Jubelstimmung in den Kasernen der Vulkaneifel

Gerolstein/Daun · Jubel innerhalb und außerhalb der Kasernen: Dass beide Bundeswehrstandorte im Kreis erhalten bleiben, hat am Mittwoch bei Soldaten, Politikern und Bürgern für Freude und Erleichterung gesorgt.

 Weltweit bekannt und in der Region geschätzt: die Gerolsteiner Fernmelder. Hier weist Ausbilder Daniel Kreis (von rechts) Oberfeldwebel Steffi Schmidt und Feldwebel Eric Roscher in die Bedienung einer mobilen Satellitenstation ein. TV-Foto: Mario Hübner

Weltweit bekannt und in der Region geschätzt: die Gerolsteiner Fernmelder. Hier weist Ausbilder Daniel Kreis (von rechts) Oberfeldwebel Steffi Schmidt und Feldwebel Eric Roscher in die Bedienung einer mobilen Satellitenstation ein. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein/Daun. "Das ist eine sehr gute Nachricht für Daun und Gerolstein, da müsste man eigentlich gleich einen drauf trinken", freut sich der Vorsitzende des Gewerbe- und Verkehrsvereins (GVV) Daun, Hans-Dieter Wilhelm, über die frohe Botschaft aus Berlin. Und die lautet: Die Kasernen in Daun und Gerolstein werden nicht geschlossen.
Ob es irgendwo einen spontanen Umtrunk wegen der Sicherung der Standorte gegeben hat, ist nicht bekannt, aber vielen Bürgern - mit und ohne Uniform - wird ein großer Stein vom Herzen gefallen sein.
Dienstposten reduziert


"Das ist in der Tat so", sagt Berufssoldat Hauptfeldwebel Sascha Peters (35). "Als junger Familienvater und nun auch Hauseigentümer bin ich sehr, sehr froh, dass der Standort erhalten bleibt, denn das ist maßgeblich für meine Familie und mich." Die Konsequenzen bei einer Standortschließung wären allesamt "nicht gerade verlockend" gewesen: Hausverkauf (mit Verlust), Wochenendbeziehung oder Ausscheiden aus der Bundeswehr. Er sagt: "Die Ungewissheit hat schon an mir genagt, aber jetzt kann ich wieder gut schlafen."
Nach der guten Nachricht, die Kommandeur Oberstleutnant Hans-Jörg Oster bei einem Appell am Morgen verkündet hat, "habe ich sofort meine Frau angerufen. Sie hat sich sehr gefreut - für uns, für mich".
Zwar wird offiziell die Zahl der Dienstposten in Gerolstein ab 2013 von 960 auf 760 reduziert. Doch schon seit geraumer Zeit liegt die tatsächliche Personalstärke in der Eifelkaserne nur bei 700 Soldaten. Allein durch die Abschaffung der Wehrpflicht sind in Gerolstein 180 Stellen von Rekruten weggefallen. Knapp 20 weitere Posten fallen der Auflösung der Sanitätsstaffel zum Opfer. Unklar ist aber bislang, ob die Sanitätssoldaten nach Daun gehen oder nur organisatorisch den Daunern zugeschlagen werden, aber in Gerolstein stationiert bleiben. Beides ist nach Ansicht von Oberstleutnant Oster denkbar. Er sagt: "Wir sind die Gerolsteiner Fernmelder, wir gehören auch weiterhin zu Gerolstein." Besonders beeindruckt habe ihn im Vorfeld, dass es den Leuten in der Region nicht primär um den Wirtschaftsfaktor Bundeswehr gegangen sei, sondern um die Frage "Was passiert mit unseren Soldaten?" Oster: "Und das ist beileibe nicht überall so. Vielleicht war das ja auch ein Faktor."
Zeit, um sich noch lange mit der Entscheidung des Verteidigungsministers zu befassen, haben die Gerolsteiner Fernmelder ohnehin nicht: 90 Soldaten sind gerade auf dem Absprung nach Afghanistan, wo bereits ein gutes Dutzend ihrer Kameraden ist.
"Ein guter Tag" - so lautet der Kommentar von Stabsfeldwebel Helmut Weiler (49), der seit 1982 in Gerolstein stationiert ist. Er sagt: "Ich bin mit der Kaserne, der Region verwachsen." Und noch aus einem anderen Grund ist für ihn die Standortsicherung wichtig: "Die Belastung durch die Auslandseinsätze ist für die Familien schon schwer genug. Da braucht man ein funktionierendes, gewachsenes Umfeld, um das auffangen zu können."
In der Dauner Kaserne ist die Entscheidung ebenfalls "ausgesprochen positiv" aufgenommen worden, berichtet der Kommandeur des Fernmeldeaufklärungsabschnitts 931, Oberstleutnant Günther Daniels. "Die Spannung hat sich gelöst, und ich habe nur noch in lächelnde Gesichter geschaut. Kurzum: Es war ein Tag des Hochgefühls für alle hier."
Politiker zufrieden


Aus Sicht des CDU-Bundestagsabgeordneten Patrick Schnieder war der Einsatz - gemeinsam mit den Verbandsgemeinde-Bürgermeistern Werner Klöckner (Daun) und Matthias Pauly (Gerolstein) - für die Standorte erfolgreich. Dass sie bestehen bleiben, sei "eine gute Entscheidung für die Soldaten, ihre Angehörigen, die zivilen Angestellten und auch für die Kommunen". Eine Auffassung, die auch sein FDP-Kollege Edmund Geisen sowie die Stadtbürgermeister von Daun, Wolfgang Jenssen, und Gerolstein, Bernd May, teilen. Angesichts der großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der Bundeswehr in der Vulkaneifel ist die Freude auch bei ihnen groß.
Für die 1. Kreisbeigeordnete Astrid Schmitt, die derzeit Landrat Heinz Onnertz vertritt, gab es angesichts der Größe der Bundeswehrreform eine "gewisse Unsicherheit", was auf die Vulkaneifel zukommen könne. Mit dem Ergebnis ist sie zufrieden, und das nicht nur für den Kreis allein, sondern auch weil der Luftwaffenstandort Büchel im Nachbarkreis Cochem-Zell (nur knapp zehn Kilometer von der Kreisgrenze entfernt) erhalten und gestärkt werde.
Die Erhaltung der Kasernen in Daun und Gerolstein, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Billen, müsse nun Konsequenzen für eine ganz andere, landesinterne Standortentscheidung haben, und zwar bei den Katasterämtern. Denn damit sei Innenminister Roger Lewentz (SPD) eines seiner wesentlichen Argumente für die umstrittene Schließung der Prümer Behörde (der TV berichtete) schlicht "entfleucht".
Lewentz hatte als einen Grund für das Aus des Prümer Katasteramts die bessere Arbeitsplatzsituation in der Abteistadt gegenüber Daun angegeben. Nun aber werde dort in der Kaserne sogar personell noch aufgestockt. Und mit diesem neuen Sachstand gelte es, die Entscheidung gegen das Katasteramt Prüm neu zu überdenken.Extra

 Bleibt erhalten: die Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun. Tv-Foto: Sarah-Lena Gombert

Bleibt erhalten: die Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun. Tv-Foto: Sarah-Lena Gombert

"Es ist gut, dass der Bundeswehrstandort erhalten bleibt. Die Soldaten kaufen hier ein, und das ist gut für die Geschäfte. Für die Vereine und Freizeitsportler ist es gut, dass sie auch weiterhin in der Halle und auf dem Rasenplatz in der Kaserne trainieren können." "Einer meiner Nachbarn ist bei der Bundeswehr tätig, und darum freut es mich, dass die Stellen erhalten bleiben. Auch der Einzelhandel in der Stadt profitiert davon, dass die Soldaten hier sind." "Diese Entscheidung ist gut für die Stadt und die gesamte Region - nicht nur wegen der Jobs und der Kaufkraft. Die Bundeswehr gehört einfach zu Gerolstein. Und die Gerolsteiner Fernmelder machen die Stadt ja auch bekannt." "Ich finde es gut, dass die Bundeswehr bleibt. Vor allem wegen der Arbeitsplätze ist das wichtig für Daun. Auch Handwerksbetriebe, die dort Aufträge erledigen, profitieren davon." (slg/mh)/TV-Fotos: Sarah-Lena Gombert (2), Mario Hübner (2)

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