. Weitergehende Prüfungen seien notwendig. Bis Anfang Oktober will er den insgesamt 45 Mitarbeitern (Aushilfen, Teilzeit- und Vollzeitkräfte) eine Auskunft geben können, wie es um die Zukunft des Hauses und ihrer Jobs bestellt ist. Bislang bekommen sie Insolvenzgeld von der Arbeitsverwaltung - und zwar noch bis Ende Oktober.
Erster Interessent abgesprungen


Eine erste Hoffnung hat sich aber bereits zerschlagen, wie Kürsch berichtet: "Wir hatten bereits einen Kaufinteressenten, aber der ist wieder abgesprungen." Das haben nach Worten des Rechtsanwalts mittlerweile auch acht Vollzeitkräfte des Hotels gemacht. "Das bedauere ich sehr, denn wir müssen ohnehin schon an allen Fronten kämpfen und den Betrieb aufrechterhalten." Hotelgutscheine können, so steht es auf der Homepage des Hotels, "aus rechtlichen Gründen nicht mehr eingelöst werden".
Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) sagt: "Diese Entwicklung ist zum einen bedauerlich, zum anderen kommt sie für mich überraschend. Gerolstein braucht in der Stadt ein Hotel in dieser Größenordnung und im gehobenen Segment."
Sowohl für Touristen als auch als Tagungshotel sei das Calluna "stets eine gute Adresse und ein Frequenzbringer für die Stadt" gewesen. May hofft auf eine dauerhafte Fortführung des Hotelbetriebs "an dieser exponierten Stelle".
Wilfried Knauf, Geschäftsführer der Calluna Hotel GmbH, die das Vier-Sterne-Haus betreibt, war für den TV nicht zu sprechen.

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