Kerpener träumen jetzt vom zweiten Bundestitel

Kerpen · Freude und Stolz im Burgdorf: Kerpen ist Landessieger des Dorfwettbewerbs. Nächstes Jahr nimmt die Gemeinde als eine von drei rheinland-pfälzischen Vertreterinnen an der Deutschen Meisterschaft teil und peilt eine Wiederholung von 1993 an, als sie auch diesen Titel holte.

Kerpen. "Meinen Jubelschrei hat man in der ganzen Nachbarschaft gehört", gesteht Helga Etteldorf, erste Beigeordnete von Kerpen. Nur einer nicht: Ortsbürgermeister Rudolf Raetz. Denn der ist derzeit in Urlaub.
"Er war aber der Erste, den ich angerufen und dem ich die tolle Nachricht mitgeteilt habe", sagt seine Vertreterin. Und zwar zwei Mal. Denn nach der ersten Info aus dem Rathaus in Hillesheim, dass Kerpen den mit 1500 Euro dotierten Landestitel in der Sonderklasse des Dorfwettbewerbs (für alle schon einmal angetretenen Gemeinden) gewonnen hat, folgte kurz danach eine zweite Nachricht.
Der Traum vom Bundestitel


"Da habe ich dann erfahren, dass wir auch noch den mit 2500 Euro dotierten Sonderpreis für Innenentwicklung gewonnen haben. So ein Glück", sagt Helga Etteldorf.
Ihr Chef habe dann sofort eine Flasche Sekt aufgemacht und im Spaß gemeint, dass man das Geld besser mal sparen sollte - für eine eventuelle Fahrt nach Berlin. Dort wird im kommenden Jahr der Bundessieger gekürt.
Auch wenn es noch keiner offen sagen will: Insgeheim wird in Kerpen nun bereits von einer Wiederholung des Erfolgs von 1993 geträumt, als das Burgdorf zur schönsten Gemeinde Deutschlands gekürt wurde und im Anschluss gar den Vize-Europameistertitel holte.
"Warum denn nicht noch mal?" fragt dann auch Ortsbürgermeister Raetz, der sich dann doch noch rasch aus dem Urlaub meldet, "denn ich freue mich riesig".
Im Dorf ist erst einmal spontan gefeiert worden, am kommenden Dienstag werden dann alle rund zwei Dutzend Mitglieder des Arbeitskreises Dorfwettbewerb zu einem offiziellen Fest ins Gemeindehaus eingeladen.
"Ich bin ganz schön stolz. Eigentlich wissen wir ja alle, dass wir in einem sehr schönen Dorf wohnen, aber manchmal tut es einfach gut, wenn einem das jemand von außen bestätigt", sagt Helga Etteldorf.
Bereits bei den kurzen Statements der Landesjury nach deren zweistündiger und von Kerpener Seite professionell aufgezogener Dorfbereisung (samt Bustransfer) war herauszuhören, dass die Experten angetan waren.
Und das hat sich nun in der Titelvergabe und deren Begründung manifestiert. So heißt es: "Kerpen wird geprägt durch einen gut erhaltenen historischen Ortskern mit vielen stilsicher restaurierten und umgenutzten Gebäuden. (...) Mit ihrer Ortsgestaltungssatzung, die seit 1982 gilt, geht die Gemeinde einen herausragenden, mutigen und sehr erfolgreichen Weg einer harmonischen und einheitlichen Dorfgestaltung. (...) Kerpen hat sich zu einem lebensfrohen und hochwertigen Dorf in einer reizvoll entwickelten Parklandschaft entwickelt."
Und weil das Dorf in der Tat so schön ist, will es der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz auch bereits am 30. November besuchen - und den Sonderpreis für die Innenentwicklung vor Ort überreichen.Meinung

Erfolg hart erarbeitet
Glückwunsch nach Kerpen: Dass das Burgdorf sehr schön ist, weiß in der Eifel so gut wie jeder. Jetzt erfahren alle, dass es gar das schönste im Land ist. Doch der Erfolg kommt nicht von alleine. Er ist das Ergebnis einer klaren Linie, die die Dorfpolitiker seit rund 30 Jahren fahren. Neu- und Umbauten können eben nicht nach Gutdünken oder den neuesten Trends realisiert werden, sondern müssen sich nach strikten Vorgaben richten. Die sind aber nicht willkürlich, wie von dem ein oder anderen Kritiker moniert, sondern orientieren sich stark an der historischen Bausubstanz und einem darauf abgestimmten einheitlichen Erscheinungsbild des Ortes. Und da es in einem solch schönen Dorf nicht nur Spaß macht zu wohnen, sondern auch Urlaub zu machen und dementsprechende Angebote zu schaffen, ist Kerpen auch ein sehr lebendiges Dorf. Es wäre schon verwunderlich, wenn man das nicht auch in Berlin so sehen würde. m.huebner@volksfreund.deExtra

269 Dörfer haben sich 2012 landesweit am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" beteiligt, davon 146 in der Hauptklasse und 123 in der Sonderklasse. Aus den Kreis- und Gebietsentscheiden hatten sich 24 Dörfer für den Landesentscheid qualifiziert. Die feierliche Siegerehrung ist am Freitag, 9. November, im Kurfürstlichen Schloss in Mainz. Am Bundesentscheid nehmen drei Gemeinden aus Rheinland-Pfalz teil: Kerpen als Sieger in der Sonderklasse 2012, Ottersheim (Landkreis Germersheim) als Sieger in Hauptklasse 2011 und Großbundenbach (Landkreis Südwestpfalz) als Sieger in der Sonderklasse 2011. mh

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