"Keine Tradition bei Junggesellen"

GILLENFELD. Stefan Kohla, Besitzer der Gillenfelder Diskothek und Gaststätte "Toni’s Disco" will nicht mehr länger mit ansehen, was sich vor seiner Haustür tut. Er kritisiert einen "Wildwuchs von Veranstaltungen", die seiner Meinung nach langfristig das Aus vieler Gaststätten bedeuten werden.

Ob Vampire, Fairground, Sidewalk, Double Dee, ein Bierfest, Vereinsjubiläum oder Vereinsfest - jedes Wochenende ist irgendwo immer etwas los. Seit 21 Jahren betreibt Stefan Kohla die Gillenfelder Kneipe "Toni's Disco". Sie wurde im August 1973 von seinen Eltern eröffnet. An der Entwicklung in der Veranstaltungsszene in der Region lässt der Kneipenbesitzer kein gutes Haar. "Was im Moment passiert, ist katastrophal. Es ist programmiert, dass es die jetzige Form von Gastronomie bald nicht mehr geben wird, weil viele Kneipen schließen müssen. Die Gaststätten werden durch Schwarz- und Vereinsgastronomie systematisch zerstört", sagt Kohla. "Andere Wirte sind durchaus meiner Meinung, aber bleiben in einer passiven Haltung." Kohla spricht bei einigen Festen und Veranstaltungen von "unlauterem Wettbewerb", weil die Vereine keine Steuern und Löhne bezahlten wie die Gastronomie. Der Gillenfelder Kneipenbesitzer hat nichts gegen bestimmte traditionelle Veranstaltungen. "Jedes Dorf soll seine Kirmes haben, und wenn der Musikverein vom Erlös eines Festes Instrumente kauft, ist das auch in Ordnung. Aber wo liegt die Tradition beim Fest eines Junggesellenvereins? Ich finde es auch nicht richtig, wenn Vereine Geld erwirtschaften, um damit Urlaubsfahrten zu finanzieren. Die Erlaubnis für bestimmte Feste sollte mehr reguliert werden." Veranstaltungskalender, die an vielen öffentlichen Stellen wie Tankstellen und Videotheken ausliegen, zeigen vor allem der Jugend, wo etwas los ist. Kohla sagt, dass Disco-Veranstaltungen in den umliegenden Dörfern seinem Betrieb gewaltig schaden. "Jüngst waren in der Umgebung drei Veranstaltungen mit Bands, da hatte ich Ausfälle von 97 Prozent, die Löhne für meine Mitarbeiter waren höher als die Einnahmen." 372 Euro muss er der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (kurz Gema) pro Monat bezahlen, hin zu kommen Löhne, Versicherungen und Steuern. Früher beschäftigte er zwölf Mitarbeiter in Schichten, heute sind es noch sechs. "Vorgaben sind Gummiparagraphen"

Oft hat er schon ans Aufgeben gedacht. "Irgendwann fragt man sich bei 70 bis 80 Stunden Arbeit die Woche und schlechten Regelungen: Warum soll ich das überhaupt noch machen?" Kohla fordert, dass die Ordnungsämter intensiver prüfen, was sie genehmigen und welche Konsequenzen dies für Betriebe wie seinen haben könnte. "Die Ordnungsämter haben Vorgaben, nur handelt es sich dabei um Gummiparagraphen. Feste müssen bestimmte Anlässe haben. Wenn ein Verein sein 27-jähriges Bestehen zu etwas Besonderem erklärt, dann hält der Paragraph still." Wie ist Ihre Meinung? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Stimmen Sie Stefan Kohla zu oder widersprechen Sie ihm? Schreiben Sie (maximal 30 Zeilen á 30 Anschläge) und mit vollem Namen und Adresse an: eifel-echo@volksfreund.de

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