Klares Nein zu neuen Gruben

Daun/Gerolstein · Die Spitzen der Kreistagsfraktionen, Bürgermeister, Naturschützer und organisierte Bürgergruppen sprechen sich gegen neue Gruben und für eine Eindämmung der Gesteinsabbaupläne im Kreis aus. Das ist das Ergebnis eines Runden Tisches. Der Kreistag wird darüber beschließen und ein Votum an die Planungsgemeinschaft Trier abgeben. Den Grubenbetreibern geht das zu weit.

Daun/Gerolstein. Der Entwurf des Regionalplans sieht eine deutliche Erweiterung der Gesteinsabbauflächen im Kreis Vulkaneifel vor. Dagegen protestieren die Naturschutzverbände und mittlerweile auch viele Bürger. Auch mehrere politische Gremien haben sich bereits gegen diese massive Erweiterung ausgesprochen. Um diesen Appell zu untermauern, hat Landrat Heinz-Peter Thiel (parteilos) zu einem Runden Tisch geladen. Mit dabei waren Vertreter der Kreistagsfraktionen, Bürgermeister, Naturschützer, Bürger und auch Abbauunternehmer. Thiel sagte: "Wir wollen starken Einfluss auf die Planung nehmen. Je breiter und geschlossener wir auftreten, umso mehr können wir für unsere Vulkaneifel erreichen." Die Versammlung hat zu allen 33 vorgesehenen Erweiterungsflächen jeweils eine Empfehlung ausgesprochen (siehe Grafik). Dabei handelt es sich teilweise um geplante Erweiterungen von Gruben, aber auch um unberührte Flächen wie den Roßbüsch zwischen Ober- und Niederbettingen (149 Hektar).
Generell war es so, dass sich die Versammlung - mit Ausnahme der beiden Abbauunternehmer Jörg Scherer (Scherer-Lava) und Thomas Blau (Rheinische Provinzial Basalt- und Lavawerke/RPBL) - strikt gegen die Ausweisung von neuen Gruben ausgesprochen hat.
Über die Empfehlungen des Runden Tisches wird im neuen Kreistag diskutiert und beschlossen, die Entscheidung geht als Appell an die zuständige Planungsgemeinschaft Region Trier, die den Raumordnungsplan - und damit auch die Rohstoffsicherungsflächen - verabschiedet.
Parallel dazu sammelt die Interessengemeinschaft Eifelvulkane, ein Zusammenschluss etlicher Bürger gegen den erweiterten Gesteinsabbau im Kreis, derzeit fleißig Einwände von Bürgern gegen die ihrer Meinung nach völlig überzogene Planung. Das läuft noch bis zum 8. Juni.
Abbauunternehmer Jörg Scherer appellierte, langfristig zu planen: "Nur an die nächsten zehn bis 15 Jahre zu denken, reicht nicht. Von den derzeit 28 genehmigten Brüchen sind 13 fast ausgebeutet, lediglich an sechs oder sieben Stellen können wir noch mehr als 20 Jahre produzieren."
Die vorgeschlagenen Einschränkungen lehnte er als zu weitreichend ab. Er sagte: "Wenn das so durchgeht, frage ich mich, wie sich die Region entwickeln will."Meinung

Aufbegehren gegen den Abbau-Irrsinn
Die Prognose ist nicht allzu vermessen: Hätte die Interessengemeinschaft Eifelvulkane eine Kreistagsliste zur Kommunalwahl aufgestellt, wäre sie mit mehreren Vertretern ins Kommunalparlament eingezogen. Die beachtlichen Ergebnisse der Windkraftgegner von Sturm im Wald belegen dies. Dabei wirkt die Windkraftplanung gegenüber dem Raubbau-Irrsinn geradezu moderat und ausgewogen. Doch auch so scheint sich neben einer breiten Bürgerschaft nun auch die Kommunalpolitik gegen die völlig überzogene Rohstoffplanung zur Wehr zu setzen. Mit Stellungnahmen, Einsprüchen, Resolutionen. Das ist richtig und wichtig und muss noch deutlich verstärkt werden. Nur wenn so laut aufbegehrt wird, dass man dies auch in Trier (bei der Planungsgemeinschaft), Koblenz (bei der Oberen Planungsbehörde) und Mainz (bei der Landesregierung) wahrnimmt, kann die flächendeckende Zerstörung der Vulkaneifel noch verhindert werden. m.huebner@volksfreund.deExtra

1. Deudesfeld/Meerfeld: 52 Hektar. Grube darf ausgebeutet werden, aber keine Erweiterung. 2. Winkel: 20 Hektar. Grube darf ausgebeutet werden, aber keine Erweiterung. 3. Udler: 21 Hektar. Keine Ausweisung. 4. Steineberg: 47 Hektar. Keine Ausweisung. Markanter Vulkanberg, touristische Infoplattfom, Ringwall und nahe am Dorf. 5. Gillenfeld: Grube darf ausgebeutet werden, aber keine Erweiterung. 6. Tettscheid-Trittscheid: 53 Hektar. Keine Ausweisung, da Grube stillgelegt ist und als Mountainbike-Gelände genutzt wird. 7. Üdersdorf: 58 Hektar. Keine Erweiterung (Naturdenkmal Löhlei). 8. Dreis-Brück: 17 Hektar. Keine Ausweisung, da bislang keine Grube. 9. Oberstadtfeld: 46 Hektar. Keine Erweiterung der beiden Gruben, keine Antastung des Nerother Kopfes. 10. Zwischen Dockweiler und Hinterweiler: 42 Hektar. Keine Erweiterung, damit die Gruben nicht verbunden werden. 11.Kirchweiler (Scharteberg): 41 Hektar. Reduzierung der vorgeschlagenen Fläche (Naturdenkmal Scharteberg). 12. Berlingen/Hohenfels-Essingen: Bereits drei Gruben. Deutliche Reduzierung der Fläche, da sie im Mineralwasserschutzgebiet des Gerolsteiner Brunnens liegt. 13. Hohenfels-Essingen (Mühlenberg): 75 Hektar. Bestehende Grube. Deutliche Reduzierung der vorgeschlagenen Fläche, um Vulkankuppe und Mühlsteinbrüche zu schützen. 14. Rockeskyller Kopf: 103 Hektar. Über den genehmigten Abbau hinaus keine Erweiterung. 15. Zwischen Pelm und Gees (Baarlei/Geißhecke): 99 Hektar. Erweiterung der Grube um zehn statt der geplanten 40 Hektar. Fläche liegt im Mineralwasserschutzgebiet. 16. Wöllersberg: 29 Hektar. Über den genehmigten Abbau hinaus keine Erweiterung. 17. Gerolstein-Lissingen und Birresborn: 40 Hektar. Keine Erweiterung (Naturdenkmal Vulkan Kalem). 18. Dolomitfelsen: Deutliche Reduzierung, damit die Gerolsteiner Dolomitfelsen unangetastet bleiben. Eventuell Erweiterung des Kalksteinbruchs. 19. Gerolstein-Roth: 19 Hektar. Nur geringfügige Grubeerweiterung gen Osten. 20. Gerolstein-Roth (Rother Hecke): 69 Hektar. Nur geringfügige Erweiterung der zwei Hektar großen Grube. 21. Walsdorf (Goßberg): 45 Hektar. Keine oder deutlich reduzierte Ausweitung der Grube (Wasserschutzgebiet). 22. Hillesheim (Kyller Höhe): 145 Hektar. Deutlich reduzierte Ausweitung der Gruben. Größere Schutzabstände zu Hillesheim und Dohm-Lammersdorf. 23. Oberbettingen/Kalenborn-Scheuern (Roßbüsch): 149 Hektar. Areal sollte gestrichen werden, da bislang noch keine Grube. 24. Oberbettingen (Wetschberg/Mühlenberg): 61 Hektar. Areal sollte gestrichen werden, da es dort bislang noch keine Grube gibt. Markante Vulkanberge. 25. Oberbettingen (Ruderbüsch): 78 Hektar. Keine Erweiterung der Grube. 26. Üxheim, Kerpen, Berndorf, Kerpen, Nohn (Kalkabbau): Erweiterung möglich. 27. Schönfeld: Areal sollte gestrichen werden, da es noch keine Grube gibt. 28. Steffeln: 10 Hektar. Keine Erweiterung der Grube, die nur noch touristisch als Vulkangarten genutzt wird. 29. Ormont (Goldberg): 53 Hektar. Keine Erweiterung der Grube. 30. Jünkerath: Areal sollte gestrichen werden, da bislang keine Grube 31. Kaperich (Schwarzlay): 77 Hektar. Keine Erweiterung über den genehmigten Abbau. 32. Drees (Niveligisberg): 71 Hektar. Keine Erweiterung, da Grube als Offroad-Park genutzt wird. Nähe zu Feriendorf. 33. Reimerath: Sollte gestrichen werden, da noch keine Grube. mh Abbauunternehmer Jörg Scherer:

Extra

Hartmut Schmidt, Interessengemeinschaft Eifelvulkane: "Die Stellungnahme des Kreistags ist eine maßgebliche Reaktion, um Fehlentwicklungen zu einer schwerwiegenden Entscheidung zu korrigieren." Abbauunternehmer Jörg Scherer: "In der Vergangenheit wurde an zu vielen Stellen gebuddelt." Und zur Kritik an Gesteinsexporten: "Eine ausschließliche Binnenvermarktung ist Unsinn. Dann dürfte es auch keinen Gerolsteiner Sprudel in Amerika geben." Hans Erkert vom Rheinischen Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege: "Die Vulkaneifel ist im gesamten Land weit überproportional durch Gesteinsabbau belastet. Dabei heißt es in den Zielen des Landesentwicklungsprogramms für die Vulkaneifel: Die Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft sind vorrangig zu erhalten und zu sichern." Resi Schmitz, Interessengemeinschaft Eifelvulkane: "13 Steinbrüche sind bereits ausgebeutet, also Ruinen. Wir müssen uns gegen den weiteren, rasch fortschreitenden Raubbau wehren, damit die nächste Generation auch noch hier leben kann." mh

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