Kein Nachfolger in Sicht

Gillenfeld · Am 31. Dezember ist Schluss: Frank Rüschhoff schließt seine Arzt-Praxis in Gillenfeld. Wie es in der 1500-Einwohner-Gemeinde weitergeht mit der medizinischen Versorgung, ist derzeit noch völlig offen.

In der 1500-Einwohner-Gemeinde Gillenfeld herrscht Unsicherheit in der Bürgerschaft. Die Frage, die viele Gillenfelder bewegt: Wie steht es um die ärztliche Versorgung, wenn der örtliche niedergelassene Arzt seine Praxis am 31. Dezember schließt? Vor zehn Jahren hatte Frank Rüschhoff die Praxis des verstorbenen Dr. Spechtmeyer übernommen, nun beendet er sein berufliches Engagement in der Pulvermaargemeinde. "Herr Rüschhoff hat der Gemeinde Mitte Oktober mitgeteilt, dass er aus persönlichen Gründen seine Praxis zum Jahresende schließt", berichtet Ortsbürgermeisterin Heike Hermes.

Rüschhoff werde ab Januar als angestellter Arzt in Bernkastel-Kues arbeiten. "Der Brief war natürlich eine schlechte Nachricht für die Gemeinde, und sie hat für einige Aufregung im Dorf gesorgt", sagt die Bürgermeisterin.

Eine ärztliche Versorgung vor Ort sei ein unverzichtbares Stück Infrastruktur für eine Gemeinde in der Größe wie Gillenfeld: "Es geht ja nicht nur um unseren Ort allein, sondern auch um die Leute aus den umliegenden Ortschaften, für die Gillenfeld eine wichtige Anlaufstelle ist."

Bis dato habe es in der Ortsgeschichte nur eine überschaubare Vakanz in der ärztlichen Versorgung gegeben. "Wir werden in Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde Daun in allen maßgeblichen Medien Anzeigen schalten", kündigt Heike Hermes an. Natürlich hoffe sie darauf, dass schnell ein Nachfolger für Rüschhoff gefunden werde, aber: "Wir müssen auch realistisch sein: Die Lage ist auch für die Landärzte in den vergangenen Jahren nicht attraktiver geworden, eher im Gegenteil. Deshalb wird es wohl auch nicht so einfach sein, einen Nachfolger zu finden."

Auch der scheidende Arzt habe Anzeigen geschaltet und erste Rückmeldungen bekommen, aber definitive Zusagen habe es bis dato nicht gegeben, berichtet Heike Hermes. FWG-Kreistagsmitglied Anton Hölscher - selbst Arzt mit Praxis in Daun - hatte in der jüngsten Kreistagssitzung auf die Situation in Gillenfeld hingewiesen. "Es ist viel Platz zwischen Mehren und Manderscheid, wenn in Gillenfeld kein Arzt mehr sein sollte", sagt Hölscher, "eine dauerhafte Vakanz dort wünscht sich niemand."

Einen Nachfolger zu finden werde sicher nicht leicht sein, und was jetzt in Gillenfeld passiere, könnte künftig häufiger vorkommen. "Etliche niedergelassene Ärzte sind kurz vor dem Pensionsalter oder gar schon drüber", beschreibt Hölscher die Lage. In Sachen Nachfolge-Regelung sei die Situation schwierig: "In dieser Hinsicht sieht es für die Eifel nicht so gut aus."

Meinung

Von Stephan Sartoris

Auslaufmodell

In Dreis hat sich sich die erste Lücke aufgetan, in Gillenfeld droht die nächste, und in naher Zukunft wird das Problem nicht kleiner werden, im Gegenteil: Das derzeit noch recht dichte Netz von Arztpraxen auch in kleineren Orten ist im ländlichen Raum ein Auslaufmodell. Die Krankenhäuser haben große Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, und ob für alle Praxen, für die in nächster Zeit ein Nachfolger gesucht wird, tatsächlich weitergeführt werden können, ist mehr als fraglich. Kein Wunder, dass die Einrichtung einer Bereitschaftsdienstzentrale für den Kreis, angebunden an ein Krankenhaus, vorbereitet wird. Über den Zentralisierungs-Trend freuen sich weder wohl weder die meisten Ärzte noch die Bürger, aufzuhalten ist er aber nicht mehr. s.sartoris@volksfreund.de

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