Kleine Sünden, großer Auftrag

DAUN. Zum Auftakt der Serie "Ja, damals…" hatten wir die Leser aufgerufen, uns von ihren Erinnerungen ans Feriendorf "Dronkehof" zu berichten. Einige haben geschrieben und Fotos geschickt, die wir auch veröffentlichen.

Die Erlebnisse der Leser, die sich gemeldet haben, kommen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Gemeldet hat sich unter anderem Sylvia Lender aus Daun. Sie hat ein ganz besondere Beziehung zum Feriendorf, denn ihr Vater Josef Bell war fast 20 Jahre lang dort Hausmeister.Häufiger im Feriendorf als zu Hause

"Mein Vater war sehr beliebt bei den Gästen, sorgte er doch dafür, dass sie sich wohlfühlten", erinnert sich Sylvia Lender. So sehr war er mit dem Feriendorf verbunden, dass er "mehr dort war als zuhause", schreibt die Tochter. Sie und ihre Geschwister fanden im Feriendorf jede Menge Freunde und haben dort auch "Liebestränen" vergossen. Den größten Spaß hat Sylvia Lender das Reiten gemacht, denn zum Feriendorf gehörten früher auch Pferde: "Mit denen bin ich groß geworden." Sie wohnt immer noch in Daun und geht gerne mit Familie zum Feriendorf: "Wenn ich dann von meiner Kindheit erzähle, wünsche ich mir die Zeit zurück. Es war eine sehr schöne Zeit, die ich nie vergessen werde". Ein Erlebnis der besonderen Art verbindet Uli Diederichs mit dem Feriendorf. Der Dauner mit Wohnsitz Manderscheid hat, als Dezernent bei der Kreisverwaltung, sein Büro ganz in der Nähe des Feriendorfs. Seine Erinnerung bezieht sich auf ein Ereignis Anfang der 70er Jahre. "Mit 15 bekamen ich und viele andere Jungen des Jahrgangs 1956 Mofas. Da wir uns zur selben Zeit auch anfingen für das andere Geschlecht zu interessieren, und wir die Dauner Mädchen unseres Alters uninteressant fanden, ,grasten' wir mit unseren Maschinen alles ab, wo wir ,Beute' witterten", erinnert sich Diederichs. Ziel der Mofafahrten waren die Jugendherbergen in Daun und damals auch noch in Darscheid, die Campingplätze an den Maaren und auch das Feriendorf: "Der hatte damals einen sehr strengen Verwalter, dem unser allabendliches Rumgeknattere mächtig missfiel und der uns deshalb sogar mit Prügel drohte." Die Jugendlichen ließ die Drohung ziemlich kalt, wähnten sie sich doch auf der sicheren Seite: "Wir konnten doch mit unseren fahrbaren Untersätzen schnell das Weite suchen." Dass der Verwalter dann doch cleverer war als angenommen, erfuhren die Jungs schnell: "Eines Abends in den Sommerferien waren wir zu viert dabei, holländische Mädchen zu umwerben. Da tauchte er plötzlich Wut schnaubend auf. Wir nix wie weg, aber unser Pech: Er hatte den Schlagbaum an der Ausfahrt des Feriendorfs runter gelassen und verschlossen. Ein Entrinnen gab es also nur noch zu Fuß".Gewaltige Standpauke von Franz Hellebrand

Die Mofas bekamen die Jungs zwar zurück, dafür mussten sie aber bei der Polizei antreten. Diederichs erinnert sich: "Wir reuigen Sünderlein holten die Mofas am nächsten Tag bei Polizist Franz Hellebrand ab. Bei ihm und auch zuhause gab es zudem noch eine gewaltige Standpauke. Seit diesem Tag haben wir einen weiten Bogen um den Dronkehof gemacht." Fast 45 Jahre ist es her, dass Marianne Lieven aus Daun (und ihr Mann) ein prägendes Erlebnis hatte. Hubert Lieven hatte im April 1959 eine Malerfirma gegründet. Im Dezember erhielt der noch junge Betrieb einen großen Auftrag: Die Malerarbeiten für die 60 Häuser des neu gebauten Feriendorfs, ein Geschäftshaus und ein Wirtschaftsgebäude. Um diesen Auftrag zu schaffen, holte sich Hubert Lieven von allen Dauner Malerfirmen die Zusage, dass sie als Subunternehmen mitwirken würden. "Als Treffpunkt war der 7. Januar 1960 an der Baustelle festgelegt", erinnert sich Marianne Lieven. "Aber die Kollegen, die uns nicht wohlgesonnen waren, trafen sich derweil in einem Dauner Café, um sich gemeinsam zu freuen, dass mein Mann und ein Geselle alleine auf der großen Baustelle standen. Aber die Chefin wusste sich zu helfen: "Ich habe nicht lange überlegt und Malerfirmen in Manderscheid, Schalkenmehren und Gransdorf angerufen. Am nächsten Morgen standen die Meister mit ihren Gesellen, insgesamt 25 Mann, auf der Baustelle. Der Auftrag wurde schnellstens und ohne Reklamation abgewickelt." Susanne Schmitz aus Daun erinnert sich, dass für einige der Gäste das Feriendorf zu einer "zweiten Heimat" wurde. So seien ihre Bekannten, die Familie Heimenz aus dem hessischen Babenhausen, fast 30 Jahre zwei bis drei Mal im Jahr nach Daun ins Feriendorf gekommen. "In dieser Zeit wurden viele Freundschaften geschlossen, die bis heute bestehen. Die Familie hat noch heute viele gute Erinnerungen an den geliebten Dronkehof."

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