Junge Wilde kontra alte Funktionäre

Die Landjugend Vulkaneifel wirft dem Kreisbauernverband "Schönrederei" mit Blick auf die aktuelle Krise vor. Außerdem fordern die Junglandwirte eine andere Verteilung des Geldes aus dem Milchfond. Die Funktionäre loben das "Einmischen" und bieten Verhandlungen an.

 Die Jungbauern Marco Weber, Thomas Schäfer, Michael Rodermann und Matthias Daun (von links) fordern eine andere Verteilung der Gelder aus dem Milchfonds: 25 000 Euro pauschal für jeden Junglandwirt. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Die Jungbauern Marco Weber, Thomas Schäfer, Michael Rodermann und Matthias Daun (von links) fordern eine andere Verteilung der Gelder aus dem Milchfonds: 25 000 Euro pauschal für jeden Junglandwirt. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun. Am Montagabend tagt der Vorstand des Dauner Kreisbauernverbandes (KBV); am 21. März wird auf dem Beda-Markt in Bitburg über die aktuelle Lage in der Landwirtschaft diskutiert. Vorher meldet sich die Landjugend Vulkaneifel im Trierischen Volksfreund zu Wort. Vorsitzender Marco Weber (34 Jahre) aus Lissendorf: "Der Bauernverband prognostiziert ab Sommer eine Besserung der Lage. Das sehen wir so nicht." Unisono bezeichnet Weber gemeinsam mit Matthias Daun (22) aus Hörscheid, Michael Rodermann (24) aus Wiesbaum und Thomas Schäfer (28) aus Steiningen diese Aussage als "Schönrederei".

KBV-Geschäftsführer Bernd Feltges hält dagegen: "Wir halten uns dabei an Expertenmeinungen, aber es ist toll, wenn unsere Junglandwirte so engagiert sind." Die Landjugend hat konkrete Forderungen aufgestellt. Danach soll jeder Junglandwirt (bis 40 Jahre) pauschal 25 000 Euro aus dem Milchfond (siehe Extra) erhalten. Weber: "Der Bauernverband und das Ministerium wollen das Geld nur in Investitionsförderung stecken. Die Jungbauern haben aber schon viel investiert und brauchen das Geld jetzt. Wir sehen enorme Liquiditätsprobleme auf die Bauern zukommen." Außerdem ständen im Frühjahr hohe Kosten für Saat und Dünger an.

Rodermann: "Wir müssen erst mal viel Geld ausgeben, um Ertrag produzieren zu können." Agrarstudent Daun ergänzt: "Außerdem wollen nur sieben Prozent der Bauern investieren, 30 Prozent haben es aber schon getan." Die Ausschüttung des Milchfonds dürfe nicht an Investitionen gekoppelt sein. Schäfer: "Diese Förderung wäre Augenwischerei, weil damit die Bauern nur noch tiefer in den Dreck gezogen würden."

Mit Blick auf die "Drei-Milliarden-Euro-Opel-Hilfe" rechnen die Junglandwirte vor: "Da lässt sich der Staat jeden Opel-Arbeitsplatz 50 000 Euro kosten. Unsere Lösung kostet die Allgemeinheit nichts extra, hilft aber gezielt."

Leo Blum, Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Nassau und KBV-Vorstand, erklärt: "Gerne bin ich zu Gesprächen mit der Landjugend bereit. Wenn ihre Forderungen umsetzbar sind, trage ich sie gerne auf Landes- und Bundesebene vor." Die Jungbauern fordern außerdem "eine EU-weite Regelung beim Agrar-Diesel zur unmittelbaren Entlastung". In Deutschland würde Agrar-Diesel mit 25 Cent je Liter, in Frankreich lediglich mit 0,7 Cent je Liter besteuert. Feltges pflichtet dieser "elementaren Forderung bei, weil die Unterschiede so nicht mehr tragbar sind". Weber, auch auf Landesebene im Arbeitskreis Agrarpolitik aktiv, erklärt: "Wir lassen nicht locker. Als Podiumsmitglied werde ich am 21. März auf dem Beda-Markt die Forderungen erneut aufstellen."Extra Milchfonds: Bundesweit sollten 300 Millionen Euro in den Milchfond fließen: 40 Millionen Euro aus nicht abgerufenen EU-Mitteln, 260 Millionen Euro aus Umschichtungen der Fördergelder. Für Rheinland-Pfalz rechnet Joachim Winkler, Pressesprecher des Landesagrarministeriums, vor: "Ab 2010 bis 2013 werden rund 24 Millionen Euro zusätzliche EU-Mittel zur Verfügung stehen." Das Budget setzt sich aus Geldern durch die von der EU verfügten Umschichtung zusammen: knapp 19 Millionen Euro aus der Direkthilfe für Strukturförderung, knapp fünf Millionen Euro aus nicht genutzten Betriebsprämien. Laut Winkler bekommen die Milchbauern Geld für einzelbetriebliche Investitionen, als Ausgleichszulage sowie zur Infrastruktur- und Marktstrukturverbesserung. Für 2009 habe das Land im Rahmen einer "Strukturoffensive" zur Steigerung der Wettbewerbskraft die Investitionsförderung um fünf auf 25 Prozent angehoben. (vog)

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