Kaisertreue Dauner Grafen finden letzte Ruhe in Wien

Daun/Wien · Wien im 18. Jahrhundert: Wirich Philipp Lorenz von Daun stirbt 1741, sein Sohn Leopold, Feldherr Maria Theresias von Österreich, 25 Jahre später. Beide waren dem Kaiser treu ergeben. Jedem von ihnen ist ein Grabmahl in der Augustinerkirche in Wien gesetzt. In der österreichischen Hauptstadt findet heute, Samstag, das Requiem für Otto von Habsburg im Stephansdom statt.

Daun/Wien. Otto von Habsburg, ältester Sohn des letzten regierenden Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn, langjähriger Europaabgeordneter und Ehrenpräsident der Internationalen Paneuropa-Union, ist am 4. Juli in seinem Haus in Pöcking im Alter von 98 Jahren gestorben. Heue, Samstag, 16. Juli, wird er nach dem Requiem im Stephansdom in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt. Diese Grabstätte wird auch Kaisergruft genannt, in der viele Verstorbene aus dem Hause Habsburg und Habsburg-Lothringen beigesetzt sind. Sie befindet sich in der sehenswerten Kapuzinerkirche in Wien, benannt nach dem Orden der Kapuziner. Wenige Meter von dieser Kaisergruft entfernt, zeigt sich die Augustinerkirche mit ihrem markanten und hohen Kirchturm. Als Teil des kaiserlichen Hofburgkomplexes spielte sie in feudalen Zeiten eine besonders wichtige Rolle.
Denkmal neben Kaisergrab


Sie war Schauplatz großer Kaiserhochzeiten, darunter auch die von Franz Joseph I. und Elisabeth (Sissi) im Jahr 1854 oder die von Napoleon und Marie Louise (1810).
Der Eingang zu ihr befindet sich am Josephsplatz, da sie von drei Seiten von Bauwerken eingeschlossen ist. Höhepunkt einer Führung durch diese Augustinerkirche ist jedoch der Besuch der zahlreichen Gruften unter dieser Kirche. So das "Herzgrüftel" in der Lorettokapelle. In ihr werden in silbernen Urnen 54 Herzen von Mitgliedern des Kaiserhauses aufbewahrt, darunter auch das Herz von Maria Theresia sowie das ihres Mannes Franz I. Unmittelbar daneben befindet sich die Georgs-Kapelle, für Besucher aus dem Landkreis Daun besonders interessant. Denn in ihr befinden sich neben dem (leeren) marmornen Hochgrab des 1792 verstorbenen Kaisers Leopold II. auch zwei weitere große, beeindruckende und kunstvolle Grabdenkmäler berühmter Dauner Grafen.
Zum einen an der Westseite das Wandgrab des Grafen Wirich Philipp von Daun (gestorben 1741) und an der linken Längsseite das seines Sohnes, des Feldherrn Leopold von Daun (gestorben 1766).
Wirich Philipp Lorenz starb am 30. Juli 1741 im 73. Lebensjahr. Drei Tage später wurde er "auf sehr solenne Weise", also würdevoll, in der Wiener Augustinerkirche beigesetzt. Die Inschrift auf seinem Denkmal, das sein Sohn Leopold dem Vater errichten ließ, ist in Latein verfasst und berichtet ausführlich über dessen Lebenslauf, zählt seine Titel und militärischen Erfolge auf und lobt ihn als besonders beliebten, kaisertreuen Grafen.
Die Kaiserin Maria Theresia selbst ließ ihrerseits für ihren "guten Freund" Leopold von Daun, den "Retter Österreichs und Sieger von Kolin und Hochkirch", ein prächtiges Grabdenkmal errichten. Sie schätzte den Dauner sehr, der in ihrem kaiserlichen Haus wie ein Familienmitglied behandelt wurde. Die Inschrift, eine gefühlvolle Laudatio auf den Dauner Leopold, entwarf sie eigenhändig. In ihr bezeichnet sie ihn als den "Retter ihrer Staaten, den Wiederhersteller der Kriegszucht durch Vorschrift und Beispiel und einen rühmlichen Nacheiferer der Helden des Altertums".
Napoleon besucht Totenkapelle


Einen bemerkenswerten Besuch erlebte dieses Leopold-von-Daun-Grabdenkmal vor mehr als 200 Jahren. Da betrat am 5. Oktober 1809 abends im Fackelschein der französische Kaiser Napoleon diese Totenkapelle. Vor des Dauners Denkmal blieb er stehen, las die Inschrift und diskutierte mit seinen Begleitern über die Schlacht bei Kolin (1756). Er fand, dass sie deutliche Ähnlichkeit mit jener von Austerlitz (1805) gehabt hatte. In dieser Schlacht hatte Napoleon die österreichischen und russischen Truppen besiegt.
Dann machte der Franzose eine wegwerfende Bewegung mit der Hand und rief aus: "Da liegt er nun! Es ist doch alles eitel und vergeht wie Rauch!" Wie bekannt: Auch Napoleon war eitel und verging wie Rauch.
Einen Bericht zur Beisetzung von Otto von Habsburg lesen Sie auf Seite 31.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort