"Ich lege euch Peterle ans Herz"

Zum Jahrestag der Reichsprogromnacht zeigt die Eifel-Film-Bühne am 9., 10. und 11. November Dietrich Schuberts Dokumentarfilm "Unterwegs als sicherer Ort". Am 10. November sind der Regisseur Dietrich Schubert (Kronenburg) und der jüdische Schriftsteller Peter Finkelgruen (Köln), auf dessen Spurensuche der Film basiert, anwesend. Nach dem Film besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit ihnen.

 Auf Spurensuche: Peter Finkelgruen in seiner Geburtsstadt Shanghai. Foto: Dietrich Schubert

Auf Spurensuche: Peter Finkelgruen in seiner Geburtsstadt Shanghai. Foto: Dietrich Schubert

Hillesheim. (bb) In seinem Buch "Haus Deutschland" hatte Peter Finkelgruen den Mord an seinem jüdischen Großvater in der Kleinen Festung Theresienstadt im Dezember 1942 geschildert und seine vergeblichen Bemühungen beschrieben, den Mörder, den ehemaligen SS-Mann Anton Malloth, in Deutschland vor Gericht zu bringen. Die Beschäftigung mit diesem ungesühnten Mord war der Beginn einer Suche nach der eigenen Herkunft, die ihn noch einmal zu den wichtigsten Stationen seines Lebens führt. Peter Finkelgruen wurde 1942 in Shanghai geboren. Auf abenteuerlichen Wegen waren seine Eltern, wie 30 000 andere jüdische Flüchtlinge, hierher geflohen. Die Stadt war von den Japanern besetzt. Ihre deutschen Verbündeten entsandten Josef Meisinger, den "Schlächter von Warschau", um die Japaner zu überzeugen, auch hier mit der Judenvernichtung zu beginnen. 1943 wurde der Hongkou-District, ein Armenviertel, zum Ghetto für staatenlose Ausländer. Die Hoffnung, endlich angekommen zu sein

Auch die junge Familie Finkelgruen musste ins Ghetto ziehen. Peter Finkelgruens Vater überlebte die Strapazen nicht. Im Herbst 1946 verließen Mutter und Sohn Shanghai und fuhren zur Großmutter nach Prag, die Stadt, in die die Familie vor den Nationalsozialisten geflohen war. Hier starb Finkelgruens Mutter an den Folgen von Flucht und Exil. "Ich lege euch Peterle ans Herz," hatte sie in ihrem letzten Brief an Verwandte in Israel geschrieben. Also gingen Großmutter und Enkel in die Fremde. Auf einem Frachtschiff erreichten sie mit vielen anderen Juden im Frühjahr 1951 Haifa, damals Anlaufpunkt für viele Überlebende des Holocaust. Alle hofften, endlich angekommen zu sein; auch der neunjährige Peter. Im Herbst 1996 bringt ihn wieder ein Schiff nach Haifa; in seiner Begleitung ist der Dokumentarfilmer Dietrich Schubert, der Peter Finkelgruen auf der Suche nach seinen Wurzeln begleitet - auch nach Shanghai und Prag, auch von Köln über Pullach nach Meran, wo der SS-Mann Malloth bis 1988 wohnte. Dietrich Schuberts Dokumentarfilm mit Peter Finkelgruen, "Unterwegs als sicherer Ort" (1997), ist eine Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk. Den anderthalbstündigen Film zeigt die Eifel-Film-Bühne Hillesheim am Freitag, 9. November, 19 Uhr; am Samstag, 10. November, 18 Uhr, in Anwesenheit von Dietrich Schubert und Peter Finkelgruen. Am Sonntag, 11. November, wird der Film um 20.30 Uhr gezeigt.

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