Ihr Platz ist im Stall bei den Tieren

Birresborn · Auch im Kreis Vulkaneifel geht die Zahl der Landwirte immer weiter zurück. Grund dafür sind nicht nur die hohen Kosten für Maschinen, Futtermittel und Dünger sowie niedrige Preise für Milch und Fleisch. Oft muss ein Hof auch wegen der fehlenden Nachfolge aufgegeben werden. Die 25 Jahre alte Heike Schifferings aus Birresborn wagt es dennoch und übernimmt den elterlichen Betrieb.

 Noch ist Papa Manfred der Chef auf dem Vulkanhof, aber Tochter Heike wird in Zukunft die Geschicke des Hofes leiten. TV-Foto: Helmut Gassen

Noch ist Papa Manfred der Chef auf dem Vulkanhof, aber Tochter Heike wird in Zukunft die Geschicke des Hofes leiten. TV-Foto: Helmut Gassen

Birresborn. Etwa zwei Kilometer oberhalb von Birresborn, Vulkaneifelkreis, liegt der Vulkanhof. Manfred und Uschi Schifferings bewirtschaften den Hof. Auch für sie hat sich die Frage gestellt, wie es mit dem Betrieb weitergeht und ob noch investiert werden soll. "Hätte ich keinen Nachfolger gehabt, hätte ich wohl mit 60 oder 65 Jahren aufgehört und auch keinen neuen Stall gebaut. Als Heike dann weitermachen wollte, war es keine Frage mehr", freut sich der 49 Jahre alte Bauer.
Denn seine Tochter hatte sich vor einigen Jahren nach einem kurzen Intermezzo in Wittlich bereiterklärt, den Hof zu übernehmen. "Ich habe schon immer auf dem Hof geholfen, wenn ich Zeit hatte, aber ganz machen wollte ich es nicht. Nachdem ich 2006 ein Praktikum gemacht habe, hat mir die Physiotherapie am besten gefallen. Ich bin dann nach Wittlich gezogen und habe eine Ausbildung als Physiotherapeutin angefangen", erzählt sie.
Doch nach neun Monaten brach sie die Ausbildung ab. "Ich habe schnell gemerkt, dass mir das Landleben fehlte und auch besonders die Arbeit mit den Tieren. Daraufhin habe ich 2009 den Entschluss gefasst, doch Landwirtin zu werden." Heute ist Heike Schifferings staatlich geprüfte Technikerin im Landbau und freut sich über ihre berufliche Kehrtwende.
Im vergangenen Jahr wurde der neue Stall für 120 Milchkühe mit zwei Melkrobotern fertiggestellt. Seither hat sich vieles im Hofleben verändert. "Durch den neuen Stall wurde das Tierwohl verbessert. Die Tiere haben mehr Licht, Platz und mehr Luft. Sie fühlen sich wohler und geben auch mehr Milch", sagt Heike Schifferings.
Insgesamt 140 Hektar Grünland- und Ackerflächen mit Mais und Getreide bewirtschaftet Familie Schifferings. Im neuen Stall stehen bereits 80 Milchkühe. Die Familie hat insgesamt 220 Tiere, die sich auch noch auf die älteren Ställe verteilen.
"Der neue Stall ist ja für 120 Kühe ausgelegt, aber bisher noch nicht ganz belegt. Wir wollen langsam anfangen, damit sich die Tiere an die neue Melktechnik mit dem Roboter gewöhnen können. In anderthalb Jahren wollen wir auf dem Stand von 120 Milchkühen sein", erklärt die Jungbäuerin.
Sie ist noch bei ihrem Vater angestellt, übernimmt den Hof später aber ganz. Noch helfen Eltern und Großeltern mit, die Aufgaben auf dem Hof zu bewältigen. "Die Arbeit in der Landwirtschaft ist kein Acht-Stunden-Tag", weiß Heike Schifferings. Ihr Lieblingsplatz: "Ich bin am liebsten im Stall bei den Tieren und kümmere mich um sie. Im Stall wird ja auch das Geld verdient."
Die Bedingungen für die Landwirtschaft werden jedoch schwieriger. Im April fällt die Milchquote weg. "Man muss jetzt abwarten, wie es weitergeht, die Menge wird es machen", meint Vater Manfred.
Im Jahr liefert die Familie rund 700 000 Kilo Milch an die Molkerei. In Zukunft wird sich die Menge noch erhöhen. Denn: "So hoffen wir den Einkommensverlust durch die niedrigen Preise ausgleichen zu können", sagt Manfred Schifferings.
Wie sieht denn die neue Bäuerin die Lage der Landwirtschaft? Hat sie noch Zukunft in der Eifel? "Die Landwirtschaft hat meiner Meinung nach bestimmt noch Zukunft, man braucht uns ja. Sonst gibt es keine Milch und keine Butter", sagt Heike Schifferings überzeugt. HG

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