Bitburg-Prüm/Vulkaneifel Integration durch Kommunikation
Bitburg-Prüm/Vulkaneifel · Damit Flüchtlinge sich schneller zurechtfinden, wurde ein Dolmetscher-Pool aufgebaut. Das Projekt haben die Europäische Union und das rheinland-pfälzische Integrationsministerium in den Regionen Bitburg-Prüm und in der Vulkaneifel gefördert.
Vor fast genau einem Jahr hat Sozialarbeiter Alex Hornick im Auftrag von „Arbeit & Leben“, einer Gesellschaft für Beratung und Bildung, ein Büro in Bitburg eröffnet. Seitdem ist er in den Kreisen Bitburg-Prüm und Vulkaneifel auf die Suche nach Migranten und Geflüchteten, die über ausreichende deutsche Sprachkenntnisse verfügen. „Die Einsatzbereiche der ,Sprachmittler’ sind Alltagssituationen hier lebender Menschen, die noch wenig oder gar kein Deutsch sprechen“, erklärt Hornick.
Unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland brauchten die neu Zugewanderten Unterstützung bei Behördengängen, Elternabenden in Schulen, Arzt- oder auch Therapiebesuchen, sagt der Sozialarbeiter. Er stammt aus Luxemburg und lebt in der Südeifel – was allerdings sprachlich einfach zu bewerkstelligen gewesen sei, sagt Hornick mit Blick auf seine eigene Einwanderungsgeschichte.
„Das Ziel des Teams aus Muttersprachlern ist es, Menschen bei der Integration zu helfen. Integration funktioniert durch Kommunikation, also unter anderem durch Sprache.“ Geflüchtete, aber auch europäische und nicht europäische Mitbürger brauchten Zeit, um soweit Deutsch zu lernen, dass sie sich verständigen könnten.
Nach einem knappen Jahr hat Alex Hornick einiges vorzuweisen: Sein Dolmetscherteam ist inzwischen kräftig angewachsen, mehr als 50 sogenannte Sprachmittler stehen zur Verfügung, die zurzeit rund 25 bis 30 Einsätze im Monat haben.
Sprachen aus aller Welt sind im Repertoire. „Die meisten unserer Dolmetscher haben sich auf Anzeigen hin gemeldet, einige habe ich durch Hinweise ihrer Landsleute kennengelernt“, sagt Hornick. Auf ihre Aufgabe werden die angehenden Sprachmittler in mehreren Seminaren vorbereitet, in denen theoretische Kenntnisse des Dolmetschens vermittelt werden, aber auch Besuche von Schulen, Behörden und weiteren Institutionen stehen auf dem Programm, um deren interne Abläufe kennen zu lernen. „Denn diese Einrichtungen sind die Auftraggeber unserer Sprachmittler, private Dolmetscherdienste leisten wir nicht“, erklärt der Leiter des Teams. Die Weiterbildungen finden an Wochenenden statt und beinhalten neben der benötigten Theorie praktische Übungen und Rollenspiele. Dabei lassen Hornick und Marc Beer, der für das Büro von „Arbeit & Leben“ in Mainz arbeitet und die Programme für die Weiterbildungen entwickelt hat, Raum für die eigenen Integrationserfahrungen der künftigen Sprachmittler, die unter anderem aus Syrien, dem Iran, Kasachstan, Russland und Somalia stammen und nun in der Eifel leben.
„Mir war nach meiner Ankunft sofort bewusst, dass ich schnell Deutsch lernen muss und mich nicht abschotten darf“, berichtet eine junge Iranerin. Eine Frau aus Kasachstan erzählt von dem Schock, den ihr der materielle Überfluss in ihrer neuen Heimat zunächst versetzte: „Auch das muss man erst einmal verdauen.“
Eines der Themen dieses Tages sind unter anderem die kulturellen Unterschiede, die oft eine bedeutende Rolle spielen. „Dabei geht es nicht immer nur um verbale Kommunikation, auch die nonverbale Verständigung ist zu beachten“, sagt Hornick. Das Kopfnicken nennt der Seminarleiter als Beispiel: „In manchen Kulturkreisen heißt das nicht Ja, sondern Nein.“
Mehrere dieser Weiterbildungen hätten die Sprachmittler zu durchlaufen, bevor sie eingesetzt werden, betont Hornick. „Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe“, sagt er.Mit dem Sprachmittler-Pool setzt „Arbeit & Leben“ ein vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Interreg) und dem Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz gefördertes Projekt um.
Durch das Projekt werde doppelte Integrationshilfe geleistet, heißt es in einem Grundsatzpapier der Gesellschaft „Arbeit & Leben“: „Zum einen werden Personen mit fehlenden Deutschkenntnissen unterstützt, zum anderen steht die Rolle als Sprachmittler jenen Menschen offen, die selbst einen Migrations- oder Fluchthintergrund haben und mit ihren Sprachkenntnissen einen Nebenerwerb finden können.“
Die ehrenamtliche Tätigkeit wird mit der Ehrenamtspauschale von 20 Euro je Stunde vergütet. „Zudem sollen die Auftraggeber die Reisekosten übernehmen“, ergänzt Alex Hornick. Einsatzgebiete sind die Kreise Bitburg-Prüm und Vulkaneifel.
Die Anlauf- und Koordinationsstelle für Sprachmittler ist das Büro der Arbeit & Leben gGmbH, Karenweg 14, 54634 Bitburg, Telefon: 0176/-50402123, E-Mail an: a.hornick@arbeit-und-leben.de, im Internet unter www.sprachmittler-eifel.org