Im Zeichen der Schule

RODDER. Vier Tage Programm hatte der Bürgerverein Rodder geplant, um die diesjährige Kirmes rund um die Alte Schule, die seit 1964 der Dorfgemeinschaft als Begegnungsstätte dient, zu feiern. Im Zentrum der Feierlichkeiten stand das 100-jährige Bestehen des Gebäudes, das seit einem Jahrhundert das Dorfgeschehen in Rodder dominiert und so manches miterlebt hat.

Schon zur Eröffnung der Kirmes konnten sich die Bürger Rodders ein lebhaftes Bild von dem wieder hergerichteten Schulraum machen, der ihnen noch so viel zu sagen hatte. Alte Landkarten, alte Schulbücher, Fotos aus ihrer Kinderzeit, sogar die alten Schulbänke standen noch da. Und doch hat das Schulgebäude ein bewegtes Leben hinter sich. Im Jahre 1892, so ist in der Chronik zu lesen, stellte die Gemeinde Rodder den Antrag auf einen eigenen Schulbetrieb mit folgender Begründung: "Der Schulbesuch unserer Kinder nach Niederzissen ist nicht allein wegen zu weiter Entfernung und unpassierbarer Wege, sondern mit der Witterung verbunden - Wind, Kälte, Eis und Schnee abwechselnd -, dass ein regelmäßiger Besuch der Schule in Niederzissen unmöglich ist. Die eintretenden Krankheiten, meistens Erkältungen, nehmen Arzt und Apotheker in Anspruch, und das kommt für die Eltern hoch zu stehen, und mehrere Kinder nehmen Spuren von solcher Krankheit mit bis ins Grab." Noch vieles mehr aus der Schulchronik wusste Toni Schröder den Besuchern der Kirmes zu berichten. Nachdem der Unterricht ab 1893 dann im Obergeschoss des Hauses Hauptstraße 91 stattfand, wurde 1906 endlich der Grundstein für die neue Schule gelegt. Das Gebäude hat beide Kriege unbeschadet überstanden, 1964 wurde der Schulbetrieb aber endgültig eingestellt. Die Kinder gehen wieder in Niederzissen zur Schule, nur wird der Schulweg nicht mehr zu Fuß bewerkstelligt. In dem leer stehenden Gebäude zog schon bald wieder Leben ein. Der Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft war gefunden. Vor 28 Jahren gründete sich ein Bürgerverein, der auch das Jubiläumsfest des Schulgebäudes am vergangenen Wochenende zu einem besonderen Erlebnis werden ließ. Schulsketche am Sonntagnachmittag mit ungezogenen Schülern, strengen Lehrern und einem Pastor, aufgeführt von Mitgliedern des Bürgervereins, ließen die Besucher ihre Lachmuskeln trainieren. Aber nicht nur das große Jubiläum stand auf dem Programm. Nach einem irischen Abend am Samstag, der das Zelt zum Beben brachte, gab es am Sonntagmorgen in der Maria-Himmelfahrt-Kapelle noch einen weiteren Höhepunkt. Während der Messe weihte Pastor Otmar Fechler die neue Glocke ein, die nach der Renovierung der Kapelle - die jetzt mit einem neuen Glockenstuhl und einem elektrischen Geläut ausgestattet ist - ihren Platz neben der alten Glocke finden wird. Der Bürgerverein Rodder ist besonders stolz auf die Erhaltung der Kapelle und der alten Schule. Hier ist viel durch die Eigenleistung der Rodderer Bürger in die Tat umgesetzt worden. Das wusste auch Bürgermeister Hermann Höfer bei seinem Besuch zu schätzen. Gerne ließ er sich dann auch vom Vorsitzenden des Vereins, Herbert Schröder, durch die Ausstellung führen.

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