Impfen, wo geimpft werden kann

AHRWEILER. (red) Virale Infektionskrankheiten können Katzen das Leben schwer machen. Neben der Leukose gewinnt immer mehr das als "Katzen-Aids" bekannte "Feline Immunschwäche-Virus" (FIV) an Bedeutung. Kastrationen könnten helfen, die Verbreitung der Krankheit einzudämmen.

In Deutschland sind Schätzungen zufolge zwei bis acht Prozent der Katzen FIV-positiv. Im Gegensatz zur Leukose gibt es gegen den "Feline Immunschwäche-Virus", kurz FIV, noch keine vorbeugende Impfung. "In meiner Praxis gibt es immer wieder Fälle von FIV", erzählt Tierarzt Udo Greifenhagen aus Adenau. "Das Virus ist seit langem in unserer Region verbreitet. Es ist eine stabile Durchseuchung vorhanden", glaubt Greifenhagen. Und das wird so bleiben. "Gerade im dörflichen Bereich laufen viele Katzen einfach so mit. Da ist eine Eindämmung schwierig." Zusätzliches Problem: Viele Katzenbesitzer sind sich der Gefahr durch Infektionskrankheiten einfach nicht bewusst.Für Menschen und Hunde ist das Virus ungefährlich

Mit HIV hat FIV nur entfernt zu tun. Für Menschen (und auch Hunde) stellt das Virus keine Gefahr dar. Auch der eigentliche Infekt ist ganz anders als bei "menschlichem" Aids, aber die Auswirkungen sind ähnlich. Die Katzen werden zunehmend krankheitsanfälliger, leiden unter Fieber, Müdigkeit, Schnupfen, Appetitlosigkeit, aber auch an Durchfall und Entzündungen. Erkrankte Tiere müssen nicht notwendigerweise eingeschläfert werden. Durch Medikamente versucht der Tierarzt, die Katze widerstandsfähiger zu machen; Sekundärinfektionen kann er mit Antibiotika behandeln. Doch wenn das Tier einen Infekt nach dem anderen durchleidet, sei es besser, die Katze zu erlösen, findet Greifenhagen. "Freigänger" sind besonders ansteckungsgefährdet, denn Hauptinfektionsquelle ist der Kontakt mit anderen, bereits infizierten Katzen. Außerdem geben Muttertiere den Virus an ihre Jungen weiter. Kastrationen können die FIV-Verbreitung eindämmen: Infizierte Katzen könnten das Virus nicht mehr an ihren Nachwuchs weitergeben und Hauskatzen nicht mehr von wild lebenden Katern bei der Paarung angesteckt werden. "FIV ist eine grausame Diagnose, die auch den Tierarzt in einen Gewissenskonflikt stürzt", sagt der Bad Neuenahrer Veterinär Guido Dedenbach. Eine Katze einschläfern, nur weil sie das Virus in sich trägt, würde er nie. Gleichzeitig ist er sich bewusst, dass nur lebenslanger "Stubenarrest" dafür sorgen kann, dass keine weiteren Artgenossen angesteckt werden können. Inzwischen gebe es bei Katzen mehr Aids- als Leukose-Infektionen, so Dedenbach. Vor 20 Jahren habe das noch ganz anders ausgesehen. "Doch seitdem geimpft wird, nehmen die Leukose-Erkrankungen ab." Auch deshalb ist seine Devise: Impfen, wo geimpft werden kann. Ähnlich sieht es seine Kollegin Kerstin Schmalenbach. Als sie vor zweieinhalb Jahren ihre Praxis in Sinzig eröffnete, erlebte sie eine positive Überraschung: "Ich hätte mehr Leukose-Patienten erwartet." Und warum blieben sie aus? "Ich habe es hier mit einer Klientel zu tun, die ihre Tiere regelmäßig impfen und konsequent kastrieren lässt", so Schmalenbach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort