Aus dem Archiv „Alles spricht für einen Keim“ – Im Seniorenheim Katharinenstift ist eine lebensbedrohliche Keim-Erkrankung ausgebrochen

Seit Montag ist im Seniorenheim "Katharinenstift" in Hillesheim (Landkreis Vulkaneifel) eine lebensbedrohliche Keim-Erkrankung ausgebrochen. Elf Bewohner werden intensiv-medizinisch in Krankenhäusern behandelt. Eine Bewohnerin ist bereits gestorben. Das Gesundheitsamt Daun sucht mit Hochdruck nach dem Auslöser.

Hillesheim. Ausnahmezustand im Katharinenstift im Ortskern der europäischen Beispielstadt: Immer wieder kommen Rettungswagen. Die Sanitäter sind in Schutzkleidung vermummt. Ein Notarzt wird sogar mit dem Helikopter eingeflogen. Eile, Fürsorge und umfangreiche Vorsorgemaßnahmen sind angesagt. In einem Wohnbereich des 134-Betten-Seniorenheimes sind zwölf der 33 Bewohner lebensbedrohlich erkrankt. Eine infizierte Seniorin ist bereits gestorben.

"Alles spricht für einen Keim, aber die Frage nach der Ursache kann noch nicht beantwortet werden. Momentan ist es wie ein Schrotschuss in die Dunkelheit", meint Dr. Volker Schneiders, Leiter des Dauner Kreisgesundheitsamtes.

Die elf erkrankten Bewohner (zehn im Alter zwischen 81 und 94 Jahren sowie eine 51-Jährige) leiden unter Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Atemnot. Sie wurden in die Krankenhäuser Gerolstein, Daun, Prüm und Wittlich gebracht. Da sie alle intensiv-medizinisch versorgt und isoliert untergebracht werden müssen, reicht in einem Krankenhaus die Kapazität der Intensivbetten nicht aus.

Heimleiter Michael Förster bedauert die Vorfälle. Alle Angehörigen der Betroffenen seien unverzüglich informiert worden. Förster verspricht: "Wir kümmern uns intensiv darum, dass die Ursache gefunden wird." Der Heimleitung attestiert Amtsarzt Schneiders umsichtiges Handeln: Bereits beim zweiten Fall sei das Gesundheitsamt eingeschaltet worden. Dr. Schneiders: "Nach einem klassischen Noro-Virus sieht es nicht aus - und auch nicht nach einem tropischen Virus, der von Besuchern hätte eingeschleppt werden können."

Weil die Atemnot den älteren, geschwächten und meist gesundheitlich eh angeschlagenen Betroffenen extrem zusetzt, sieht der Amtsarzt sie alle in einer "kritischen, auch lebensbedrohlichen Situation". Ob weitere Bewohner sich angesteckt haben, kann der Amtsarzt noch nicht abschätzen. Obwohl auch 36 Stunden nach Ausbruch noch keine Lösung in Sicht scheint, ist von Unrast keine Spur. Alle Beteiligten arbeiten konzentriert. Um alle möglichen Ursachen auszuschließen, werden auch die Küche und das Wasser begutachtet. Sicherheitshalber wurden auf alle Wasserhähne Sterilfilter geschraubt. Der betroffene Wohnbereich ist unter Quarantäne gestellt. In drei Speziallabors werden zig Proben auf mögliche Ursachen untersucht - in der Hoffnung, den Erreger möglichst bald zu finden.

Bis gestern Abend um 18.30 Uhr lagen noch keine konkreten Untersuchungs-Ergebnisse vor. Amtsarzt Dr. Schneiders gegenüber dem Trierischen Volksfreund: "Die Lage ist stabil. Es sind im Laufe des Tages keine weiteren Fälle hinzugekommen."

Gäste, die das Katharinenstift in Hillesheim besuchen wollen, werden gebeten, von Besuchen abzusehen. Die meisten zeigen sich verständnisvoll. Amtsarzt Schneiders warnt allerdings vor Panikmache: "Eine Saugglocke können wir nicht übers Haus hängen."

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