Klamm, aber mit Ordnungssinn

KALENBORN-SCHEUERN. Teuer zu stehen kommen könnte Kalenborn-Scheuern die Windkraft. Nachdem für die Vorrangfläche "Auf Alscheid" zwei weitere Bauvoranfragen gestellt wurden, erwägt die Gemeinde, auf eigene Rechnung einen Bebauungsplan aufstellen zu lassen – mit Kosten zwischen 25 000 und 47 000 Euro. Heute Abend (20 Uhr) fällt eine erste Entscheidung.

Seit nunmehr vier Jahren steht auf der rund 4,5 Hektar großen Windkraft-Vorrangfläche "Auf Alscheid" am Ortsrand von Kalenborn-Scheuern ein Windrad mit einer Nabenhöhe von 65 Metern und einer Leistung von 600 Kilowatt. Es ist das einzige im Gerolsteiner Land. Betrieben wird es von Winfried Meiers und Anton Meis aus dem Dorf, die gemeinsam zu diesem Zweck eine Firma gegründet haben und auch beide dem Ortsgemeinderat von Kalenborn-Scheuern angehören (der TV berichtete). Nachdem beide sowie auch das Ratsmitglied Lorenz Ehlen zwischenzeitlich Anträge für jeweils eine weitere Anlage gestellt hatten, aus den Vorhaben aber nichts wurde, liegen nun zwei andere Bauvoranfragen zur Errichtung jeweils einer Windkraftanlage (Nabenhöhe 78 Meter, Leistung 600 Kilowattstunden) vor. "Von auswärtigen Investoren", wie Ortsbürgermeister Toni Kuhl sagt und hinzufügt: "Wie bekannt, besteht ein grundsätzliches Anrecht, dort zu bauen." Um aber eine geregelte Bebauung zu gewährleisten (Kuhl: "Wegen des Landschaftsbilds und um die bestehende Anlage nicht zu beeinträchtigen."), hat der Ortsgemeinderat Anfang 2003 beschlossen, dass bei weiteren Anfragen ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll. Gewünscht ist, höchstens zwei weitere Anlagen zu genehmigen, die zudem nicht höher als 100 Meter werden dürfen. Kuhl: "Da bei den neuen Investoren dazu aber keine Bereitschaft besteht, und wir sie nicht zwingen können, muss nun die Ortsgemeinde ran - auch wenn das für uns eine recht teure Sache werden könnte." Die mittlerweile eingeholten Angebote bei drei verschiedenen Planungsbüros reichen von 25 000 bis 47 000 Euro.Vögel könnten Bauvorhaben stoppen

Zu einer kompletten Auftragsvergabe soll es bei der heutigen öffentlichen Ortsgemeinderatssitzung (ab 20 Uhr im Gemeindehaus) aber noch nicht kommen. Denn die Rücksprache mit den zu beteiligenden Behörden (Kreisverwaltung, Landespflegebehörde, Planungsgemeinschaft) hat ergeben, dass die Tiere im angrenzenden Vogelschutzgebiet Vulkaneifel möglicherweise durch weitere Windkraftanlagen erheblich beeinträchtigt würden. Dann drohte das Vorhaben von vornherein zu scheitern. Genau dies soll nun zunächst im einem Gutachten, einer Verträglichkeitsprüfung, untersucht werden. "Ich gehe davon aus, dass wir die heute Abend in Auftrag geben, um weitersehen zu können", prognostizierte Ortsbürgermeister Kuhl, der angesichts der Haushaltslage von einer "schweren Entscheidung" sprach. Zwar konnte die Doppelgemeinde ihr Haushaltsloch im Lauf dieses Jahres um 75 000 Euro verkleinern, zum Ausgleich fehlen aber noch immer rund 38 000 Euro. Kuhl sagt: "Im Moment ist die Meinung zur Windkraft im Dorf gespalten, ich gehe aber davon aus, dass die Zahl der Gegner größer wird, wenn die Gemeinde da viel Geld investieren muss." Derzeit fließen von den bisherigen Windkraftbetreibern laut Kuhl jährlich 1000 Euro in die Gemeindekasse.

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