Knapp vorbei an 100 Prozent

SCHÜLLER/DAUN. Keine Überraschung war, dass beim Parteitag des SPD-Kreisverbands Daun in Schüller die Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt als Vorsitzende wiedergewählt wurde. Eine Überraschung war hingegen, dass Landrat Heinz Onnertz als Parteitags-Gast ankündigte, "doch noch einmal zu überlegen", zur Wiederwahl anzutreten.

Die SPD denkt sich schon was dabei, wenn sie entscheidet, wo ihre Parteitage stattfinden sollen. Diesmal fiel die Wahl auf Schüller, im "hohen Norden" des Kreises Daun gelegen, und das nicht ohne Grund. In der Gemeinde in der Verbandsgemeinde Obere Kyll votierten mehr als 50 Prozent der Wähler bei der Landtagswahl 2001 für die SPD, was auch Hendrik Hering, stellvertretender Landesvorsitzender und künftiger Staatssekretär im Mainzer Innenministerium, bei seiner Parteitagsrede besonders hervorhob.Erneute Kandidatur zeitweise "sehr unsicher"

Mit vielen "Hochburgen", wo künftig Parteitage stattfinden könnten, ist die SPD aber nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr nicht mehr gesegnet. Hatte sich die Sozialdemokraten zuvor langsam, aber sicher in der Wählergunst nach oben gearbeitet bis hin zur Landtagswahl 2001, als Astrid Schmitt mit 40 Prozent so nah wie nie zuvor an den CDU-Kandidaten (Herbert Schneiders, 47 Prozent) herangekommen war. Aber im Kielwasser der Bundes-SPD, die in atemberaubendem Tempo in den Umfrage-Keller gerauscht war, hatten auch die Genossen im Kreis Daun im Juni 2004 keine Chance, trotz allen Engagements im Wahlkampf diesen Trend zu stoppen. So wurde die SPD kräftig gestutzt im Juni vergangenen Jahres, was "richtig weh getan hat", bekannte die Kreisvorsitzende Astrid Schmitt in ihrer Parteitags-Rede. Da tut es gut, dass an der Spitze des Kreises einer steht, denn die SPD irgendwie schon als einen der ihren betrachtet, auch wenn er kein Parteibuch hat: Heinz Onnertz. Kein Wunder, dass Astrid Schmitt dann auch von "meinem Landrat" sprach, der als Gast zum Parteitag gekommen war. Sein Grußwort an die Delegierten hatte es in sich. Onnertz sprach vom besonderen Vertrauensverhältnis zur SPD, die ihn nicht nur als Landrats-Kandidaten, sondern auch nach seinem Amtsantritt am 1. September 1999 unterstützt habe. Diese Unterstützung, die Hilfsbereitschaft lasse ihn dann doch noch einmal überlegen, in anderthalb Jahren zur Wiederwahl anzutreten, "was zeitweise für mich in weite Ferne gerückt war", erklärte Onnertz. In einem Zeitraum von bis zu zwölf Monaten vor Ablauf der Amtszeit des Verwaltungschefs (im Fall Onnertz also nach dem 31. August 2006) kann die Wiederwahl terminiert werden. Voraussichtlich im September 2006 ist Bundestagswahl, mit der zeitgleich die Landrats-Wahl stattfinden könnte. So müssten die Wähler im Kreis Daun nicht noch einmal an die Wahlurnen gerufen werden. Hendrik Herings Rede vor dem Parteitag in Schüller umfasste eine Vielzahl von Themen von internationalem bis lokalem Bezug. Ob den bevorstehenden Bush-Besuch in Mainz oder die Schaffung des Naturparks Vulkaneifel, ob Rechtsextremismus oder sein Plädoyer für den Erhalt der kleinen Ortsgemeinden, ob das neue Bildungsprogramm des Landes für Vorschulkinder oder der Stand der Einrichtung von Ganztagsschulen im Kreis Daun, Hering fand viele mahnende, aber auch viele aufmunternde Worte. Nur einmal war er ganz allein: mit seiner Einschätzung, der Westerwald (seine Heimat) sei dann doch ein bisschen schöner als die Vulkaneifel. Volles Vertrauen in Astrid Schmitt bewiesen die Delegierten bei der Vorsitzenden-Wahl. Knapp schrammte sie an den 100 Prozent vorbei, sie erhielt 57 von 58 Stimmen. Eine deutliche Steigerung gegenüber der Wahl im November 2002, als die Landtagsabgeordnete den Vorsitz von Wolfgang Meier übernommen hatte. Damals bekam sie 53 von 69 Stimmen.

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