Kein Gemäuer, aber doch ein Magnet

Bodenbach · Schon vor 1700 Jahren lebten bei Bodenbach Menschen in einer Villa. Mit dem "Museum in der Landschaft" zeigt die Gemeinde ihr antikes Erbe seit dem vergangenen Jahr. Und das kommt an: Vor allem Wanderer, aber auch Reisegruppen interessieren sich für die römische Vergangenheit.

 Anhand der Bepflanzung und der Stangen ist zu erkennen, welche Abmessungen die römische Villa in Bodenbach hatte. TV-Foto: Alois Mayer

Anhand der Bepflanzung und der Stangen ist zu erkennen, welche Abmessungen die römische Villa in Bodenbach hatte. TV-Foto: Alois Mayer

Foto: (e_daun )

Bodenbach. Vor einem Jahr wurde das "Museum in der Landschaft - Römische Villa Bodenbach" eröffnet. Wer allerdings ein imposantes Gebäude erwartet, sucht vergeblich. Denn Ziersträucher, Hecken, Kies und bunte Blumen markieren die Konturen des Bauernhofs einer reichen römischen Familie.
Große Stangen zeigen die Höhe der Villa an. Informationstafeln liefern das nötige Hintergrundwissen, und eine große Sitzgruppe bietet Besuchern und Wanderern Rast und Erholung. Ein Konzept, das sich aus Sicht der Initiatoren bewährt hat.
"Ja, es sind viele Wanderer und auch Reisegruppen, die gezielt diese Anlage aufsuchen," berichtet der ehemalige Bodenbacher Ortsbürgermeister Günter Rätz. Er ist als Fachkundiger stets bereit, Gäste und Besucher zu führen und Erläuterungen zu geben. "Man hat erkannt, dass nicht nur Bodenbach, sondern der Kelberger Raum dadurch eine herausragende Stellung in der Museumslandschaft unseres Landes eingenommen hat", sagt er - und wünscht sich, dass mehr Schulen dieses Landschaftsmuseum aufsuchen, um an Ort und Stelle römische Geschichte zu erfahren.
Besucher sind angetan


Petra Landsberg aus Bodenbach, die mit ihren Esel-Wanderungen rund um den Barsberg viele Thementouren anbietet, ergänzt: "Die Wanderer, hauptsächlich aus Großstädten, sind angetan von dieser Art dieser Darstellung. Gezielt fragen sie nach der ,römischen Villa' , erwarten ein kolossales Gebäude, lassen sich dann aber begeistern von deren bepflanzten Umrissen. Auf dem Rastplatz genießen sie besonders den herben Duft der vielen Wildblumen, die vom Frühjahr bis in den Herbst blühen."
Dies bestätigt auch Andrea Meyfarth von der Touristinfo in Kelberg: "Es ist eine deutliche Zunahme an Gästen feststellbar, recht viele davon aus der wissenschaftlichen Fachwelt, die sich über diese Sichtbarmachung dieses Projekts entlang des Hochkelberg-Panorama-Pfads und eines Abschnittes der Geschichtsstraße informieren."
Für 2017 plant Bodenbach die Erstellung eines mehrsprachigen Flyers und das Anlegen eines Gästebuches vor Ort, in dem die Besucher ihre Meinungen zu diesem Projekt äußern können. Daneben bestehen Pläne der Landesregierung zu einer Sonderausstellung über archäologische Schätze an Rhein und Mosel im Landesmuseum Mainz. Die Gemeinde Bodenbach hofft, dort vertreten zu sein.
Fast uneinnehmbar

 So ähnlich wie dieses Modell der Villa Bollendorf soll die Villa Bodenbach ausgesehen haben. Foto: Archiv Günter Rätz

So ähnlich wie dieses Modell der Villa Bollendorf soll die Villa Bodenbach ausgesehen haben. Foto: Archiv Günter Rätz

Foto: (e_gero )


Dass auf der "Ober der steinigen Heck" bei Bodenbach einst etwas Römisches errichtet war, wusste die Erzähltradition schon seit Generationen. Untersuchungen und Ausgrabungen von 2003 bis 2013 unter Leitung des Archäologen Peter Henrich führten zur Erkenntnis, dass dort eine Villa mit einer Größe von 27 mal 21 Metern stand. Sie wurde im zweiten Jahrhundert nach Christus als rein ziviler Bauernhof gebaut. Vermutlich aus Furcht vor den zunehmenden Überfällen einfallender Germanen, sicherten die Bewohner dieser Villa ihr Haupthaus mit einer Wehrmauer und drei, teilweise mehr als zwei Meter tiefen und vier Meter breiten Gräben. Eine kleine wehrhafte, fast uneinnehmbare Festung, eine Besonderheit, die ganz selten westlich des Rheins zu finden ist. Sie wurde nie durch Kampfhandlungen zerstört, sondern von den Besitzern um 350 nach Christus beim Verlassen zerstört und unbrauchbar gemacht, damit die Anlage von den Germanen nicht genutzt werden konnte.
Nach der wissenschaftlichen Erforschung wurden die freigelegten Mauer- und Fundament-reste wieder zugeschüttet. Um dieses für die Altertumsforschung bedeutende Anwesen auch der Öffentlichkeit präsentieren zu können, entschloss sich der Gemeinderat, den Grundriss der Villa und der Befestigungsanlage vor Ort mit einer Bepflanzung zu visualisieren. Unter dem Titel "Museum in der Landschaft" wurden die Umrisse der Villa mit einer Buchenhecke bepflanzt, Kiesbette markieren die Wehrmauern. Die mit Blumen und Kräutern angesäten Wehrgräben und die unterschiedliche gefärbten Rasenarten bringen Kontrast in die Gesamtanlage.
Beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, wird das Areal vorgestellt.

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