In Büscheich packen alle mit an

Gerolstein-Büscheich · Auch wenn es keine finanzielle Unterstützung für Maßnahmen gibt: Die Teilnahme an dem Projekt "DIE - Chance für das Dorf" hat sich für den Gerolsteiner Stadtteil Büscheich (samt Ortsteil Niedereich) gelohnt.

 Ortsvorsteher Oswald Weber in der Straße am Spielplatz des Modelldorfs Büscheich. Jugendliche haben den Zaun gestaltet. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Ortsvorsteher Oswald Weber in der Straße am Spielplatz des Modelldorfs Büscheich. Jugendliche haben den Zaun gestaltet. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Gerolstein-Büscheich. Der Titel "Miteinander - Füreinander" der aktuellen Beratungs- und Hilfskampagne (siehe Extra) gefalle ihm, sagt Büscheichs Ortsvorsteher Oswald Weber (70). Er drücke aus, was auch sein persönliches Anliegen in seinem Geburts- und Heimatort Büscheich (mit Niedereich) sei: "Dass ältere Mitbürger unterstützt werden, und sich auch junge Menschen und Familien wohlfühlen, bleiben oder zurückkommen." Der Startschuss für die Aktion fiel vor einigen Wochen, und schon stehen Oswald Weber und zehn weitere Rentner aus dem Dorf für das nächste Projekt bereit. Weber - seit 20 Jahren im Amt und Ende Mai wiedergewählt - deutet auf eine Freifläche auf dem Dorfplatz, der nach dem beliebten früheren Ortsbürgermeister, Kaufmann, Küster und Schneidermeister "Müller Nikla" benannt ist. "Dort wird in Kürze eine sechsseitige Infotafel errichtet", erklärt er. Die Finanzierung des 4500 Euro teuren Objekts erfolge komplett aus Spenden, der Aufbau durch die Rentnertruppe.
Zwar sei es in Büscheich schon seit 20 Jahren guter Brauch, dass Rentner sich freiwillig und unentgeltlich mit rund 300 Stunden im Jahr nützlich machten. Dennoch habe ihre Motivation durch das DIE-Projekt (siehe Hintergrund) noch mal einen Schub bekommen, erzählt Oswald Weber. Er sagt: "Wir sind aufgerüttelt und motiviert worden." Und: "Viele Privatleute haben im Rahmen des Projekts Verbesserungen an ihren Häusern und Grundstücken vorgenommen", lobt der Ortsvorsteher besonders mit Blick darauf, dass die in den 1960er Jahren bevorzugte As-bestplattenverkleidung nach und nach aus dem Dorfbild verschwinde. Die Jugendgruppe leistete bei der "72-Stunden-Aktion" im vorigen Jahr einen Beitrag zur Verschönerung und Verkehrsberuhigung, indem sie am Spielplatz einen Zaun aus zwei Dutzend bunt bemalten Figuren anlegte. Der Ortsbeirat erstellte eine gleichermaßen ansprechende und informative Begrüßungsmappe für Neubürger - mit Historischem, Kommunalem und Kulturellem, mit Hinweisen und Anregungen für das Leben in dem 470-Seelen-Dorf. Im Gemeindehaus gibt es seit kurzem eine Bildergalerie und eine Vitrine für besondere Ausstellungsstücke aus dem Besitz von Büsch- und Niedereicher Bürgern.
"Ich bin froh, dass wir hier miteinander und nicht gegeneinander arbeiten", sagt Oswald Weber und betont noch, dass sich die jeweiligen Gerolsteiner Stadtbürgermeister und Stadträte immer für sein Dorf eingesetzt hätten.Meinung

Beispielhaft
Büscheich ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Modelldorf: Die Kommune und viele ihrer Bürger waren bereit, viel Zeit zu investieren und sich in etlichen Sitzungen mit dem demografischen Wandel auseinanderzusetzen und die Probleme im eigenen Ort zu analysieren. Anstatt die Hände in den Schoß zu legen und auf den großen Geldsegen aus Mainz, Berlin oder Brüssel zu warten (der ohnehin nicht kommen wird), haben die Büscheicher selbst nach Lösungswegen gesucht. Das hat erstens die Dorfgemeinschaft zusammengeschweißt und zweitens erste schöne Erfolge wie die Aktion Miteinander - Füreinander gebracht. Beispielhaft! m.huebner@volksfreund.deExtra

Die Aktion "Miteinander - Füreinander in Büscheich und Niedereich", die Verantwortliche im Stadtteil selbst auf die Beine gestellt haben, zielt darauf, dass drei Vertrauensleute den Kontakt herstellen zwischen Bewohnern, die Hilfe und Unterstützung benötigen, und freiwilligen Helfern. Es gibt unter anderem Angebote von Fahrdiensten, Garten- und Brennholzarbeiten, Babysitten, Haustierversorgung und Einweisung in Computer und Handy. Kontakt: Norbert Leinung, Telefon 06591/981557; Herta Lenzen, Telefon 06591/81369; Hans-Peter Schanowski, Telefon 06591/980013. bbExtra

Das Projekt "DIE - Chance für das Dorf" ist 2011 zur Förderung der Innenentwicklung von 125 Dörfern in den Verbandsgemeinden (VG) Daun, Gerolstein, Kelberg und Ulmen gestartet worden (der TV berichtete mehrfach). Neben Büscheich sind Oberelz (VG Kelberg) als Typ 1 (bis 249 Einwohner), Betteldorf (VG Daun) als Typ 2 (250 bis 499 Einwohner) und Alflen (VG Ulmen) als Typ 3 (500 bis 1000 Einwohner) Modelldörfer. Kosten: 351000 Euro. Die EU übernimmt 163000 Euro, den Rest tragen die Verbandsgemeinden. Am 22. Juli endet die auf drei Jahre angelegte Initiative mit einer Abschlussveranstaltung in Gerolstein. bb

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