Immer mehr Gewalt an Schulen

AHRWEILER. (red) Konsequent gegen Gewalt an Schulen vorgehen, Präventionsmaßnahmen weiterentwickeln und die gute Zusammenarbeit mit den Schulen ausweiten: So ist die neue Richtschnur der Polizei-Inspektion Ahrweiler.

"Hätte es in Berlin eine derartig breit gefächerte Zusammenarbeit wie bei uns gegeben, wäre es nie so weit gekommen", betont Peter Krämer, Dienststellenleiter der Polizei in Ahrweiler, angesichts der jüngsten Eskalation in einer Schule der Hauptstadt. Aber auch an der Ahr ist Gewalt an Schulen nicht unbekannt, räumt er ein. 64 Delikte an den Schulen der Kreisstadt im vergangenen Jahr verzeichnet die Polizeibilanz, davon 19 zum Teil gefährliche Körperverletzungen. Etwa siebzig Prozent der Fälle, zu denen auch Mobbing gehört, wurden aufgeklärt. In den vergangenen vier Jahren registrierte die Polizei jeweils zwischen zehn und 16 Körperverletzungen in den Grund- und weiterführenden Schulen. An aktuellen Fällen bearbeiten die Polizeibeamten einen versuchten Totschlag mit einem Messer, Delikte rund um Drogenhandel an der Berufsbildenden Schule und den dreisten Diebstahl der Brieftasche einer Lehrerin von einem noch relativ jungen Schüler. Auch das so genannte Handy-Slapping - das Versenden von Gewalt- und Pornofilmen auf Handys - ist in der Region ein Thema. Hierbei werden auch selbst gedrehte Gewaltszenen versandt. Das Fatale: "Befindet sich ein Schüler mit Bluetooth-tauglichem Gerät im Umkreis des Sendenden, so hat er automatisch auch solches Material auf seinem Handy", erläutert Dietmar Hoffmann, Experte in Sachen Prävention. Damit seien auch jüngere Schüler nicht davor geschützt. Ein generelles Handyverbot werde kontrovers an den Schulen diskutiert, wobei es private Schulen leichter hätten, Regelungen aufzustellen. "Allerdings wären viele Eltern sicher auch dankbar, wenn es solche Vorgaben von Seiten der Schule gäbe", glaubt Jugendsachbearbeiter Stefan Groß."Nur Konsequenz hilft weiter"

"Wenn konsequent Dinge nicht toleriert werden, erreicht man am ehesten etwas", urteilte auch Wilfried Manheller, Leiter des Kriminal- und Bezirksdienstes. Als erfreuliche Tendenz beurteilt Peter Krämer die Tatsache, dass sich Schulen nicht mehr aus Angst um ihren Ruf davor scheuen, sich bei der Polizei beratende Hilfe zu holen. Beratung müsse nämlich nicht zwingend auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Doch auch außerhalb des Schulgeländes seien die Formen der Jugendauffälligkeiten vielfältig: betrunkene Kinder nachts auf den Straßen, das Zerstören von PKW in Serie oder allein 30 Fälle im vergangenen Jahr, in denen die jugendlichen Fahrer unter Drogen standen. Die Präventionsarbeit der Dienststelle ist umfangreich. So bietet etwa Franz-Josef Dittmann ein sechsstündiges Deeskalationstraining an, das in den vergangenen drei Jahren rund hundertmal angenommen wurde.

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