Kämpfen mit König Jurij

GEROLSTEIN. Die größte Hürde ist genommen, aus der Idee wird Wirklichkeit: Jurij Makarov, ehemaliger kasachischer und Rheinland-Pfalz-Meister im Freistilringen, bietet ab sofort in Gerolstein Ringer-Training für Aussiedler und Einheimische an. Das erklärte Ziel: Jugendliche von der Straße holen.

Als Ringer war und ist der kasachische Ex-Champion und mehrfache Rheinland-Pfalz- und Rheinland-Meister Jurij Makarov (31), der mittlerweile noch für Koblenz-Karthause in der Oberliga an den Start geht, es gewohnt, auf sich allein gestellt Kämpfe zu bestreiten. Bei der jetzigen Herausforderung, die auf seine Initiative zurückgeht, ist er aber froh, Mitstreiter an seiner Seite zu haben. Denn zunächst galt es, Entscheidungen außerhalb der Matte herbeizuführen - in Büros, Amtsstuben und am Telefon. Und das dauerte Monate. Einer der Mitstreiter, Caritas-Streetworker Guido Hannawald, erklärt: "Feste Hallenzeiten zu bekommen und die Frage nach der Absicherung für die Trainierenden stellten große Probleme dar. Jetzt aber ist beides gelöst." So übernehme die Sportjugend Rheinland-Pfalz die Kosten der Unfallversicherung, der Migrationsdienst der Caritas die der Haftpflichtversicherung, und die Kreisverwaltung Daun als Schulträger stelle die Halle des St. Matthias-Gymnasiums zu Verfügung. "Und zwar kostenlos", wie Hannawald betont.Ziel: Jugendliche von der Straße holen

Zuversichtlich, ja beinahe euphorisch, fiebert Andreas Baulin vom Projekt "Integration durch Sport" der Sportjugend Rheinland-Pfalz dem Vorhaben in Gerolstein entgegen. Er sagt: "Es ist kein Geheimnis, dass vor allem in Gerolstein viele Jugendliche ein Problem mit Drogen, besonders mit Alkohol, haben. Das kommt meines Erachtens vor allem davon, dass sie ein langweiliges Leben und zu viel Freizeit haben." Ziel des Ringer-Trainings sei es daher, die Jugendlichen von der Straße zu holen, ihnen eine Möglichkeit zu bieten, ihre überschüssige Energie und ihre aufgestauten Aggressionen in geregelten Bahnen abzubauen. Und dazu ist nicht nur in den Augen von Streetworker Hannawald das Ringen bestens geeignet, "da es in Kasachstan ein Volkssport" ist. "Die Nationalität spielt aber keine Rolle, jeder ist willkommen", fügt Baulin hinzu und gerät ins Schwärmen: "Jeder, der in Rheinland-Pfalz etwas mit dem Ringen zu tun hat, weiß: Jurij Makarov, das ist ein König auf der Matte." Und er ist davon überzeugt, dass sich das auch unter den Jugendlichen rasch herumsprechen wird. Erklärtes Ziel des Trios Baulin, Hannawald, Makarov ist es, eine Gruppe von 15 Jugendlichen zusammen zu bekommen. Laut Hannawald hat bereits jetzt ein Dutzend Jugendlicher Interesse bekundet. Einen weiteren Schub erhoffen sich die Initiatoren davon, dass Baulin und Makarov mit ihren Koblenzer Teamgefährten (darunter in den verschiedenen Altersklassen etliche Meister) im kommenden Jahr in Gerolstein einen Schaukampf absolvieren wollen. Wer mittrainieren möchte, soll sich bei der Caritas in Daun unter Telefon 06592/95730 oder bei Streetworker Guido Hannawald unter Telefon 0160/90528719 melden. Das Training ist dienstags und freitags von 15.30 bis 18 Uhr in der Turnhalle des St. Matthias-Gymnasiums in Gerolstein.

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