Jäger der abgestürzten Flugzeuge: Johann Meyer aus Berndorf spürt Wracks aus dem Krieg auf und recherchiert die Geschichte dahinter

Berndorf · Der Zweite Weltkrieg ist zwar schon 69 Jahre vorbei, doch noch immer erinnern die Wracks abgeschossener oder abgestürzter Flugzeuge, die verborgen in der Erde liegen, an ihn. Johann Meyer aus Berndorf, der am Dienstag 80 Jahre alt wird, hat bereits viele davon aufgespürt und die Geschichte der Besatzung recherchiert - ein unermüdlicher Jäger.

 Johann Meyer hat inzwischen viele Flugzeugteile zusammengetragen. Hier zeigt er ein Modell aus seiner Sammlung. TV-Foto: Helmut Gassen

Johann Meyer hat inzwischen viele Flugzeugteile zusammengetragen. Hier zeigt er ein Modell aus seiner Sammlung. TV-Foto: Helmut Gassen

Berndorf. In seinem Alter sitzen die meisten auf dem bequemen Sofa oder gehen ein wenig spazieren. Das ist noch nichts für Johann Meyer aus Berndorf, der am morgigen Dienstag, 30. September, 80 Jahre alt wird, einen 270 PS starken VW Golf fährt, bis vor Kurzem noch Langstreckenläufe machte und zudem ein außergewöhnliches Hobby hat. Der geborene Berndorfer ist nämlich ein Jäger abgeschossener Flugzeuge aus dem zweiten Weltkrieg und ein Technikfreak. Zusammen mit rund 20 Gleichgesinnten gehört er der 1993 gegründeten Arbeitsgemeinschaft (AG) "Luftkrieg über der Eifel" an.
Mit einer Verherrlichung des Krieges hat die Arbeit der AG nichts zu tun, darauf legen Meyer und seine Mitstreiter größten Wert. Das Ziel der Gruppe ist es, aufzuklären, welche Maschine abgeschossen wurde und was mit den Piloten passiert ist.
Bei einem Vortrag im Rathaus Gerolstein unter dem Titel "Den sollen die Füchse fressen" wurde am Donnerstag an den Absturz eines amerikanischen Jagdflugzeugs an der Gerolsteiner Hustley vor 70 Jahren erinnert. Johann Meyer stellte dabei der Öffentlichkeit einen Teil seiner Fundstücke von Flugzeugwracks vor.
"Unsere Hauptaufgabe bei der Suche ist es, die Schicksale von Piloten aufzuklären und für die Angehörigen die Frage zu klären: Wo und wie ist mein Angehöriger zu Tode gekommen", erklärt der Berndorfer. 168 Flugzeugabstürze von Densborn, Mayen, Gerolstein, Wittlich bis nach Belgien hat er registriert, jeder stellt für ihn ein Schicksal dar. "Wir suchen und recherchieren immer, besonders bei älteren Zeitzeugen. Aber die Suche ist oft schwierig, oft hilft uns auch der Zufall", sagt er.
Anhand von Seriennummern auf den Flugzeugteilen können die Flugzeugjäger den Typ des Flugzeuges ausfindig machen und damit auch den Piloten der Maschine.
Doch wie kam Johann Meyer zu seinem außergewöhnlichen Hobby und seiner neuen Lebensaufgabe? "Ich habe den Krieg ja noch als Zehnjähriger miterlebt, das hat mich geprägt", erzählt er. "Wir Pänz sind auch immer zu den Abstürzen hingelaufen, das hat uns fasziniert." Auch später als Erwachsener sei er oft mit anderen durch die Wälder gezogen und habe dabei zumeist auch Teile gefunden. Mehr als 40 Jahre war Meyer bei Bayer in Leverkusen in der technischen Abteilung als Maschinenschlossermeister beschäftigt. Ende der 80er-Jahre kehrte er mit seiner Frau aus Leverkusen nach Berndorf zurück. Damals begann seine Leidenschaft für die Jagd nach abgestürzten Weltkriegsflugzeugen. Sein erster Fund war ein deutsches Jagdflugzeug Focke Wulf 190, das kurz vor seinem Absturz Ende 1944 in Berndorf selbst noch eine amerikanische P 47 abgeschossen hatte. Von der Focke Wulf hat er noch einige Teile in seiner privaten Ausstellung.Aufklärung nach 70 Jahren


Durch sein Hobby hat Johann Meyer auch immer mal wieder besondere Begegnungen - wie zuletzt vor vier Wochen, als Leute zu ihm kamen und nach dem Eichenbusch fragten. "Da habe ich ihnen sofort gesagt: Dann suchen sie den Willi Pasemann! Da haben sie einen Luftsprung gemacht, weil sie nach 70 Jahren endlich die genauen Todesumstände ihres Verwandten erfahren haben", berichtet Meyer.
"Ich bin dann mit ihnen in den Wald gegangen, wo ich ein Kreuz für den Piloten aufgestellt hatte. Das war schon eine ganz tolle Geschichte", fügt der Senior hinzu, der seit dem Tod seiner Frau 2003 alleine in Berndorf lebt.
In den 30 Jahren seiner freiwilligen Tätigkeit hat Meyer nicht nur in der Eifel, sondern auch in Bayern, Österreich oder Belgien Flugzeuge gesucht, "aber die hier in der Eifel zählen für mich richtig".
Die Suche nach den Flugzeugen hört für Johann Meyer wohl nie auf. "So lange mich die Beine tragen, mache ich das noch. Die Suche nach den Wrackteilen macht den Kopf frei, sie bringt aber auch eine gewisse Anspannung und einen Adrenalinschub mit sich", erzählt er. Einen Wunsch hat Meyer aber noch für die Bergungen: "Eine Erkennungsmarke bei den Wrackteilen zu finden und damit ein Schicksal aufzuklären, das wäre schön."

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