Knigge-Übungen für die Erbtante

ÜXHEIM-LEUDERSDORF. (vog) Tolle Bilanz: Fünf ausverkaufte Vorstellungen mit insgesamt 1100 Besuchern erreichte der Theaterverein Leudersdorf im 18. Jahr seiner Aufführungen. Diesmal erfreute die Truppe mit dem komödiantischen Drei-Akter "Die Silberhochzeit".

Nicht nur die Besucherzahlen sind bemerkenswert, auch ein Blick hinter die Kulissen des Leudersdorfer Theaters lohnt sich: Es gibt keinen Regisseur, und dass, obwohl die Textbücher in Hochdeutsch verfasst sind, das jeweilige Stück aber stets in "Kirchspiller Platt" aufgeführt wird. "Bei uns führen alle Regie. Das ist ein Miteinander. Und umgeschrieben wird auch nicht", erklärt die Vereinsvorsitzende Waltraud Mayer. "Dat schaffe mir üs dem Lamäng", gibt sie eine Kostprobe des Könnens. Etliche Redensarten aus dem Dialekt, die heute fast in Vergessenheit geraten sind, lösten beim Publikum Lachsalven aus. In den Pausen und auf dem Nachhauseweg wurde häufig "nachgekartet". Im Mittelpunkt diesmal: das Jubelpaar "Traud un Emil" (Helga Dixius und Klaus Müller). Emil war von den Feierlichkeiten zur Silberhochzeit alles andere als begeistert. Zu allem Überfluss kam es, wie es kommen musste: Seine reiche Erbtante Edith (Annegret Dreimüller) kündigte ihr Kommen an. Allerdings hatte Traud der Tante Edith in Briefen eine Familie vorgegaukelt, die so nicht existierte. Danach war ihr Sohn (Udo Michels) nämlich kein Schlosser, sondern Zahnarzt. Kein Problem für Traud, dann musste er das eben "mankiere" (nachahmen). Auch musste eine tolle Schwiegertochter (Ramona Neuerburg) für "dä lossleddische Jong" her. Selbst das Ehepaar von nebenan "Oswald un Marie" (Alfred Mauer und Tanja Köhler) sowie ein weiterer Nachbar (Hans Leo Hilgers) wurden in die Inszenierung für die Erbtante eingebunden. Und so nach und nach kamen die Darsteller aus dem "Mankieren" für die Tante nicht mehr raus. Knigge-Übungen wie "net kührze" (nicht schlürfen) und gerade gehen mit Büchern auf dem Kopf standen auf dem Programm. Das Publikum stand angesichts dieser Darbietungen ebenfalls Kopf. Neuerburg hatte mit dem Auftritt als Schwiegertochter ihre gelungene Premiere auf der Theaterbühne in Leudersdorf. Michels hingegen war nach 15 Jahren Pause wieder dabei. Übrigens standen nur Üxheimer auf der Bühne, außer Annegret Dreimüller. Sie wohnt in Ahrhütte, jenseits der Landesgrenze. Vereinsvorsitzende Mayer verspricht fürs Jahresende 2004 erneut fünf Aufführungen mit einem neuen Schwank in "Kirchspiller Platt". Schon jetzt macht sie auf eine Terminänderung der Traditionsveranstaltung aufmerksam: "War bisher immer am zweiten Weihnachtstag Premiere, werden wir dieses Jahr Anfang Dezember beginnen, weil alle Aufführungen vor Weihnachten veranstaltet werden sollen."

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