"Katastrophe für die Leute"

DAUN. Nicht kampflos geht die Stilllegung der Dauner Kleinmotoren (DKM) über die Bühne. Der Betriebsrat bestreitet die Sanierungsunfähigkeit des Unternehmens und kritisiert die Höhe der geplanten Abfindungen. Die Geschäftsleitung beklagt fehlende Flexibilität der Arbeitnehmer.

Die Fronten im bislang friedlichen Schließungsprozesses der DKM, die jetzt wieder voll zur Sindelfinger Muttergesellschaft Solo gehört (der TV berichtete), sind verhärtet: "Wir haben keine Hoffnung mehr, mit unserer Position bei Solo gehört zu werden", beschreibt der vom Betriebsrat eingesetzte Rechtsanwalt Thomas Schmidt den Stand der Verhandlungen. Von der im September anstehenden Schließung des Dauner Werkes sind fast 40 Arbeitnehmer betroffen. Auch Geschäftsführer Wolfgang Elsen, der vertragsgemäß den Rückwärtsgang in Richtung Solo einlegte, ist mit der Entwicklung alles andere als zufrieden: "Ich will keine schmutzige Wäsche waschen, aber es war mit dem Betriebsrat zum Beispiel nicht möglich, für in Aussicht stehende Aufträge Samstagsschichten zu vereinbaren." Einigkeit herrscht bei der Analyse der schlechten Marktsituation. Neue Geschäftsfelder konnten in dem für die Sanierung zur Verfügung stehenden Jahr nicht erschlossen werden. Dennoch findet die im Schnitt weit über vierzig Jahre alte Belegschaft, dass es eine Chance für den Standort in der Eifel geben sollte und dass Daun nicht für eine Rettung des Standortes Sindelfingen aufgegeben werden dürfe. Denn nach Einschätzung von IG-Metaller Roland Wölfl ist es für die Betroffenen kaum möglich, neue Jobs zu finden. Für eine Qualifizierungsgesellschaft, die den Mitarbeitern im Arbeitsmarkt helfe, fehle das Geld. "Stimmt nicht", hält Elsen dagegen, das Geld dafür sei da, doch es gehe den Gewerkschaftern nur noch um die Höhe der Abfindung. Die sei, so kritisiert der Betriebsrat, lächerlich gering und entspreche einem halben Weihnachtsgeld, auf das man 2003 sowieso schon verzichtet habe. Nach Auffassung der Arbeitnehmervertreter haben "die Herren bei Solo" und vor allem die im Schwäbischen agierenden Banken keinerlei Interesse gezeigt, auf die Belange in der Eifel Rücksicht zu nehmen und mit den Dauner Arbeitnehmern über Lohnverzicht und Arbeitszeiten zu diskutieren. Derartige Perspektiven findet Elsen interessant, möchte sich jedoch im aktuellen Stadium der Verhandlungen nicht dazu äußern. Ein sinnvolles, alternatives Sanierungskonzept für Daun liege nicht vor, bemängelt Schmidt, es fehlten die Vergleichsberechnungen, um eine seriöse Stellungnahme dazu abgeben zu können. Kopfschütteln bei Elsen: "Es gab viele Gespräche über neue Konzepte, auch mit Sindelfingen.""Krampfhafter Versuch totes Pferd zu reiten"

Es müsse sich in jedem Unternehmen das Bewusstsein durchsetzen, dass letztlich die Kunden das Geld bringen. Es scheine den Arbeitnehmervertretern nicht um Perspektiven für Menschen zu gehen, sondern es sei "eher das fatale und klägliche Scheitern des krampfhaften Versuchs, ein totes Pferd zu reiten". Mit ausdrücklicher Ausnahme des Vorsitzenden habe der Betriebsrat "Eigeninteressen im Sinn, die völlig konträr zum Unternehmenssinn" waren, sagt Elsen. "Das ist für die Leute eine Katastrophe", lautet unisono die Einschätzung der Entwicklung seitens der Geschäftsführung und des Betriebsrats. Während Elsen auf die Qualifizierung der Mitarbeiter in der noch verbleibenden Zeit setzt und Gespräche mit regionalen Unternehmen führt, die Ex-DKMler einstellen könnten, geht es für den Betriebsrat in den kommenden vier Wochen um die Durchsetzung eines Sozialplanes, der den finanziellen Vorstellungen der Gekündigten mehr entspricht. "Unserbisheriges Ziel, über die Fortführung des Standortes Daun reden zu können, hat sich zerschlagen", heißt das bittere Fazit der jüngsten Betriebsversammlung, "es bleibt uns nur noch der Kampf um das Geld." Der soll mit Hilfe einer Einigungsstelle ausgefochten werden.

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