"Keine Zeit, das Kind anzuschnallen"

Gestern wurden landesweit Busse an Schulen und Kindergärten kontrolliert. Auch Eltern, die ihre Kinder brachten, wurden in den Kontrolltag einbezogen. Bilanz im Landkreis Vulkaneifel laut Polizeioberkommissar Horst Krämer: "Die Schul- und Kindergartenbusse sind durchweg sicher, aber manche Eltern nehmen es mit der Sicherheit ihrer Kinder nicht genau genug."

Daun/Gerolstein/Kelberg. Jessica Schuck hat ihren dreijährigen Sohn Leon vorbildlich im Kindersitz auf der Rückbank ihres Kleinwagens gesichert, als sie vor dem Kindergarten am alten Markt in Gerolstein vorfährt. Ganz anders Arkadiusz Chimaczak. Er ist angeschnallt und kommt über eine gesperrte Straße gefahren. Seine fünfjährige Tochter sitzt zwar im Kindersitz, ist aber nicht angeschnallt. Als Polizeioberkommissar Alfred Brück ihn auf das Versäumnis anspricht, meint er: "Ich hatte keine Zeit mehr dazu." 35 Euro muss der Pole Strafe zahlen. Für einen Mann aus Jünkerath wird es teurer. Er musste 40 Euro zahlen und bekommt einen Punkt in der Flensburger Kartei. Grund: Er bringt täglich, auf dem Weg zur Arbeit, seinen Neffen (angeschnallt mit normalen Gurten auf dem Rücksitz) zum Gerolsteiner Förderzentrum. Allerdings ist der Junge erst 1,35 Meter groß und dürfte nur im Kindersitz (Pflicht für Kinder unter 1,50 Meter Größe) im Auto mitgenommen werden.Insgesamt wurden in Gerolstein und Kelberg 27 PKW kontrolliert, wobei sieben Verwarnungen, drei Strafzettel, fünf Mängelberichte und eine Anzeige registriert wurden. Für die Kontrolle der 31 Busse (insgesamt sechs Beanstandungen) an den Gerolsteiner sowie Kelberger Schulen und Kindergärten haben sich drei Polizisten-Teams bestens vorbereitet. Auf fünf Seiten wurden die 34 wichtigsten Kontrollpunkte aufgelistet. Sie schauen nach, ob die Busse überfüllt sind, die Kinder korrekt gesichert sind und die technische Ausstattung stimmt. "Die Personenbeförderungsscheine zweier Busfahrer, die am Sankt Matthias Gymnasium kontrolliert wurden, müssen in Absprache mit der Kreisverwaltung noch überprüft werden", erklärt Polizist Norbert Weber. Sein Kollege Thomas Roters monierte in zwei Bussen, dass die Verbandskästen (ab 26 Fahrgästen müssen es zwei sein) nicht zugänglich waren, sondern unter Gerümpel lagen. Polizeioberkommissar Helmut Schüssler achtete darauf, dass die Kinder sitzen blieben und nicht schon lange vor dem Anhalten des Busses an der Tür um die besten Ausstiegsplätze kämpfen.

Busfahrerin Iris Niesen: "Ich fordere das am laufenden Band, aber die wenigsten Kinder hören." An der Grundschule moniert Polizist Brück an einem Bus eine Stolperfalle. An der untersten Stufe ist die Trittleiste defekt und Teile stehen ab. Irritierend ist, dass die meisten Schulbusse gar nicht mehr als solche mit den orange-roten Tafeln markiert sind, weil sie als öffentliche Linienbusse unterwegs sind.

Der Landeskontrolltag hat im Landkreis Vulkaneifel Präventiv-Charakter. Heinz-Peter Thiel, Chef der Dauner Polizeiinspektion, erklärt: "Im laufenden Jahr und im Vorjahr passierte nicht ein Unfall auf Schulwegen. In den Jahren 2004 und 2005 war es je ein Schulweg-Unfall."

Im vergangenen Jahr wurden im Bereich der PI Daun bei 31 (4 Fußgänger-, 9 Radfahrer-, 12 PKW- und 2 sonstige Unfälle) von insgesamt 1942 Unfällen zehn Kinder schwer und 19 Kinder leicht verletzt.

Landesweit wurden im ersten Halbjahr 2007 bei 821 Verkehrsunfällen zwei Kinder getötet, 149 schwer und 670 leicht verletzt. Wegen dieser "traurigen Bilanz" wurde gestern landesweit zu den Themen "Kinder- und Schülersicherheit, Gurtanlegepflicht und Rückhalteeinrichtungen" kontrolliert.

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