Ja zu Windrädern im Naturpark

Gerolstein · Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein hat beschlossen, die Kernzone des Naturparks Vulkaneifel nicht zu einer Tabufläche für Windkraftanlagen (WKA) zu erklären. Vielmehr solle geprüft werden, ob in Ausnahmefällen auch dort WKA aufgestellt werden dürfen. Betroffen ist der Bereich westlich von Neroth.

Vokabeln wie "müssen", "gesetzlich gefordert" und "Verpflichtung" wurden bei der Sondersitzung des VG-Rats Gerolstein häufig ins Feld geführt. Allen voran Bürgermeister Matthias Pauly (CDU) bemühte sie, um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen, mehr Windkraftpotenzialflächen ausweisen zu können als in der bisherigen Planung.

Denn: Vor allem durch das Radar des Deutschen Wetterdienstes in Neuheilenbach sind die Möglichkeiten stark eingeschränkt. So dürfen in einem Korridor keine beziehungsweise nur Anlagen mit Höhenbeschränkung aufgestellt werden. Pauly sagte: "Wenn wir einen rechtssicheren Flächennutzungsplan aufstellen und einen vernünftigen Umgang mit dem Thema Windkraft haben wollen, müssen wir etwas tun."
Und da am Veto des Wetterdienstes offenbar nicht zu rütteln ist, haben Pauly und die Verwaltung vorgeschlagen, die FFH-Gebiete und die Naturpark-Kernzone in Ausnahmefällen für WKA zu öffnen und die Mindestgröße für WKA-Flächen von bislang 40 auf 20 Hektar zu reduzieren. Diesem Vorschlag folgten die CDU und neuerdings auch die SPD.

Eine Minderheit aus Teilen der FWG und der BUV sprach sich dagegen aus.
Ob im Naturpark Anlagen errichtet werden, ist noch unklar. Vielmehr würde jeder Einzelfall geprüft, sagte Pauly. Mit dem Beschluss ist auf den Gemarkungen Neroth, Gees und Pelm auf 150 Hektar Fläche Platz für zwölf WKA. Der Gemeinderat Neroth ist gegen WKA.
Nicht betroffen ist der Nero-ther Kopf, da er ebenso wie der Mäuseberg in Daun samt der Maare zu den "landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaften" zählt. Und um die ist laut Planer Reinhold Hierlmeier vom Büro BGH-Plan aus Trier jeweils eine fünf Kilometer weite Tabuzone zu ziehen.
Die Gerolsteiner Dolomiten samt Munterley sind nicht als landesweit bedeutsam eingestuft worden (was die Windkraftplanung weitgehend durchkreuzt hätte). Das veranlasste Stadtbürgermeister Bernd May (als Zuhörer) zu der Aussage: "Offenbar hat Gerolstein an übergeordneter Stelle kein Gewicht."

Extra

1. Siedlungsabstand 1000 Meter, bei Einzelgehöften 500 Meter (unverändert) 2. Windhöffigkeit muss mehr als 6,5 Meter pro Sekunde in 100 Metern Höhe betragen (unverändert) 3. Windparks werden ab 20 Hektar zugelassen, falls dort mindestens drei Anlagen aufgestellt werden. Bislang galten 40 Hektar. 4+5: Öffnung von FFH-Gebieten und Naturpark-Kernzone. mh

Meinung

TodesstoßAuch wenn es sich "nur" um Standorte am Rand und Nadelwaldbestände drehen soll: Der Beschluss des Gerolsteiner VG-Rats ist der Todesstoß für den Naturpark Vulkaneifel. Wenn nun auch in dessen Kernzone Windräder kommen sollen, ist die Verordnung nicht mehr das Papier wert, auf dem sie nach zehn Jahren Verhandlungen niedergeschrieben wurde. Denn sie ist schon jetzt wachsweich und hat die Interessen aller Lavaabbauer, Landwirte & Co. berücksichtigt. Wie man einen solchen Naturpark noch touristisch vermarkten und Erholung in der Stille ermöglichen will, ist nicht nachvollziehbar. m.huebner@volksfreund.de

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