Historie Hotelplan stößt in Schalkenmehren vor fast 100 Jahren auf Widerstand

Schalkenmehren · Ein Zeitgenosse hat damals in Schalkenmehren für große Aufregung gesorgt. Vor fast hundert Jahren wäre es beinahe mit der Stille und der Beschaulichkeit um den historischen Ort Weinfeld vorbei gewesen.

Hotelplan stößt in Schalkenmehren vor fast 100 Jahren auf Widerstand
Foto: Bernd Schlimpen

Ein störendes Hotel mit Verkaufsstand war in Weinfeld vorgesehen, und fast wäre dem Initiator der Plan gelungen. Der allseitige Widerstand war letztlich zu groß.

1926 lässt sich in Schalkenmehren ein Kaufmann namens Robert Schwickerath nieder. Dieser Kaufmann, so Heinz-Jürgen Rieden in seinem Bericht in der Schalkenmehrener Chronik, beabsichtigt, im Maarsattel zwischen Weinfelder und Schalkenmehrener Maar einen Restaurationsbetrieb mit Kiosk zu errichten. Die Anträge auf Baugenehmigung werden von der Ortsgemeinde Schalkenmehren, der Stadt Daun und dem Landratsamt mit dem Verweis auf unbedingte Schutzwürdigkeit der wertvollen Landschaft strikt abgelehnt.

Die Bezirksregierung Trier hebt die Entscheidung der regionalen Behörden zum Entsetzen der Landbevölkerung auf. Die Bau- und Schankgenehmigung werden erteilt. Bei der Anfuhr der ersten Baumaterialien erhebt sich ein Proteststurm im ganzen Dorf Schalkenmehren. Die ersten Baumaßnahmen werden bei Nacht und Nebel von der erbosten Dorfbevölkerung immer wieder zerstört, doch Schwickerath beharrt auf seinem Vorhaben.

Am 2. Oktober 1932 kommen Eifelfreunde von weit her ins Dauner Hotel Schramm zu einer Protestveranstaltung, an der auch der Landrat teilnimmt, und auch vom Eifelverein kommt Unterstützung. Eine Resulotion geht an die Zeitungen, die durch vielfache Auslösung die Bevölkerung aktiviert, und auch die bekannte Dichterin Clara Viebig und Eifelmaler Fritz von Wille beteiligten sich an dem Protest, indem sie sich zu Wort melden. Sie sehen Weinfeld als historisches Kleinod der Eifel mit Einmaligkeit und Erhabenheit.

Angespornt durch die sehr große Resonanz, verfasst der Gemeinderat ein Schreiben an das preußische Staatsministerium zu Händen von Reichskommissar Doktor Bracht, Reichminister des Inneren in Berlin. In diesem Brief geht er auf die Einmaligkeit Weinfelds und das rüde, rücksichts- und gewissenlose Handeln von Robert Schwickerath ein.

Der Eifelverein plant, da auch das Schreiben in Berlin noch nicht ad acta gelegt war, eine nationale Großkundgebung ein, und so findet am 4. August 1933 eine Sternwanderung zum Totenmaar statt, wo sich viele hunderte Eifeler zu einer starken Kundgebung zusammenfanden. Dieser Höhepunkt der Proteste leitet auch das Ende des Streites ein.

Das Oberverwaltungsgericht in Berlin hebt den Baubeschluss des Trierer Bauausschusses auf, wodurch das Bauvorhaben beendet wird und die bereits entstandenen Ruinen beseitigt werden konnten.

Am 3. September 1935 werden das Weinfelder-, das Schalkenmehrener- und das Gemündener Maar gemeinsam zum Naturschutzgebiet erklärt. Der Kaufmann Robert Schwickerath, der Urheber allen Zwists, findet keine geeignete Bleibe mehr in Schalkenmehren und verlässt bald den Ort. Auch sein Haus wird versteigert.

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