Kommunalwahl 2019 Vier Bewerber, viele Fragen

Gerolstein · In Gerolstein bewirbt sich ein Kandidaten-Quartett um das Amt des Stadtbürgermeisters. Beim TV-Forum im Rondell mit 300 Besuchern haben die TV-Redakteure Stephan Sartoris und Mario Hübner den Bewerbern auf den Zahn gefühlt.

Volles Haus beim Gerolsteiner TV-Forum
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Foto: Frank Auffenberg

Der Amtsinhaber will noch einmal, sein Vorgänger möchte zurück ans Ruder und zwei Ratsmitglieder möchten beweisen, dass sie es auch können – gleich vier Kandidaten bewerben sich bei der Kommunalwahl am Sonntag, 26. Mai, um das Amt des Gerolsteiner Stadtbürgermeisters. Doch wofür stehen sie, was wollen sie und was unterscheidet sie voneinander? Beim TV-Forum in der Stadthalle Rondell haben sich Friedhelm Bongartz, Bernd May, Uwe Schneider und Gerlinde Blaumeiser vor 300 Besuchern den Fragen der Volksfreund-Redakteure Mario Hübner und Stephan Sartoris gestellt.

Drei Minuten hatten die Kandidaten nach einer kurzen Vorstellungsrunde, um den Besuchern zu erklären, warum sie der oder die Richtige fürs Amt sind. Überziehen war kaum möglich. Dreißig Sekunden vor Ablauf der Zeit begann leise Musik zu spielen. „Nicht aus Unhöflichkeit, sondern als Signal, dass man zum Ende kommen sollte“, erklärte Sartoris. Wer die Warnung nicht ernst nahm, wurde rigoros übertönt.

Zum Auftakt griff Gerlinde Blaumeiser (69/UWG) zum Mikrofon. Sie bewirbt sich als freie Kandidatin um das Amt: „Ich bin mit Leib und Seele Gerolsteinerin, habe 30 Jahre Stadtpolitik passiv erlebt, fünf Jahre im Stadtrat gesessen und ab und zu geredet – jetzt reicht es. Ich will Bürgermeisterin werden und machen.“ Sie sei kompetent, erfahren und verlässlich und wisse, wo der Schuh drücke. Sie wolle eine langfristig orientierte Stadtentwicklung auf den Weg bringen. „Sie soll nicht länger Spielwiese umsatzorientierter Projektentwickler und Stadtplaner sein.“

Amtsinhaber Bongartz (80, CDU) betonte, dass für ihn der Standort Gerolstein nicht nur vom landschaftlichen Wert her der Pflege bedürfe, sondern als weltweit bekannter Standort noch weiter nach vorne gebracht werden müsse. „Wir können noch sehr viel mehr Touristen anlocken“, sagt er. Dementsprechend wichtig sei, die alte Bahnstrecke zum Radweg umzubauen und so „eine Verbindung nach Belgien, in die Niederlande, nach Trier und zum Rhein zu schaffen.“ Und: „Gerolstein sei weltweit mit dem Begriff Wasser verbunden: „Darauf müssen wir aufbauen.“

Bernd May (60, parteilos) stand bereits von 2010 bis 2014 der Stadt vor und will es noch einmal wissen. „Wir haben in sehr kurzer Zeit viele Projekte durchbekommen und abgeschlossen, aber auch vieles auf den Weg gebracht.“ Leider sehe er bei manchen Projekten, die damals schon angestoßen waren, bis heute Stillstand. Und dadurch auch immense Kostensteigerungen. Er gibt sich kämpferisch: „Ich bin der Einzige der vier Bewerber, der aktuell nicht im Stadtrat ist. Wenn ich mir die Flyer der Mitkandidaten durchlese und sehe, was sie vorhaben, stelle ich mir die Frage: Warum habt ihr das die letzten fünf Jahre nicht getan?“

Uwe Schneider (50, SPD) betonte drei Kernziele. „Ich möchte Gerolstein familienfreundlich, attraktiv und stark entwickeln.“ Es müsse ausreichend Wohnraum für Familien und Senioren geschaffen werden. Zudem wolle er sich um die Verkehrssicherheit für Radfahrer und Menschen mit Behinderungen einsetzen. „Dies sind Nöte, die oft an mich herangetragen werden“, sagt er. Ein starkes Gerolstein bedürfe aber auch einer besseren Wirtschaftsförderung als bisher. Doch es gebe einen Lichtblick: „Sie wurde auf Verbandsgemeinde-Ebene neu aufgestellt, genau da müssen wir ansetzen, um zu profitieren.“

In der Fragerunde mit den TV-Redakteuren wurden die Kandidaten nicht gerade mit Samthandschuhen angepackt. Beispiel: Angesprochen auf seine Wahlschlappe als Amtsinhaber 2014 gegen CDU-Newcomer Bongartz (Moderator Hübner: „Sie sind quasi von den Bürgern vom Hof gejagt worden. Weshalb rechnen Sie sich dann diesmal Chancen aus?“) räumte  der parteilose May seine Niederlage ein, meinte aber auch, dass es „damals sicherlich auch eine Parteienwahl war“. Und er fügt kämpferisch hinzu: „Die Leute können ja vergleichen, was in meiner Amtszeit und was danach zustande gebracht wurde.“

Blaumeisers hochtrabende und teure Pläne für eine weitere Aufwertung des Kyllufers durch die gesamte Stadt stellte Hübner den aktuellen Schuldenstand der Stadt von gut elf Millionen Euro gegenüber. Ein Argument, das sie durchaus nachvollziehen könne. Dennoch meinte sie: „Es muss auch weiter in die Zukunft investiert werden, sonst gehen wir irgendwann nur noch rückwärts. Die Ausgaben müssen halt sinnvoll sein.“

Ein Punkt, zu dem sich auch Bewerber Schneider äußerte: „Grundsätzlich muss man zur finanziellen Situation der Stadt Gerolstein sagen, dass wegen der neuen Struktur der Verbandsgemeinde die Umlage von 31,5 auf 39 Prozent gestiegen ist. Unser finanzieller Rahmen ist verdammt eng gesteckt.“ Die kommenden Investitionen seien kein Wunschkonzert. Man müsse Projekte, die eigentlich auf der Agenda standen, streichen oder verschieben.

Angesprochen auf Kostensteigerungen und Verzug bei schon lange geplanten Projekten, verwies Bongartz auf Faktoren, die man nicht beeinflussen könne. „Wenn ein Planungsbüro voll ausgelastet ist, dann steigen die Preise. Es sind Entwicklungen in der Baubranche, die uns manchmal ausbremsen.“

Sein Schlusswort richtete Stephan Sartoris ans Publikum: „Sie haben die Chance, die Zukunft Ihrer Heimat mitzugestalten, nutzen Sie diese bitte. Nehmen Sie mit, dass hier engagierte Leute auf dem Podium stehen, und erzählen Sie davon Ihren Freunden, Nachbarn und Bekannten und motivieren Sie die zur Wahl. Demokratie lebt vom Mitmachen und nicht vom Meckern.“

 Die TV-Redakteure Mario Hübner und Stephan Sartoris haben in der Stadthalle Rondel in Gerolstein die vier Kanditaten für das Amt des Stadtbürgermeisters getroffen. Knapp 300 Gäste besuchten die Veranstaltung und sparten in der Fragerunde genauso wie die Redakteure nicht mit unbequemen Fragen.

Die TV-Redakteure Mario Hübner und Stephan Sartoris haben in der Stadthalle Rondel in Gerolstein die vier Kanditaten für das Amt des Stadtbürgermeisters getroffen. Knapp 300 Gäste besuchten die Veranstaltung und sparten in der Fragerunde genauso wie die Redakteure nicht mit unbequemen Fragen.

Foto: Frank Auffenberg

Weitere Bilder und Eindrücke vom TV-Forum in Gerolstein im Internet unter: www.volksfreund.de/fotos

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