"Ich geh' mal flott zu Esselen"

Seit nahezu 150 Jahren ist der Name Esselen im Handel ein Begriff. Anfangs waren es nur Herrenhüte und Textilien, die der aus Schönecken stammende Nicolaus Esselen im Jahre 1860 auf der Wiesbaumer Straße, der heutigen Kölner Straße, anbot.

 Inhaber Günter Esselen, Marketingfachwirtin Stefanie Dunkel mit Tochter Lara, der sechsten Generation auf dem Arm, und Gisela Esselen. TV-Foto: Felicitas Schulz

Inhaber Günter Esselen, Marketingfachwirtin Stefanie Dunkel mit Tochter Lara, der sechsten Generation auf dem Arm, und Gisela Esselen. TV-Foto: Felicitas Schulz

Hillesheim. Bereits 1886 wurde am heutigem Standort des Geschäftes ein Neubau errichtet. Der clevere Kaufmann bot "alles unter einem Dach" für den täglichen Gebrauch im Haushalt an. Neben Lebensmitteln, auch Nägel und Handwerkszeug, Petroleum und ein erweitertes Angebot von Textilien und weiterhin Hüte. Seine fünf Söhne gründeten in anderen Orten ähnliche Geschäfte. "Ich geh' mal flott zu Esselen" ist seit Generationen ein gebräuchlicher Satz. Ob Kittelschürze, Mehl und Zucker aus dem Sack oder Zigarren aus dem Tabakschrank - alles war zu haben. Das Hillesheimer Hauptgeschäft übernahm später Casper Esselen.Das damals noch weit verbreitete Tauschen im ländlichen Raum von Butter, Eiern und Getreide gegen Artikel aus dem gut bestückten Warenlager schuf einen großen Kundenstamm. Fast täglich kamen Fuhrwerke, die über Land oder vom Bahnhof Lieferungen brachten. Das Getreide kam zur Mühle und als Mehl in den Laden zum Verkauf. Geöffnet wurde an allen Tagen und auch am Sonntag nach dem Hochamt, außer an kirchlichen Feiertagen. Das Geschäft florierte, und der Name Esselen gehört zu den ältesten Wirtschaftsunternehmen in Hillesheim, das über Generationen und durch Kriege bis heute erhalten blieb. In acht Dachzimmern war genügend Platz für Lehrlinge und Angestellte, die von den Dörfern stammten und so in den familiären Alltag die Woche über eingebunden waren. Zucht und Ordnung seien von jeher Bestandteil der Firmengeschichte gewesen. Und schalteten samstags beim Putzen im Hausflur die Mädchen das Radio an in Vorfreude auf Wochenendvergnügungen, dann betätigte Josef Esselen kurzerhand die "Aus"-Taste, und die Disziplin war fürs Erste wieder hergestellt. Seit 1962 ist die Firma eine offene Handelsgesellschaft. Drei Jahre später erfolgte ein Neubau mit großer Verkaufshalle, dem sich 1975 ein großes Umbau- und Neubauprogramm anschloss. Die Lebensmittelabteilung wurde geschlossen und mit ihr der erste Büfett-Party- Dienst, den Günter Esselen Anfang der 70er-Jahre anbot. Im Jahre 1985 beging das Mode- und Textilgeschäft sein 125- jähriges Jubiläum, und Christine Esselen brachte ihren Sohn Günter und dessen Frau Gisela als die nächste Firmen-Generation ins Gespräch. "Schon als Kind war ich fasziniert von der hohen Theke, den bis unter die Decke reichenden Regalen und von den Rollleitern, die hin- und herfuhren", erzählt Gisela Esselen. Sie leitet den Einkauf und ist mit zehn Mitarbeitern auf 600 Quadratmetern Geschäftsebene mit ihrer Tochter für den Verkauf verantwortlich.Die Erweiterung der Damen-, Herren und Kinderkonfektion brachte ein größeres Kundenpotenzial. Mit dem neuen, monatlich wechselnden Flächenprogramm aktueller Modethemen von "Young Fashion" über "Modern Women" bis hin zu klassischen Stilen hat sich "mode-textil Esselen" den städtischen Kaufhaustrends angeschlossen. Marketingfachwirtin Stefanie Dunkel ist mit ihrem Vater, dem Inhaber des Familienbetriebes, für die Geschäftsleitung zuständig. "Wir überlegen gemeinsam, erstellen Programme und werden ab Juli ein neuzeitliches, beachtenswertes Konzept anbieten." Der Satz "Ich geh' mal flott zu Esselen" wird also weiterhin seine Gültigkeit behalten.

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