Hoteldirektor: Matthias Stein

HILLESHEIM. Aller guten Dinge sind nicht immer drei: Nach dem fünften Zwangsversteigerungstermin hat das seit mehr als vier Jahren leer stehende Hotel Augustiner-Kloster einen neuen Eigentümer: Die Stadt Hillesheim hat für 500 000 Euro den 60-prozentigen Teil des Komplexes gekauft, der der luxemburgischen Gläubigerbank gehörte. Der Rest war bereits städtischer Besitz.

Um 14.46 Uhr geschieht das, was kaum noch einer erwartet, im Hillesheimer Land aber viele erhofft hatten: Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU), der sich mit Rechtsanwalt Heinz-Werner Cornelissen aus Dinslaken Beistand geholt hatte, hebt kurz die Hand und sagt: "Herr Vorsitzender, ich gebe ein Gebot für die Stadt Hillesheim über 500 000 Euro ab." Leichte Unruhe unter den 15 Gästen im Gerichtssaal. Der Vorsitzende, Rechtspfleger Helmut Hahn, der auch die anderen vier Zwangsversteigerungstermine vor dem Dauner Amtsgericht geleitet hatte, nimmt das Gebot mit einem kurzen Nicken entgegen. Am Tisch gegenüber hellen sich die Mienen der drei Vertreter der luxemburgischen Hypovereinsbank (HVB) ein wenig auf, kurzzeitig ist sogar ein Schmunzeln auf ihren Gesichtern zu sehen, wenngleich sie die Fassung wahren - eine Selbstverständlichkeit für Banker. Später sagt Erwin Moos von der HBV auf TV-Frage, inwiefern die Bank denn dafür Entgegenkommen gezeigt habe, dass sich die Stadt nun doch zum Kauf entschlossen habe: "Die Zustimmung zu den 500 000 Euro sind unser Entgegenkommen." Über ursprüngliche oder gar wünschenswerte Preisvorstellungen der Bank will er kein Wort mehr verlieren, sondern sagt nur: "Alles Geschichte." Erleichterung macht sich breit

Derweil macht sich im Gerichtssaal Erleichterung und bisweilen auch Freude breit. Gegen Ende der Bietzeit löst sich die Anspannung vollends: Stein und Cornelissen fangen gar mit Besuchern zu plaudern an. Kurz vor Ende schaut der Rechtsanwalt auf seine Uhr und flüstert seinem Mandaten zu, dass es "nur noch drei Minuten" seien. Steins Reaktion: "Wir haben so lange gewartet, da schaffen wir die auch noch." Um 15.03 Uhr dann die Erlösung: Rechtspfleger Hahn beendet die Versteigerung. Doch er fügt zur Überraschung einiger hinzu, dass er "heute noch keine Entscheidung treffen" werde, da erst noch der bisherige Eigentümer (Hans Müller) gehört werde. Der muss laut Hahn aber triftige Gründe gegen eine Veräußerung an die Stadt vorbringen, damit es nicht zum Zuschlag kommt - beispielsweise indem er einen wasserdichten Kaufvertrag mit einem anderen Partner vorlegt. Hahn: "Nur zu sagen, der Kaufpreis sei ihm zu gering, zählt nicht." Eine halbe Stunde zuvor hatte der Rechtspfleger die Bietphase, die mindestens eine halbe Stunde dauern muss, eröffnet. Erledigt waren davor bereits die üblichen Formalitäten: Hahn hatte erneut den Verkehrswert des Hotelkomplexes benannt (2,45 Millionen Euro sowie 150 000 Euro fürs Inventar) und aufgezählt, welche zusätzlichen Kosten mittlerweile aufgelaufen sind: insgesamt 161 032,11 Euro - darunter 27 000 Euro Gerichtskosten sowie rund 86 000 Euro öffentliche Abgaben (knapp 81 000 Euro an Forderungen der Verbandsgemeinde Hillesheim sowie knapp 6000 Euro der Kreisverwaltung Daun). Die müssen vom neuen Eigentümer ebenfalls übernommen werden. Faktisch wird es aber so sein, dass die Stadt Hillesheim die von ihr gebotenen 500 000 Euro ans Gericht überweisen wird, dieses zunächst alle Rechnungen begleichen und die verbleibende Summe an die Gläubigerbank auszahlen wird. Josef Saxler von der Kommunalaufsicht sagte zum Gebot: "Wir haben zugestimmt, da die Stadt gar keine andere Wahl hat und dies der einzig sinnvoll gangbare Weg war." Zudem habe die Stadt das Geld für den Kauf ja, da sie seinerzeit bei Geschäften mit dem Pächter Geld als Sicherheit zurückbehalten habe. Stadtbürgermeister Stein ist einerseits erlöst ("Es ist eine schwere Last von mit gefallen"), andererseits zuversichtlich. Er spricht schon davon, dass bereits zum nächsten Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring wieder die ersten Gäste im Hotel begrüßt werden sollen: "Wenn Schumi startet, wollen wir auch wieder im kleinen Rahmen loslegen." Auf die Frage, wie er sich als Hoteldirektor fühle, sagt Stein: "Bestens. Jetzt gehe ich erst mal ein Bier trinken - oder auch zwei."

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