Klaus Jansen ist erster Beigeordneter

Gerolstein · Gerolstein hat einen neuen Stadtbürgermeister: Friedhelm Bongartz (CDU) ist ins Amt eingeführt worden. Zum neuen ersten Beigeordneten ist der langjährige Büro- und Bauamtsleiter der Gerolsteiner Verwaltung, Klaus Jansen (CDU), gewählt worden. Weitere Beigeordnete sind Herbert Lames (SPD) und Erwin Hontheim (FWG).

Gerolstein. Selten war der Andrang so groß bei einer Stadtratssitzung in Gerolstein. Trotz herrlichen Sommerwetters wollten rund 50 Besucher den Amtswechsel miterleben.
Neugierige Gäste


Vor allem auf zwei Dinge waren die Gäste neugierig: Wird der scheidende Amtsinhaber Bernd May (parteilos), der die Stichwahl gegen Friedhelm Bongartz (CDU) deutlich mit 41,35 zu 58,65 Prozent verloren hat, überhaupt kommen oder die Amtsübergabe seinem ersten Beigeordneten Albert Müller überlassen? Und: Wie wird die neue Beigeordnetenriege aussehen?
Auf beide Fragen bekamen die Gäste eine Antwort: Bernd May kam mit Gattin, erledigte seine letzten Amtsgeschäfte pflichtgemäß, nutzte aber vor allem die Gelegenheit, Dank zu sagen: seinen Beigeordneten (vor allem auch dem verstorbenen Hermann Lux), den Ratsmitgliedern, den Mitarbeitern der Verwaltung ("die mich unterstützt haben, wo sie konnten und durften" - eine Anspielung auf das problematische Verhältnis zu Rathauschef Matthias Pauly).
Und er zog Bilanz. Dabei äußerte er sich auch kritisch - mal offen, mal andeutungsweise. So sagte er: "Es gab einige, die erwartet haben, dass ich heute Abend nicht hier sein werde. Aber ich habe stets meine Arbeit gewissenhaft gemacht."
Für ihn seien die vergangenen vier Jahre eine "schöne, interessante, wenn auch nicht immer einfache Zeit" gewesen. Und er "bedauere sehr, dass einzelne Personen es als ihre wichtigste Aufgabe gesehen haben, mich anzugreifen - oft persönlich".
Für ihn aber hätten "stets die Interessen der Stadt Gerolstein im Vordergrund gestanden", und er habe nach dem Motiv gehandelt: "Man kann nicht immer das tun, was ankommt, sondern muss das tun, worauf es ankommt."
Er jedenfalls wünsche der Stadt Gerolstein "viel Glück".
Nachdem May den neuen Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) ins Amt eingeführt und vereidigt hatte, bekam er vom ebenfalls scheidenden Beigeordneten Müller (CDU) noch ein Getränkepräsent und lobende Worte mit auf den Weg: "Vielen Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Das, was wir gemacht haben, war echtes Teamwork für Gerolstein."
May nahm im Zuschauerraum Platz, Bongartz übernahm. Erste Amtshandlung: Er dankte seinem Wahlkampfteam namentlich - und wollte schon zur Tagesordnung mit den Beigeordnetenwahlen übergehen, als der Grüne Tim Steen das Wort ergriff: "Ich denke, der Rat sollte auch Bernd May danken. Es war nicht immer einfach miteinander, einiges ist schiefgelaufen, einiges aber auch wirklich gut, wie der Kitabau. Der trägt klar die Handschrift von Bernd May." Applaus vom gesamten Rat.
Keine Gegenkandidaten


Dann die Antwort auf die zweite Frage: Die CDU, mit zehn von 24 Sitzen stärkste Fraktion im Gerolsteiner Stadtrat, schlug Klaus Jansen als ersten Beigeordneten vor.
Es gab, wie bei allen drei Wahlen, keinen Gegenkandidaten. Jansen wurde mit 16 zu sechs Stimmen gewählt. Der langjährige Büro- und zuletzt Bauamtsleiter im Gerolsteiner Rathaus ist erst Ende Juni in Ruhestand gegangen.
Zum zweiten Beigeordneten ist Herbert Lames von der SPD, der zweitstärksten Fraktion, gewählt worden: mit 13 zu neun Stimmen. Den dritten Beigeordneten stellt die FWG: Ihr Kandidat Erwin Hontheim wurde mit 16 zu vier Stimmen gewählt.
Die Grünen, die wie die FWG drei Sitze im Rat hat, waren mit der Wahl nicht zufrieden. Fraktionssprecher Tim Steen sagte: "Dieser Beigeordneten-Kombination werden wir angesichts des Desasters bei der Sanierung des Alten Rathauses nicht zustimmen."
Sowohl Bauamtsleiter Jansen als auch der Bauunternehmer Lames waren wegen der Kostenexplosion in die Kritik geraten.Meinung

Klug und gefährlich zugleich
Die Wahl von Klaus Jansen zum ersten Beigeordneten ist ein kluger Schachzug vom neuen Gerolsteiner Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz, aber auch ein für ihn gefährlicher. Klug, weil Politik- und Verwaltungsneuling Bongartz sich mit Jansen Erfahrung in beiden Bereichen sichert, wie sie kaum ein anderer aufbringen kann. Ihm wird daher niemand ein X für ein U vormachen (wollen). Dennoch birgt diese Personalentscheidung auch Gefahr für ihn. Denn mit solch einer grauen Eminenz im Hintergrund wird rasch die Frage aufkommen, wer wirklich die Geschicke der Brunnenstadt lenkt. Und Jansen transportiert auch all die Vorbehalte mit in die Stadtspitze, die sich gegenüber ihm in den vielen Jahren seiner behördlichen, politischen und ehrenamtlichen Tätigkeit angesammelt haben: als Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Eifel-Mitte, als Kreisbeigeordneter, als Gegenkandidat von Bürgermeister Matthias Pauly. Jansen war und ist nicht unumstritten. Das belegt sein schwaches Wahlergebnis. Daher wird es für Bongartz wichtig sein, rasch selbst den Durchblick zu bekommen. Damit er auch von allen als der wahrgenommen wird, als der er mit gewählt worden ist: als Repräsentant der Stadt Gerolstein. m.huebner@volksfreund.deExtra

Die Fraktionen im neu gewählten Rat der Stadt Gerolstein und ihre Vorsitzenden CDU (zehn Sitze): Helmuth Hauth. SPD (sechs Sitze): Uwe Schneider. FWG (drei Sitze): Heinz Weber. Grüne (drei Sitze): Tim Steen. Die BUV (Sabine Martinetz) und die FDP (Gudrun Will) haben mit je einem Sitz keinen Fraktionsstatus. mh

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