Im wirklichen Leben gibt es kein Happy End

Hillesheim/Daun · Mit der Komödie "Im Weltraum gibt es keine Gefühle" hat Kinochefin Christine Runge in der Eifel-Film-Bühne dem Thema Autismus eine Plattform gegeben. Im Anschluss an die Vorführung des Films haben Mitarbeiterinnen der Dauner Außenstelle des Autismus-Therapiezentrums (ATZ) Trier ihre Arbeit vorgestellt.

Hillesheim/Daun. Simon, der Held des Films, hat Asperger, eine leichte Form von Autismus. "Die meisten denken, ich sei ein Idiot. Aber das bin ich nicht. Ich will nur, dass alles so bleibt, wie es ist", sagt Simon, der Kreise lieber als Menschen mag. Denn Kreise sind immer gleich. Er braucht ein absolut geregeltes Leben. Wenn nichts mehr geht, verkriecht er sich in eine zur Weltraumkapsel umfunktionierte Tonne. Er lebt bei seinem Bruder Sam und dessen Freundin Frida. Doch wie schon Simons Mutter unter dem Alltag mit ihrem Sohn leidet, hält es nun auch Frida nicht mehr aus. Sie verlässt Sam. Und Simon sucht eine Neue, die zu Sam und auch zu ihm passt.
"Ja, das ganze Spektrum des Verhaltens von Menschen mit Asperger kam in dem Film vor", bestätigten Birgit Wagner und Anne Waxler von der Dauner Außenstelle des ATZ den 50 Zuschauern, die nach dem Film noch im Kino blieben. Es komme häufig vor, dass Autisten sich bei Problemen verkriechen. Sie seien oftmals Spezialisten auf einem Gebiet. Sammelleidenschaften seien typisch. Sie verstehen - wie Simon - keine Ironie und keine sprichwörtlichen Bedeutungen wie "Einmal ist keinmal" oder "Zeit ist Geld".
Dass der Film an manchen Stellen übertreibe, wies ein Zuschauer zurück. "Unser 12-jähriger autistischer Sohn kann nicht sprechen, und wir leben in der ständigen Sorge, dass er sich verirrt", sagte er. Mit Blick auf schlimmere Fälle in seinem Bekanntenkreis sagt er: "Der Film ist harmlos." Im wirklichen Leben gebe es kein Happy End, räumte Anne Waxler ein. Autismus sei angeboren, nicht heilbar und "niemals durch Erziehung verursacht", betonte sie. Die beiden ATZ-Mitarbeiterinnen erklärten, dass jede Therapie individuell erstellt und mit den Familien und Betreuern, Kindergärten, Schulen und Arbeitgebern zusammengearbeitet werden müsse.
Das ATZ in Trier wurde vor über 20 Jahren aus einer Elterninitiative heraus gegründet und versorgt das westliche Rheinland-Pfalz. Seit Herbst 2010 gibt es eine Außenstelle in Daun. An den beiden Einrichtungen werden aktuell 300 Betroffene im Alter von drei bis 47 Jahren von 23 Mitarbeitern betreut. bb
Extra

Autismus hat viele Gesichter, und autistische Menschen können unterschiedlich stark betroffen sein. Gemeinsam sind ihnen Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Es gelingt ihnen nicht, Sinnesreize richtig zu verarbeiten, und sie empfinden die Umwelt oft als beängstigend. Es ist eine ausführliche Diagnostikphase erforderlich. Kontakt zum ATZ in Trier: Telefon 0651/603441-00, E-Mail: info@autismus-trier.de, homepage: www.autismus-trier.de bb

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