Kein Kandidat in Sicht

Still ruht die See: Für die Stadtbürgermeisterwahl am 19. September in Gerolstein hat sich bislang kein Kandidat beworben, und auch die Parteien üben sich in großer Zurückhaltung. Die Bewerbungsfrist endet am Montag, 9. August, 18 Uhr. Die Wahl wird notwendig, weil Karl-Heinz Schwartz (CDU) am 15. Juni überraschend zurückgetreten war.

 Am 19. September wählen die Gerolsteiner ihren Stadtbürgermeister. Foto: dpa

Am 19. September wählen die Gerolsteiner ihren Stadtbürgermeister. Foto: dpa

Gerolstein. 6379 Gerolsteiner sind am Sonntag, 19. September, aufgerufen, einen neuen Stadtbürgermeister zu wählen. Der Termin für eine Stichwahl ist am Sonntag, 3. Oktober. Die Wahl wurde notwendig, weil der bisherige Amtsinhaber Karl-Heinz Schwartz (CDU) am 15. Juni überraschend zurückgetreten war.

Grund für den Rücktritt waren nach Meinung von Rats- und Ausschussmitgliedern mehrmalige Auseinandersetzungen mit Mitgliedern der Fraktion der Bürgerunion Vulkaneifel (BUV) und Grünen-Politiker Tim Steen.

Bewerbungsfrist endet am 9. August, 18 Uhr



Schwartz selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu den Gründen geäußert; offenkundig aber gegenüber Parteikollegen. Das sagt zumindest Monika Neumann, Sprecherin der CDU-Stadtratsfraktion: "Ich selbst habe von ihm eine SMS erhalten, in der er als Rücktrittsgrund seinen Unmut gegenüber Grünen und BUV wiederholt hat."

Unklar ist bislang, wer die Nachfolge von Schwartz antritt. "Bislang liegt keine Kandidatur vor", sagt Bernd Schmitz aus dem Rathaus. Noch sind gut zwei Wochen Zeit, sich zu bewerben. Die Frist endet am Montag, 9. August, 18 Uhr.

Und es sieht so aus, als ob die Parteien diese Zeit zur Kandidatensuche auch bis zuletzt ausnutzen wollen. So sagt Monika Neumann auf TV-Anfrage: "Warten wir die Deadline ab." Und: "Wir haben schon das Ziel, einen Kandidaten aufzustellen, es steht aber keiner Gewehr bei Fuß, und angesichts der Kürze der Zeit ist das auch schwierig." Bislang habe die CDU bei mehreren internen Treffen das Thema diskutiert. Doch ein Name ist ihr nicht zu entlocken.

Auf die Frage, ob sie sich zur Verfügung stelle, sagt Monika Neumann: "Das ehrt mich zwar, dennoch: Zur eigenen Person sage ich aber nichts." Angesprochen auf Gerüchte in der Stadt meint sie: "Ich habe noch nichts läuten gehört. Es ist überraschend still."

In der Tat haben die kleinen Parteien und Gruppierungen noch keinen Bewerber beziehungsweise wollen auch gar keinen aufstellen.

So sagt Gerd Möller von der BUV: "Wir haben keinen Kandidaten. Wenn jedoch jemand auf uns zukommt, der zu uns passt und dem wir die Arbeit zutrauen, dann präsentieren wir vielleicht noch jemanden." Es müsse aber eine Persönlichkeit sein, so Möller, "jemand, der sich im Rathaus für die Belange der Stadt durchsetzen kann". Die FDP wird nach Worten ihres stellvertretenden Kreisvorsitzenden Alfred Cornesse aus Gerolstein-Lissingen "keinen eigenen Kandidaten aufstellen". Überhaupt hält er die Suche nach einem geeigneten Kandidaten, egal welcher Couleur, für "schwierig".

Ebenfalls keine Ambitionen haben die Grünen. So sagt Ratsmitglied Tim Steen: "Weder die Partei noch ich haben Bestrebungen für eine Kandidatur." Tauche jedoch noch ein Kandidat auf, wollen sich sowohl Grüne als auch FDP nach einer Vorstellungen überlegen, diesen zu unterstützen. Und in einem weiteren Punkt stimmen Steen und Cornesse überein: dem Thema Personalunion von Verbands- und Stadtbürgermeister. Während Cornesse meint, dass es das ja "schon mal 25 Jahre in Gerolstein gegeben" habe, sagt das ehemalige VG-Rats- und heute Stadtratsmitglied Steen: "Nun, bei Pauly ging vieles reibungsloser - durchaus auch kritische Themen. Bei Schwartz ist es rasch eskaliert."

Sowohl VG-Bürgermeister Matthias Pauly (CDU) als auch Hermann Lux (SPD), Erster Stadtbeigeordneter und aktuell Interims-Stadtbürgermeister, waren gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Meinung

Gute Gründe für Personalunion

Personalunion? Warum nicht! Besser einen erfahrenen hauptamtlichen Verbandsgemeindebürgermeister, der sich auch noch um die Belange der Stadt Gerolstein kümmert, als ein überforderter Zweite-Wahl-Kandidat, dem man erst noch die zentralen städtischen Themen näherbringen muss. Dann ist zwar nicht unbedingt mit einem kreativen Schub für die Stadt zu rechnen, aber eine solide Verwaltung der Stadt hat in schwierigen Zeiten durchaus seinen Reiz. Dass die Parteien sich offenkundig bei der Kandidatensuche so schwer tun, zeigt Zweierlei: Es ist erstens ein Zeichen dafür, wie groß der Respekt gegenüber dem aufwändigen Job des Stadtbürgermeisters ist. Zweitens zeigt es, wie groß die Lücke ist, die Karl-Heinz Schwartz mit seinem überstürzten Rücktritt gerissen hat. m.huebner@volksfreund.deEXTRA Bei der Urwahl gilt als gewählt, wer mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen erhalten hat. Hat das bei mehreren Kandidaten niemand geschafft, kommt es zur Stichwahl. Ist nur ein Kandidat angetreten, der aber weniger als 50 Prozent erreicht hat, kommt es zwei Wochen später zur Wiederholungswahl. Scheitert er wieder, ist er durchgefallen. Gibt es keinen Bewerber für die Urwahl am 19. September, wählt der Stadtrat einen Stadtbürgermeister aus seiner Mitte. (mh)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort