"Jahrhundertchance für Gerolstein"

Gerolstein · Ganz unterschiedliche Ideen haben die Verantwortlichen der Stadt, des Gewerbevereins und Touristiker fürs Brunnenareal. Und die Bürger hatten noch gar keine Gelegenheit, sich einzubringen.

Gerolstein. Im Gewerbeverein Gerolstein wird die Chance, die die Öffnung des Betriebsgeländes des Gerolsteiner Brunnens mit sich bringt, klar gesehen. Gewerbevereins-Vorsitzender Hans-Hermann Grewe sagt: "Der Neubau der Hochbrücke, die Umgestaltung des Bahnhofs samt Umfeld und eben auch die Umnutzung des Brunnenareals werden Gerolstein massiv verändern - und zwar positiv." Seine Stellvertreterin Gerlinde Blaumeiser spricht gar von einer "Jahrhundertchance". Dafür bedarf es aber eines umfassenderen Blicks. Es müsse, so fordern beide, nicht jedes Projekt für sich gesehen, sondern in ein Städtebaukonzept eingebunden werden. "Ansonsten droht Stückwerk", sagt Grewe.
Ein Beispiel: Falls, wie angedacht, die Kyll hinter dem Brunnengelände renaturiert wird und sich dort eine Gastronomie samt Außenbereich ansiedelt, "dann macht es Sinn, dass der Kylltalradweg nicht durch den Kasselburger Weg und über die Hochbrücke geführt wird, sondern über die Eselsbrücke und genau dort entlang."
Das sieht auch Hans-Peter Böffgen, Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land, so. Und eine Gastronomie in diesem Bereich wäre für ihn einfach nur "toll". Überhaupt ist für ihn die "Sichtbarmachung der Kyll in der gesamten Stadt", wie sie nun im Bereich des Kurparks begonnen wird, auch für das Brunnenareal wichtig. Böffgen sagt: "Das trägt enorm zu einer Aufwertung bei, denn die Menschen lieben Gewässer und das Verweilen an ihnen."
Für ihn ist es darüber hinaus wünschenswert, wenn sich auf dem Betriebsgelände so etwas wie eine "Wassererlebniswelt" ansiedeln würde. Er sagt: "Das, was Gerolstein ausmacht, die besondere Geologie und das besondere Wasser, sollte dort am Stadteingang präsentiert werden." Zwar sieht er es als unrealistisch an, dass der Gerolsteiner Brunnen sein Besucherzentrum nach dessen Ausbau am Standort Vulkanring wieder verlagert. Und auch das Naturkundemuseum dürfte nach der kostspieligen Sanierung in der Altstadt bleiben. "Aber in Verbindung mit einer Gastronomie kann ich mir ein solches Angebot dort unten gut vorstellen", sagt er.
Außerdem ist für ihn die Schaffung eines Schlechtwetterangebots sinnvoll und notwendig, "weil die Gäste das seit Jahren nachfragen". Stichwort: Spielhalle. In eine ähnliche Richtung gehen auch Überlegungen von Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU). Ihm schwebt eine Spiel- und Sporthalle vor: mit Kletterwand, weil Gerolstein durch den Hustleyfelsen in der Kletterszene bekannt ist. Und mit einer Boulebahn, bei der die Profis aus der französischen Partnerstadt Digoin Pate stehen könnten.
Die FWG im Stadtrat hat bereits die Ansiedlung eines Hotels angeregt, nicht zuletzt weil die Chancen für eine Wiederinbetriebnahme des Hotels Calluna von Tag zu Tag sinken. Touristiker Böffgen: "Klar braucht Gerolstein ein Hotel mit drei bis vier Sternen, aber ist das realistisch?"
Eine andere Frage stellt Gerlinde Blaumeiser: "Wann werden Bürger und Gewerbetreibende endlich die Möglichkeit erhalten, Ideen einzubringen? Nur der Vorschlag Discounter ist ja wohl zu wenig." Zudem ist der Gewerbeverein "dagegen, die Sarresdorfer Straße zu schwächen, um eventuell die Innenstadt zu stärken".
Während in Sachen Discounter die Meinungen auseinandergehen, sind sie in der grundsätzlichen Auffassung deckungsgleich: Kleinflächigen Einzelhandel, der eine Konkurrenz zur Innenstadt darstellen würden, soll es auf dem Brunnengelände nicht geben. mh

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