Kampf dem Papierkrieg

DAUN. Die Verbandsgemeinde Daun und die Nachbarverwaltungen können nun schneller und genauer auf geografische Basisdaten für Flächennutzungs- und Bebauungspläne oder für Auskünfte über Liegenschaften zugreifen. Kein Kampf mit großformatigen Papierbergen mehr, es reichen wenige Mausklicks für umfassende Information aus.

Nicht nur die Verwaltungsbeamten und -angestellten, auch der normale Bürger wird vom neuen GIS profitieren, das VG-Bürgermeister Werner Klöckner nun offiziell in Betrieb nahm: kein langes Warten mehr auf Suchtrupps, die erst nach zeitfressendem Detektivspiel in den Archiven die benötigten Daten und Karten ans Licht befördern. Sondern sämtliche Geodaten - Luftbilder, topografische Karten und die Liegenschafts- und Katasterdaten - sind digital auf einem so genannten GeoDatenServer gespeichert.Bessere Kontrolle, schnellerer Austausch

Sie werden zentral verwaltet, gepflegt und aktualisiert: die Liegenschaftsdaten alle vier Wochen, die Katasterdaten alle drei Monate und Luftbilder spätestens alle drei Jahre. Kommt ein Amt eher zögerlich seinen Aufarbeitungspflichten nach oder haben Bürger irgendwo Vorschriften nicht beachtet, soll das nun schneller erkennbar werden. Denn die einzelnen Pläne lassen sich auf dem Bildschirm so übereinander legen, dass Unstimmigkeiten sofort auffallen - auch wenn es etwa um den Abbau von Lava geht, der in ein Naturschutzgebiet hineinreicht, oder um ohne die entsprechende Genehmigung errichtete Gebäude. Aber nicht nur bessere Kontrollmöglichkeiten sind ein Effekt des neuen GIS, das mit dem System der Kreisverwaltung und den anderen umliegenden Kommunen kompatibel ist und damit auch einen reibungslosen Datenaustausch ermöglicht. "In erster Linie brauchen wir die Daten für den internen Bedarf bei der Bauleitplanung und bei Bebauungsplänen", erläuterte Bürgermeister Klöckner. Die Kosten für die Bürger, die für Immobilienkäufe etwa Auskünfte vom Katasteramt benötigen, blieben gleich, doch der Service könne ungleich schneller erfolgen. "Die Informationen sind mindestens zehn Mal schneller als heute zugänglich. Auch die digitale Weiterleitung zu anderen Sachbearbeitern und damit die leichtere Vervielfältigung ist möglich, ebenso wie sofortige Antworten etwa in Sitzungen auf Fragen zu Belangen des Naturschutzes oder der Verkehrsführung", sagte Klöckner. Insgesamt ergebe das eine viel höhere Entscheidungssicherheit in den Gremien. Noch sind nicht alle aktuellen Daten komplett in das System eingespeist. Im Januar wird vermutlich der neueste Stand der Informationen umfassend zugänglich sein. Die Praxis muss dann zeigen, welche weiteren Verfeinerungen des GIS notwendig sind. Die Trierer Firma Alta4 Geoinformatik AG, die nach einem ausführlichen Vergabeverfahren mit der Umsetzung der marktführenden Software "Esri" betraut wurde und auch die Schulungen der betroffenen Behördenmitarbeiter übernimmt, steht für Anpassungen zur Verfügung.Gleiche Koordinaten für alle

Die digitale Karten-Umstellung ist schon seit 1989 ein Thema, doch die Höhe der damaligen Kosten von umgerechnet 459 000 Euro für die Formatierung des gesamten Datenbestands führte vor drei Jahren dazu, dass die Verwirklichung des Projekts verschoben wurde. Verhandlungen des Städte- und Gemeindebundes Rheinland-Pfalz mit dem Innenministerium des Landes für alle Kommunen führten dann zu einer erheblichen Reduzierung dieser Summe. Im Jahr 2003 wurde das GIS für die Kreisverwaltung eingeführt. Dass alle Behörden nun die gleichen Koordinaten haben, ist nach Meinung von Alta4 Geoinformatik ein wesentlicher Vorteil des Systems. So seien auch vergleichende Konfliktanalysen leicht und schnell möglich. Einziges Handicap des GIS sei die relativ lange Verweildauer älterer Luftbilder im System, so dass die dreidimensional abgebildete Realität bisweilen nicht dem Hier und Heute entspricht. Doch das liege an den hohen Kosten der Flüge und werde sich vermutlich nicht ändern.

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