Seit einem Jahr keine Proben Chorverbandsvorsitzender ist besorgt: „Wer findet nach Corona noch den Weg zurück?"

Horst Wirtz macht sich Sorgen um die Zukunft der Chöre im Landkreis Vulkaneifel. Denn der Vorsitzende des Kreis-Chorverbands weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr Corona den Chorgesang beutelt.

 Die letzten Chorproben in Präsenz sind nun schon über ein Jahr her.

Die letzten Chorproben in Präsenz sind nun schon über ein Jahr her.

Foto: picture alliance / dpa/Fredrik Von Erichsen

Daran erinnert Horst Wirtz sich noch gut. Bei der bisher letzten Probe des Männergesangvereins (MGV) Eifelklang Leudersdorf/Niederehe am 13. März 2020 war bei den Gesprächen zwischen und nach den Liedern Corona das Hauptthema. Den ganzen Tag über hatten sich diesbezüglich die Nachrichten überschlagen, der erste Lockdown war beschlossene Sache. „Dass diese Probe also ‚auf der letzten Rille’ lief, war uns klar. Aber niemand rechnete damals wohl damit, dass wir auch ein ganzes Jahr später immer noch keine Probe oder gar einen Auftritt haben würden“, erklärt Horst Wirtz. Er ist Vorsitzender und Aktiver des MGV Niederehe/Leudersdorf. Und auch der Vorsitzende des Chorverbands Vulkaneifel Daun (siehe Info).

Kurz vor dem Gespräch mit unserer Zeitung hatte Wirtz als Delegierter des Landkreises Vulkaneifel an der Jahreshauptversammlung des Chorverbands Rheinland-Pfalz teilgenommen. Digital natürlich. „Und besser als nichts“, meint der Funktionär. „Aber sich persönlich zu begegnen, ist eine ganz andere Welt.“ Ob nun im Landes-Chorverband, auf Kreisebene oder im Chor vor Ort: „Die Stimmung ist problematisch“, sagt Horst Wirtz. Es gebe ja immer noch keine Perspektive, wann und unter welchen Bedingungen es wieder los gehen könne mit dem Chorgesang, weiß er. Und fragt sich: „Wer findet dann überhaupt noch den Weg zurück?“

Allein aus demografischer Sicht sei es schwierig; der Altersdurchschnitt in den Chören sei relativ hoch. Chorstimmen müssten regelmäßig geübt werden; auch das falle weg; der „Nebenmensch“ fehle. Wenn Wirtz sagt: „Auch in diesem Punkt werden wir ganz neu anfangen“, hat er das überwiegend vierstimmige Repertoire im Blick – was schon in normalen Zeiten mit Laien nicht ganz einfach einzuüben sei.

Den Kontakt zu den Sängern des MGV und zur Dirigentin Ute Betten halte er ebenso wie den zu den 14 Chören des Kreis-Chorverbands per E-Mail, erzählt Horst Wirtz. Immerhin habe im September vergangenen Jahres die Jahreshauptversammlung des Kreis-Chorverbands stattfinden können, wenn auch nur mit der halben Anzahl der Delegierten. Und weil - wie bei diesem Anlass ansonsten üblich - der gastgebende Chor nicht singen durfte, habe er Live-Aufnahmen abgespielt. „Das kam gut an“, erinnert Wirtz sich.

Was er sich wünscht? Dass das Open-Air-Konzert des Kreis-Chorverbands, das schon für den Herbst 2020 ins Auge gefasst war, dann aber doch wieder abgesagt werden musste, in diesem Herbst über die Bühne gehen kann. Wirtz: „Denn wir sind noch da!“

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