Kein Wasser und trotzdem viel Geld

SCHUTZ. (HG) Autobesitzer aus Schutz sollten am Wochenende ihre fahrbaren Untersätze für fünf Euro von den Kindern des Dorfes waschen lassen. Doch daraus wurde nichts, denn der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands) informierte die Behörden, damit auf die Aktion verzichtet werde. Doch die Schutzer ließen sich nicht unterkriegen und saugten stattdessen die Innenräume der Autos.

Für die Anschaffung von Geräten für den Spielplatz in Schutz sollte mit der Autowasch-Aktion Geld gesammelt werden. Die Schutzer Kinder nahmen die Anregung ihres Ortsbürgermeisters auf und meldeten sich fleißig. Nach dem Aufruf im Mitteilungsblatt meldete sich aber auch die BUND- Kreisgruppe Daun und monierte die Aktion. "Das Vorhaben stimmt doch sehr nachdenklich, zeigt es doch mangelndes Umweltbewusstsein beim Veranstalter", schrieb der BUND der Gemeinde und kritisierte, dass mit einer Autowaschaktion den Kindern ein sorgloser und verschwenderischer Umgang mit dem Lebensmittel Nummer Eins - nämlich dem Trinkwasser - vermittelt werde. Fazit: Man solle doch auf die Aktion verzichten. Auch die Kreisverwaltung und das Amt für Abwasserbeseitigung der Verbandsgemeinde, die beide einen Brief vom BUND bekommen hatten, schalteten sich ein und forderten, auf die Waschaktion zu verzichten. "Das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es so kompliziert wird. Uns ging es bei der Aktion nur darum, den Kindern zu vermitteln, dass die Spielgeräte auf dem Spielplatz etwas wert sind und sie damit gut umgehen sollten", sagt Ortsbürgermeisters Thomas Tombers. Die Lösung des Problems: Wenn schon keine Außenwäsche, dann werden eben die Innenräume der Autos gesäubert. Dafür gab es auch noch genügend Bedarf: Mehr als 20 Autobesitzer kamen ans Buswartebäuschchen, um ihre Wagen auf Vordermann bringen zu lassen. Zehn Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren hatten drei Stunden genug zu tun, die Autos mit vier Staubsaugern und einem alten Teppichklopfer zu säubern. Die achtjährige Kerstin Sungen und ihre zehnjährigen Freundinnen Laura Tombers und Anna Sungen arbeiteten im Team, um dem Staub und Dreck im Innenraum der Autos den Garaus zu machen. Gemeldet hatten sich alle drei sofort für die Putzaktion. "Ich wollte gerne helfen, obwohl ich nicht viel auf dem Spielplatz bin", sagte Kerstin Sungen. Laura Tombers fand die Aktion "einfach gut" - und das nicht nur, weil ihr Papa Bürgermeister des Ortes ist. Der siebenjährige Niklas Krisor hatte handfeste Mitmach-Gründe. "Wir könnten noch eine Tischtennisplatte brauchen, und ein neues Fußballtor wäre auch nicht schlecht." Während sich am Bürgerhaus die Autohalter bei Kaffee und Kuchen stärkten, wurde im Akkord ein Auto nach dem anderen abgefertigt. "Ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele ich schon sauber gemacht habe", sagte der siebenjährige Julius Tombers. Der Bürgermeister war mit der Aktion zufrieden: "Gerechnet habe ich mit etwa 100 Euro Einnahmen, die wir für neue Tischtennis- und Federballschläger verwenden wollten. Am Ende haben wir sogar 343 Euro eingenommen, die wir nun für den Kauf von Spielgeräten verwenden werden. Einer der Autobesitzer hat sogar 50 Euro gespendet, und mehrere Bürger haben ohne eine Säuberung ihrer Autos Geld gespendet". Auch Autobesitzer Michael Reinold aus Schutz lobte die Aktion. "Es ist wichtig, dass in einem Ort wie Schutz etwas für die Kinder in Form eines schönen Spielplatzes getan wird. Aber die Kinder sollen auch selbst einmal sehen, das neue Spielgeräte viel Geld kosten".

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