Kinder und Senioren unter einem Dach

Daun/Gillenfeld · In Gillenfeld wird zurzeit an der Idee gearbeitet, eine Tagespflegeeinrichtung für Senioren mit dem Kindergarten zu kombinieren. Ein Projekt der Verbandsgemeinde (VG) Daun, mit dem der gesellschaftliche Wandel vor Ort besser gestaltet werden soll, hat die Verantwortlichen bestärkt.

Daun/Gillenfeld. Als Friedbert Wißkirchen vor zehn Jahren die These aufstellte, dass man künftig Kindertageseinrichtungen in Seniorenstifte umwandeln werde, waren viele verwundert, wenn nicht sogar erschrocken. Denn so etwas konnten sich nur wenige vorstellen.
"Ich habe Kopfschütteln und Kritik geerntet", erinnert sich der 66-Jährige. Er beschäftigt sich schon lange mit den Auswirkungen des demografischen Wandels: bis zum vergangenen Jahr als hauptamtlicher Beigeordneter der VG Daun, heute ehrenamtlich als Botschafter des VG-Projekts "Wandel erfolgreich gestalten", kurz "Wege" (siehe Extra).
Seine These von damals ist nun nicht mehr weit von der Realität entfernt. So denken einige Bewohner Gillenfelds über eine ungewöhnliche Verbindung von Alt und Jung nach.
"Es wäre ideal, eine Tagespflegeeinrichtung für Senioren mit dem Kindergarten zu kombinieren", sagt Karl Otto Wirth, Beigeordneter der 1500-Einwohner-Orts. "Beide Gruppen würden davon profitieren", meint er. Zudem gebe es bereits einen Kindergartenzweckverband, der diese Aufgabe übernehmen könnte.
Durch das Wege-Projekt fühlt sich Gillenfeld in seinem Vorhaben bestärkt, erklärt Wirth. Besonders gut sei, dass durch das Projekt der gesellschaftliche Wandel ins Bewusstsein der Menschen gerückt werde.
Wißkirchen will den Menschen klarmachen, "dass der erste Schritt im Kopf beginnt. Erstaunlich, dass es noch viele Stimmen gibt, die sagen, wir können nichts ändern. Die Menschen rufen nach einer Institution. Aber wir müssen lernen, uns untereinander selbst zu helfen, denn wir können viele Dinge nicht bezahlen".
Ehrenamtliche könnten Fahrdienste übernehmen. Wißkirchen stellt sich vor, dass rüstige Rentner andere Bewohner gegen einen Selbstkostenpreis befördern.
Wenn Wißkirchen von Ehrenämtern spricht, weiß er, wovon er redet. Seit seinem 16. Lebensjahr ist er ehrenamtlich tätig. Zurzeit begleitet er fünf Ehrenämter, der Wege-Botschafter gehört auch dazu.
Um Modelle und Lösungen zu finden, hilft auch der Blick in andere Bundesländer. In Baden-Württemberg gibt es Bürgervereine, die soziale Leistungen zu einem sehr günstigen Preis anbieten, meint Wißkirchen. "Wir müssen hier nach Lösungen suchen, die zu uns passen", betont er. Als einen Ort, wo es schon Lösungen gibt, nennt er Deudesfeld. Er ist begeistert von der dortigen Senioren-Aktiv-Gruppe. Unter Leitung von Horst Bender verreichtet eine 20-köpfige Truppe im Alter zwischen 60 und 80 Jahren zweimal pro Monat gemeinnützige Arbeiten. Finanzierung: Die Verbandsgemeinde (VG) Daun hat im Herbst 2010 das sogenannte Wege-Projekt gestartet. Der VG entstehen Kosten von etwa 235 000 Euro. Die Europäische Union bezahlt hiervon 55 Prozent, den Rest übernimmt die VG Daun. Der Förderzeitraum erstreckt sich von 2010 bis 2013. Ziel ist es, die Probleme des gesellschaftlichen Wandels zu erkennen und zu bekämpfen. Das IfR (Institut für Regionalmanagement) aus Gießen hat für jede Ortsgemeinde ein demografisches Profil erstellt. Die Leitbegriffe von Wege lauten "weniger, älter, bunter" sowie "bleiben, zurückkommen, herkommen". Die Wege-Botschafter Friedbert Wißkirchen und Gerd Becker (ehemaliger Büroleiter der VG Daun) betreuen die zur Verbandsgemeinde gehörenden 38 Orte. Dort helfen sie zu ermitteln, welche Probleme es gibt, und schätzen die Umsetzungschancen von möglichen Lösungen ein. Außerdem sprechen sie mit den Ortsbürgermeistern und stellen den Orten ihr demografisches Profil vor.jur

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