"Jedes Kind sollte individuell gefördert werden"

BIRRESBORN. Nachdem sie die Grundschule Birresborn bereits ein Jahr lang kommissarisch geführt hat, ist Amina Ashry jetzt im Rahmen einer Feierstunde in ihr Amt eingeführt worden. Im TV-Gespräch berichtet sie über die Stationen ihres bisherigen Lebens und über ihre Vorstellungen von einer lebendigen Schule.

Die Erklärung des fremdländisch klingenden Namens, des von dunklen Locken eingerahmten dunklen Teints, der blitzenden braunen Augen: Amina Ashry hat einen ägyptischen Vater und eine deutsche Mutter. Im Alter von fünf Jahren kam sie 1970 mit ihrer Familie aus Ägypten nach Deutschland. Sie wuchs in Niedersachsen auf und machte dort das Abitur. Bevor sie im hessischen Kassel Sport und Sachunterricht für das Lehramt an Grundschulen studierte, hatte sie sich zunächst mit Sozialwissenschaften beschäftigt, und nach der Lehramtsprüfung studierte sie einige Semester Jura.In der Eifel sofort zu Hause gefühlt

Sie unterrichtete an einer privaten Grundschule in München und "landete" anschließend als Grundschullehrerin in Hillesheim. "In der Eifel fühlte ich mich auf Anhieb wohl und zu Hause", erzählt sie. Dennoch ging sie 2004 als Konrektorin einer integrativen Grundschule nach Dorsten in Nordrhein-Westfalen, sammelte dort "gute und interessante berufliche Erfahrungen", hatte allerdings gleichzeitig Sehnsucht nach der Eifel. "Und dann ging es ja auch Schlag auf Schlag", erinnert sie sich an den Januar 2005, als sie an einem Tag die Konrektorinnen-Urkunde erhielt und am nächsten Tag den Anruf von der ADD Trier, sich auf den inzwischen seit drei Jahren vakanten Posten der Leitung der Grundschule Birresborn zu bewerben. Inzwischen ist die übliche ein Jahr dauernde kommissarische Leitungsphase vorüber. Seit vergangenen Mittwoch ist sie offiziell "in Amt und Würden". Auf drei Säulen ruhe "ihre" Schule, erklärt Amina Ashry: auf den 135 Kindern aus Birresborn, Densborn, Kopp und Mürlenbach; auf dem Kollegium, das aus acht Klassenlehrerinnen, einer Förderlehrerin, einem Referendar und einem Priester als Religionslehrer besteht; und schließlich auf den Eltern mit Ruth Bahadori als Vorsitzender des Schulelternbeirats. Was die Kinder anbetrifft, hat Amina Ashry ein erklärtes Ziel: "Jedes Kind soll möglichst individuell gefördert werden." Im nächsten Augenblick räumt sie ein: "Ich weiß, dass das idealistisch ist. Aber ich bin Idealistin." Mit dem Blick auf das Lehrerkollegium sagt die 40-Jährige: "Durch die Vakanz hat sich ein außerordentlicher Gemeinschaftsgeist entwickelt." Das sei vor allem auch das Verdienst der Lehrerin Monika Schunk, die die Schule kommissarisch geleitet habe und nun ihre Stellvertreterin sei. Das Kollegium sei hoch motiviert, mit ihr gemeinsam den Schulalltag zu bewältigen, Neuerungen umzusetzen und Probleme zu lösen. Sie sei froh, dass die Grundschule Birresborn auch Ausbildungsschule für junge Lehrer sei. Die Kombination aus "frischem Wind" von der Universität und dem Erfahrungsschatz der "alten Hasen" halte sie für Gewinn bringend für alle Seiten. Was die Elternarbeit angehe, stecke noch einiges - bedingt durch die lange Vakanz - notgedrungen fest und in den Kinderschuhen. Der geordnete Schulbetrieb habe Vorrang vor außerordentlichen Aktivitäten gehabt. "Ich mache mich stark dafür, dass das Kind im Mittelpunkt steht", bringt Amina Ashry ihre beruflichen Zukunftspläne auf den Punkt. Keine Zeit für Fußball, keine Zeit fürs Lesen

Und privat? Amina Ashry lebt mit ihrer Familie in Walsdorf; sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie war lange Jahre aktive Fußballerin, dafür bleibe allerdings jetzt keine Zeit. "Leider auch nicht fürs gemütliche Lesen", bedauert sie und verrät: "In der Schule vergesse ich die Zeit. Ich komme nie pünktlich nach Hause." Amina Ashry ist Muslimin. Fundamentalistisches Denken ist ihr zutiefst fremd. Für sie darf Religion nur friedfertig und tolerant sein. "Mein Glaube spielt sich in meinem Herzen und im Umgang mit meinen Mitmenschen ab", sagt sie. Dass in den Klassenzimmern der Birresborner Grundschule Kruzifixe hängen, ist für Amina Ashry eine Selbstverständlichkeit.

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