Kein Liebesbrief: Hillesheim schreibt ans Land

Hillesheim · Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim hat einstimmig eine Resolution gegen die Zwangsfusion mit der Oberen Kyll verfasst. Hauptargument: Durch die miserable Finanzlage des Nachbarn könne keine leistungs- und wettbewerbsfähige VG entstehen.

 Wegen der schlechten Finanzlage der Nachbarkommune sträubt sich die Verbandsgemeinde nach wie vor gegen eine Zwangsfusion mit der Oberen Kyll. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wegen der schlechten Finanzlage der Nachbarkommune sträubt sich die Verbandsgemeinde nach wie vor gegen eine Zwangsfusion mit der Oberen Kyll. TV-Foto: Klaus Kimmling

Hillesheim. "Wir bemühen uns um einen sachlichen und angemessenen Ton. Wenn wir letztlich zusammengehen müssen, bringt es nichts, jetzt noch draufzuschlagen." Mit diesen Worten verteidigte Hillesheimer Bürgermeisterin Heike Bohn den im dreiseitigen Schreiben an Innenminister Roger Lewentz verwendeten Wortlaut.
Einige Ratsmitglieder hatten sich einen schärferen Zungenschlag gewünscht - beispielsweise Hans-Jakob Meyer aus Oberbettingen. Und auch Horst Kolitsch aus Walsdorf, dem vor allem fehlte, dass, wenn man schon zusammengehen müsse, Hillesheim unbedingt Verwaltungssitz der neuen Einheit werden müsse. Beiden erteilte Bohn eine Absage: "Ein anderer Ton kann immer noch angeschlagen werden, wenn die Kommunal- und Verwaltungsreform Gesetzeskraft erlangt und wir uns gegebenenfalls juristische Unterstützung nehmen sollten." "Müssen" kam als prompte Antwort aus den Reihen des Rates. Ein weiteres Signal, das die Ablehnung gegen die Zwangsfusion zeigt.
Im Brief an Lewentz heißt es: "Wie Ihnen bei unserem Gespräch am 11. Dezember und in verschiedenen Briefen schon dargelegt, können wir uns mit der angekündigten Zwangsfusion der Verbandsgemeinde Hillesheim und der Verbandsgemeinde Obere Kyll Mitte des Jahres 2014 unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht einverstanden erklären."
Vor allem die unterschiedliche Finanzsituation der beiden Verbandsgemeinden wird dargelegt. Während die Steuerkraft mit jeweils gut sechs Millionen Euro in etwa gleich ist, besteht bei den Kassenkrediten (die aufgenommen werden müssen, um das laufende Geschäft zu bewältigen) ein erheblicher Unterschied. Während Hillesheim zum Jahresende diesbezüglich einen Finanzbedarf von 1,2 Millionen Euro hat, liegt dieser bei der Oberen Kyll bei knapp 12 Millionen Euro. Die Summe resultiert vor allem aus Altlasten, denn im vergangenen und auch in diesem Jahr hat sich die Finanzlage der Nachbarkommune bereits deutlich verbessert (siehe Extra). Laut Hillesheims Büroleiter Herbert Mas tiaux liegt das daran, dass die Nachbarn bereits einige Hebel zur Entschuldung umgelegt hätten: "Erstens greifen die Maßnahmen im Rahmen des Kommunalen Entschuldungsfonds. Und zweitens hat sich die Kommune zwischenzeitlich von drei oder vier Mitarbeitern getrennt, deren Zeitverträge ausgelaufen sind." Mastiaux verwies darauf, dass bei den Fusionsgesprächen festgestellt worden sei, dass sich die Verwaltung an der Oberen Kyll "sechs bis acht mehr Mitarbeiter" als die in Hillesheim leiste.
Trotz der bereits ergriffenen Maßnahmen hätte die neue VG Hillesheim-Obere Kyll jährlich alleine 700 000 Euro Zinsen für die Kassenkredite zu zahlen. Hinzu komme die Zinslast für notwendige Investitionen. Das würde das Einsparpotenzial bei einem Zusammenschluss deutlich übersteigen. An einen Abbau der Schulden sei dabei noch gar nicht zu denken. Tenor des Briefes: "Einen ausgeglichenen Haushalt der dann entstehenden Verbandsgemeinde werden wir - wenn sich an der grundsätzlichen finanziellen Ausstattung der Verbandsgemeinden nichts ändert - nicht erreichen können. Damit ist die dauernde Leistungsfähigkeit nicht gegeben."Extra

Finanzen: Die VG Obere Kyll hatte Ende 2011 gut elf Millionen Euro Kassenkredite angehäuft. 2012 kamen 700 000 Euro hinzu, 2013 voraussichtlich noch 173 000 Euro. Ende dieses Jahres kommen so knapp 12 Millionen Euro zusammen. In der VG Hillesheim sind Ende 2011 rund 750 000 Euro Kassenkredite aufgelaufen. Hinzu kamen im vergangenen Jahr gut 350 000 Euro und dieses Jahr gut 100 000 Euro. Macht zusammen 1,2 Millionen Euro. Beide Verbandsgemeinden haben somit knapp 13,2 Euro Kassenkredite. mhExtra

Bevölkerungsentwicklung: In der VG Obere Kyll lebten 2010 laut Statistischem Landesamt 8578 Einwohner. 2030 sollen es nur noch 7077 Einwohner sein. Das entspricht einem Rückgang von 17,5 Prozent. In der VG Hillesheim waren es 2010 in etwa gleich viele: 8622. 2030 sollen es aber immer noch 8181 Einwohner sein, was einem Rückgang von 5,1 Prozent entspricht. Die neue, fusionierte VG hätte 2030 insgesamt 15 258 Einwohner. Sollten die sechs wechselwilligen Ortsgemeinden zur VG Prüm übertreten, reduziert sich die Einwohnerzahl um rund 3000 auf dann 12 000 Einwohner. Heike Bohn: "Damit wäre eine Größenordnung erreicht, die schon nach den aktuellen Vorgaben keine Zukunftsperspektive mehr hätte." mh

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