"Im schlimmsten Fall komplett neu planen"

HILLESHEIM. Die Verbandsgemeinde Hillesheim ist der Stadt gefolgt und hat sich ebenfalls für die ortsnahe Variante der Ortsumgehung Hillesheim über den ehemaligen Bahndamm ausgesprochen. Auch wird der von der Stadt aufgestellte Forderungskatalog übernommen (der TV berichtete).

Der Bauausschuss, an dessen Sitzung wegen des Themas "Umgehung" ein halbes Dutzend Gäste teilnahmen, fasste den Beschluss bei einer Gegenstimme (Oswald Blum/SPD). Vor der Abstimmung hatten Karl-Josef Tölkes und Herbert Benz vom Landesamt für Straßen und Verkehr (LSV) in Gerolstein Fragen der Ausschussmitglieder beantwortet. Vorwiegend ging es um Nutzen und Nachteile der beiden zuletzt noch verfolgten Varianten (1: ortsnah; 2: ortsfern). So bringt laut Benz die ortsnahe Variante im Jahr 2015 eine tägliche Entlastung von 4000 Fahrzeugen für den Ortskern. Bei der ortsfernen Variante liegt die Entlastung bei 1300 Fahrzeugen, und durch die allgemeine Zunahme des Verkehrs wird eine Belastung der Kölner Straße wie derzeit vorausgesagt. Bürgermeisterin Heike Bohn war es, die auf einige - aus der Diskussion im Stadtrat bereits bekannte - Knackpunkte zu sprechen kam. So hatte sie den Unterlagen die Resolutionen aus Wiesbaum und Kerpen gegen die Umgehungspläne der Grünen entlang der beiden Dörfer beigelegt. Und sie sprach die LSV-Experten auf die bis vor wenigen Jahren ebenfalls verfolgte so genannte mittlere Trasse, die hinter der Schwedenschanze verlaufen sollte, an. LSV-Vize Tölkes erklärte, weshalb diese inzwischen nicht mehr berücksichtigt werde: "Ein Konglomerat aus mehreren Punkten hat dazu geführt - allem voran, dass sich der Hillesheimer Stadtrat 2001 für die ortsnahe Trasse ausgesprochen hat." Weiterhin spreche gegen diese Variante, dass der Bereich Schwedenschanze Wassergewinnungsgebiet sei und ein bis zu zehn Meter tiefer Einschnitt in die Bergkuppe erforderlich sei um eine für die Verkehrsführung noch erträgliche Steigung zu erzielen. Ratsmitglied Hubert Renkes (FWG) spielte auf den Widerstand des Hillesheimer Gewerbevereins und von bislang rund 500 Bürgern gegen die ortsnahe Trasse an und fragte: "Was wird der LSV tun, wenn sich der künftige Stadtrat gegen die Bahndamm-Variante ausspricht?" Tölkes Antwort: "Die SGD als zuständige Behörde wird alle Punkte abwägen. Im schlimmsten Fall lautet das Ergebnis: Alles verfolgten Varianten sind undenkbar, es muss neu geplant werden." Dass der jetzige Zustand beibehalten werde, davon geht er nicht aus. Die unter Umständen notwendige Verlegung des Radwegs nach Walsdorf und die damit höheren Kosten sprach das künftige Ratsmitglied Karl-Wilhelm Koch (Grüne) an.Bahndamm müsste aufgefüllt werden

Die LSV-Experten haben zudem über einige weitgehend unbekannte Details informiert. So berichtete Benz: "Der Bahndamm wird um drei bis vier Meter aufgeschüttet." Das sei notwendig, um die erforderliche Fahrbahnbreite zu erreichen, die auf der Sohle des Bahndammschachts nicht gegeben sei. Zur Schwedenschanze hin werde - wo notwendig - der Hang so weit abgetragen werden, bis die Breite erreicht sei. So erübrige sich die teure Sanierung der Schachtwände. Schutz vor dem Verkehrslärm biete dreierlei: Erstens die in weiten Teilen weiterhin vier Meter hohe Schachtwand zu den Wohnhäusern hin, zweitens Lärmschutzwälle oder -wände und drittens Lärmschutzfenster für die Häuser. Zwei Punkte haben indes für Verwunderung gesorgt, weil das bislang nicht so gehandhabt worden ist: Erstens, dass Bürgermeisterin Bohn die Bauausschuss-Sitzung als öffentlich deklariert hat, "weil wir heute eine Reihe von abschließenden Entscheidungen fällen". Und zweitens, dass sie kurzerhand auf den Besuch der Gäste mit einem Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung reagiert hat - um den Punkt Einwohnerfragen. Dem widersetzte sich niemand. Noch bis 9. Juli können sich die Bürger zur Ortsumgehung Hillesheim schriftlich (Brief oder Mail) an die Verbandsgemeindeverwaltung Hillesheim, Bergstraße 6, 54576 Hillesheim, ( vg@hillesheim.de) oder an die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Stresemannstraße 3-5, 56068 Koblenz ( poststelle@sgdnord.rlp.de), wenden.

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