Kein Vergleich zu 1990

DAUN/GEROLSTEIN/HILLESHEIM. Orkan "Kyrill" hat zwar teils große Schäden in den Wäldern im Kreis Vulkaneifel verursacht, aber gegenüber 1990, als "Vivian" und "Wiebke" wüteten, ist die Region nach derzeitiger Einschätzung mit einem "blauen Auge" davongekommen.

 Jede Menge Arbeit für Mensch und Maschine: Die Aufarbeitung der durch den Orkan "Kyrill"angefallenen Holzmenge wird die Forstämter noch einige Zeit beschäftigen.Foto: Forstamt Daun

Jede Menge Arbeit für Mensch und Maschine: Die Aufarbeitung der durch den Orkan "Kyrill"angefallenen Holzmenge wird die Forstämter noch einige Zeit beschäftigen.Foto: Forstamt Daun

In den Haushaltsberatungen vieler Gemeinden Ende vergangenen Jahres konnten die Vertreter des Forsts Positives berichten. Der Holzpreis, der viele Jahre, vor allem nach den Stürmen Vivian und Wiebke 1990, im Keller war, war in kurzer Zeit rasant gestiegen. Entsprechend günstig fielen auch die Prognosen aus, was die Gemeinden an Einnahmen aus ihren Wäldern erwarten konnten. Und dann kam "Kyrill": Einige Waldbesitzer sahen nach dem Orkan die Holzpreise schon wieder am Boden, aber die Vertreter der Forstämter im Kreis Vulkaneifel sehen die Entwicklung nicht dramatisch. Größter Schaden im Forstrevier Stadtkyll

Laut Wolfgang Witzel, Leiter des Forstamts Gerolstein, das für die Wälder in den Verbandsgemeinden Gerolstein und Obere Kyll verantwortlich ist, sind durch "Kyrill" in seinem Zuständigkeitsbereich rund 55 000 Festmeter Holz angefallen. Während der Süden (Salm- und Kyllwald) weniger hart getroffen worden sei, liege der Schwerpunkt im Bereich der Oberen Kyll auf dem Duppacher Rücken und in der Schneifel. Der höchste Schaden sei im Forstrevier Stadtkyll mit etwa 12 000 Festmetern festzustellen. Witzels vorläufige Bilanz: "Das ist zwar ein großer und für einzelne Waldbesitzer auch ein empfindlicher finanzieller Schaden, aber im Vergleich zu 1990 und den aktuellen Schäden in Nordrhein-Westfalen sind wir im Forstamt Gerolstein jedoch noch glimpflich weggekommen. Wir befinden uns ja noch mitten im Winter und haben bis zum Käferflug im Frühjahr daher noch genügend Zeit zur Aufarbeitung." Viel Holz sei auf Grund des nassen Bodens "geworfen" und nicht "gebrochen". Das bedeute, es habe noch Verbindung mit der Wurzel (Förstersprache: "Lebendkonservierung") und könne daher ohne großen Zeitdruck aufgearbeitet werden. Außerdem sei der Holzmarkt derzeit bei guten Preisen "sehr aufnahmefähig", so Witzel. Für die Aufarbeitung der durch Kyrill anfallenden Holzmenge sei genügend Kapazität (Unternehmer mit Vollerntern, Rückemaschinen, aber auch eigenes Personal) vorhanden. Das bestätigt auch der stellvertretende Leiter des Forstamts Daun (verantwortlich für den Bereich der Verbandsgemeinde Daun), Michael Schimper: "Das, was angefallen ist, ist bewältigbar." Er beziffert den Schaden im Forstamt Daun auf 60 000 Festmeter Holz, kein Vergleich zu 1990, als nach Vivian und Wiebke 450 000 Festmeter angefallen waren. "Wir sind nach einem ersten Überblick mit einem blauen Auge davongekommen", bilanziert Schimper. Um den Schaden aber genauer zu beziffern, werde es wohl bis zu zwei Wochen dauern: "Derzeit sind ja noch längst nicht alle Flächen überhaupt zugängig." Für Schimper sind die Folgen von Kyrill zwar wieder eine echte Herausforderung für die Waldeigentümer, aber - vor allem im Vergleich mit 1990 - eine Aufgabe, die nun ohne Hektik angegangen und zu lösen sei: "Überlegtes Vorgehen ist angesagt." Viele Gefahrenquellen für Waldbesucher

Auch das Forstamt Hillesheim (mit den Verbandsgemeinden Hillesheim, Kelberg und den Gemeinden Trierscheid, Senscheid, Dankerath in der Verbandsgemeinde Adenau) ist laut Amtsleiter Martin Manheller von "Kyrill" stark betroffen. "Insgesamt rechnen wir mit etwa 50 000 Festmeter Windwurfholz. Da fast alle Waldwege durch umgestürzte Bäume gesperrt sind, ist es uns nicht möglich, den Wald wieder rasch begehbar zu machen", sagt Manheller. Vielmehr seien zur Zeit noch viele Gefahrenquellen für Waldbesucher durch angeschobene Bäume und in den Kronen hängende Äste vorhanden. Auch bei der Holzernte bestehe Gefahr für Spaziergänger durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste. Deshalb appellieren Manheller und seine Kollegen Witzel und Schimper: "Wir bitten deshalb alle Naturfreunde, im eigenen Interesse, aber auch im Interesse einer zügigen Aufarbeitung der Sturmschäden vorerst die Wälder zu meiden."

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