Klimaschutz über Grenzen hinweg

Die Verbandsgemeinde Hillesheim auf rheinland-pfälzischer Seite sowie die Gemeinden Blankenheim und Nettersheim auf nordrhein-westfälischer Seite wollen vom Bund als gemeinsame Klimaschutz-Kommune anerkannt werden. Das Bündnis erwartet dadurch mehr Fördermittel.

Hillesheim/Blankenheim/Nettersheim. "Klimaschutz ist mehr als nur ein mediales Ungeheuer. Wir stellen uns der Herausforderung des Klimawandels, und am besten geht es von der Basis aus", meint Rolf Hartmann, Bürgermeister der Gemeinde Blankenheim (8400 Einwohner) in Nordrhein-Westfalen (NRW).

Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Nettersheim (7800 Einwohner; ebenfalls NRW) und Hillesheim (9700 Einwohner) hat er beim Bund den Antrag gestellt, Klimaschutz-Kommune zu werden.

Jede der drei Gemeinden für sich wäre chancenlos, da keine die Auflage der Mindestgröße von 10 000 Einwohnern erfüllt. Da das kommunale Nachbar-Trio bereits bei anderen Aktionen (Gründung Eifeler Energiegenossenschaft) und touristischen Projekten zusammengearbeitet hat, hofft es erneut mit dem "Charme der länderübergreifenden Kooperation" zu punkten. Dabei kommt der Verbandsgemeinde Hillesheim als Gemeinde in Rheinland-Pfalz (RLP) eine besondere Rolle zu.

Energiehof Eifel in Nettersheim geplant



Nach inoffiziellen Informationen seien in NRW 30 Anträge und auf RLP-Seite nur fünf Anträge beim Bund gestellt worden. Hartmann meint: "So rechnen wir mit besseren Chancen auf einen positiven Bescheid."

In etwa drei Monaten sollen die Entscheidungen fallen, wer Klima-Kommune wird und daher gefördert wird und wer nicht. Zur Anerkennung gehört ein Klimaschutz-Konzept. Das Eifeler Gemeinde-Trio hat dafür einen Förderantrag gestellt. 80 Prozent der 100 000 Euro teuren Studie sollen gefördert werden. Die restlichen 20 000 Euro teilen sich das Antragstrio. Der Verbandsgemeinderat Hillesheim hat in der Dezember-Sitzung mit 13 zu neun Stimmen für den Eigenanteil von rund 7000 Euro votiert (der TV berichtete).

Jede der drei Kommunen hat bereits einige Projekte (energetische Sanierung von Schulen und Kindertagesstätte) umgesetzt. Wilfried Pracht, Bürgermeister der Gemeinde Nettersheim sagt: "Das Ergebnis des Klimagipfels in Kopenhagen war mangelhaft. Wir an der Basis können das besser." Das Trio möchte in öffentlichen Gebäuden bis 2020 das "hehre Ziel der 40-prozentigen Einsparung des Treibhausgases Kohlendioxid erreichen".

In Nettersheim soll der Energiehof Eifel (Umschlagplatz und Trockenanlagen für Holzhackschnitzel und Brennholz) eingerichtet werden. Darüber hinaus soll der Energiebedarf in öffentlichen Gebäuden möglichst umfangreich mit nachhaltigen und eigenen Energieträgern wie Sonne und Holz gedeckt werden.

Heike Bohn, Bürgermeisterin der VG Hillesheim sagt: "Wir brauchen ein strategisches Dach und Leitlinien für die politische Arbeit in Sachen Klimaschutz." Außerdem hofft sie, dass durch die Anerkennung als Klimaschutz-Kommune regionale Unternehmen, die den Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten, mehr Aufträge bekommen und so Geld in die Region fließt oder dort bleibt. Eine weitere Idee ist es, einen "Klimaschutz-Manager" als Lotse für kommunale und private Investoren zu installieren. Möglicher Standort: im Wiesbaumer Gründerzentrum Higis.

Blankenheims Bürgermeister Hartmann zeigt weitere Vorteile der Kooperation auf: "Als Klimaschutz-Kommune erhalten wir quasi die Lizenz darauf, in weitere, andere Fördertöpfe greifen zu können."

Meinung

Pioniergeist

Sicher. Bezogen auf das Weltklima ist der beurkundete Wille der Gemeinden Hillesheim, Blankenheim und Nettersheim zu Zusammenarbeit in Sachen Klimaschutz unbedeutend. Dennoch ist die beschlossene Kooperation über Kreis- und Landesgrenzen hinweg auch 2010 noch ein Schritt, der ebenso von Weitsicht wie Pioniergeist zeugt. Und hoffentlich zum einen vom Bund finanziell unterstützt wird und zum anderen Nachahmer findet. Denn je größer Klimaschutzprojekte angelegt sind, desto wirkungsvoller sind sie. Es muss nur jemand anfangen. Das war schon bei der ersten Holzhackschnitzel-Heizung im Kreis so. Wo die läuft? Im Kindergarten und in der Grundschule Hillesheim. m.huebner@volksfreund.de

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