Gefahr von oben Gefahr für Waldbesucher – Forstamt Daun warnt vor herabstürzenden Ästen

Daun · Ob beim Wandern oder Joggen: Der Wald ist ein geeigneter Ort, um Stress abzubauen. Im Moment sind die Forstleute jedoch in großer Sorge, und auch dem aufmerksamen Waldbesucher dürfte der schlechte Zustand vieler Bäume nicht verborgen geblieben sein – und das kann zum Teil gefährlich werden.

Klimawandelfolgen sorgen im Forstamt Daun für Gefahren
Foto: TV/Womelsdorf

„Hitze, Trockenheit und Schadinsekten setzen unserem Wald weiter zu und bergen wachsende Gefahren für Waldbesucher“, berichtet Horst Womelsdorf, Leiter des Forstamts Daun. Seine Kollegen und er sind besorgt wegen des Zustands der Wälder, denen in diesem Jahr wieder stark zugesetzt worden sei. Bis Ende des Jahres, so schätzt der Forstamtsleiter, werden im Bereich des Forstamts Daun wohl etwa weitere 25.000 bis 30.000 Fichten durch Windwurf, Hitze und Borkenkäfer abgestorben und zum großen Teil auch „notgeerntet“ worden sein. Und das nach etwa 300.000 Fichten, die die Dauner Wälder bereits in den Jahren 2018 bis 2021 verloren haben.

Neues Sorgenkind: Die Rotbuche

Aber auch weitere Baumarten weisen klimawandelbedingte Schäden auf, wobei in diesem Herbst insbesondere der Zustand vieler Rotbuchen Forstleuten und Waldbesitzenden Kopfzerbrechen bereitet. „Die Buche, die Mutter des Waldes und der Baum des Jahres 2022, ist unser neues Sorgenkind", sagt Womelsdorf. „Die anhaltenden Hitzerekorde seit 2018, zusammen mit den Niederschlagsdefiziten, zuletzt im Extremdürresommer 2022, haben die Bodenwasserspeicher dramatisch reduziert. Der Wassermangel macht sich zunehmend bei der älteren Rotbuche ab etwa 90 bis 100 Jahren bemerkbar."

Der Forstamtsleiter ist alarmiert, ist doch die Buche im Forstamtsbereich mit etwa 30 Prozent Anteil an der Waldfläche die nach der Fichte am weitesten verbreitete Baumart, sodass nun beide Hauptbaumarten im Forstamt massiv unter den Folgen des Klimawandels leiden. Die Schäden durch die Trockenheit und die intensive Sonneneinstrahlung führen laut Womelsdorf bei der Buche unter anderem zu vorzeitigem Blattabwurf und – vor allem an Waldrändern oder in Beständen mit gelichteten Kronen – zu Sonnenbrand, der ähnlich wie beim Menschen die „Haut“ der Buche, die Rinde, schädigt. Durch die Risse in der Rinde können holzzersetzende Pilze in den Stamm eindringen. Viele Altbuchen können Pilz- und nachfolgenden Schadinsektenbefall nicht mehr verkraften und sterben nach und nach ab.

Absterbende Buchen auch für Waldbesucher gefährlich

Gefahrenquelle für Waldbesucher: Die absterbenden Buchen stellen nach Darstellung des Forstamts auch für Waldbesucher eine erhöhte und vielfach unterschätzte Gefahr dar. Trockene, manchmal aber auch noch belaubte Äste, können plötzlich abbrechen und zu Boden fallen. Womelsdorf: „Dabei sollte nicht unterschätzt werden, welches Gewicht und welche Wucht ein aus einer Buchenkrone herabstürzender Ast entwickelt.“

Anders als bei der Fichte können absterbende Äste in der Krone einer Altbuche Oberschenkelstärke erreichen und durchaus bis zu zehn Meter lang sein. Aber selbst kürzere, vielleicht nur armstarke Äste können gefährlich werden. Um das Gefahrenpotenzial zu mindern, werden daher in Daun, aber auch in den umliegenden Forstämtern, derzeit vermehrt Buchenbestände kontrolliert und in den nächsten Wochen absterbende Bäume an besonders problematischen, viel besuchten Stellen entnommen. „Das Forstamt Daun bittet um Verständnis, dass dabei vielfach gerade ältere Buchen gefällt werden müssen“, heißt es in einer Mitteilung.

Horst Womelsdorf betont, dass die Buchen in erster Linie zum Schutz der Bevölkerung geerntet werden, auch wenn die Waldbesitzenden entlang von Waldwegen nicht unbedingt verpflichtet sind, die Bäume zu entfernen, da der Waldbesucher mit diesen Gefahren rechnen muss. „Wenn dabei das Holz der ,notgefällten’ Buchen noch eine Nutzung für energetische Zwecke erlaubt und damit fossile Energieträger eingespart werden können, ist dies ein erfreulicher Nebenaspekt für die Waldbesitzenden, für etwaige Brennholznutzer und nicht zuletzt - wegen der Einsparung von CO2-Emissionen - für die Umwelt.“

Generell aber gelte: „Wir können nur versuchen, die gravierendsten Gefahrenherde zu entschärfen. Insofern bitten wir Waldbesucher auch weiterhin um erhöhte Vorsicht bei Spaziergängen in älteren Buchenbeständen oder entlang der Waldränder."

(red/sts)
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