Knochen werden würdig beigesetzt

Daun · Es kommt ja häufig vor, dass sich bei Sanierungsarbeiten an älteren Gebäuden Funde auftun. Manchmal überraschend, manchmal auch erwartet, wie beispielsweise an der St.-Nikolaus-Kirche in Daun, die derzeit saniert wird. Dort befand sich einst der Friedhof, deshalb werden bei den Arbeiten Knochen gefunden, die würdig beigesetzt werden.

Knochen werden würdig beigesetzt
Foto: (e_daun )

Daun. Das - nach der Aufgabe der Thomas-Morus-Kirche - letzte katholische Gotteshaus in der Dauner Kernstadt, die Nikolauskirche, wird derzeit grundlegend saniert. Sie bekommt unter anderem ein neues Dach, eine neue Heizung, eine neue Elektroinstallation und einen neuen Anstrich (siehe Extra). Dabei wird das Fundament sichtbar, das den breiten Kirchturm seit mehr als 1000 Jahren trägt. Denn der Turm wurde nie zerstört, im Gegensatz zum Kirchenschiff, das bei einem Bombenangriff am 2. Januar 1945 stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Bestimmte Regeln


Immer mal wieder mussten die Baggerfahrer in den vergangenen Wochen anhalten und im Aushub Funde sichern.
Es sind menschliche Knochen, sie zeugen von dem ehemaligen Friedhof an der Kirche, wo die Verstorbenen von Daun, Gemünden, Boverath und Rengen beigesetzt wurden.
"Auch wenn damals noch keine amtlich festgelegte Friedhofsordnung bestand, so gab es doch bestimmte Regeln", berichtet der Fachmann in Sachen Dauner Stadtgeschichte, Alois Mayer. "Beerdigt wurde stets in geweihter Erde, möglichst nahe an einer Kirche. Es hat Einzelgräber oder mächtige Familiengrabstätten gegeben, die von Generation zu Generation ,weitervererbt' wurden."
Mayer ergänzt: "Die Nikolauskirche hatte zudem ein Beinhaus, einen Raum nahe der Krypta, der bis zum Beginn der Neuzeit zur Aufbewahrung von Gebeinen bestimmt war."
Umgeben war der gesamte Kirchhof von einer Friedhofsmauer, die in weiten Teilen erhalten geblieben ist. Unmittelbar an dieser Mauer, hinter dem heutigen Friedhofskreuz, hatte die Gemeinde Daun eine Fläche ausgewiesen, die nicht geweiht und gesegnet war.
Mayer: "Dort wurden alle Selbstmörder, unbekannte Leichen oder die Körper ungetaufter Kinder beigesetzt. Im einstigen Glauben sah man diese als ,Heiden' an, die die heilige Stätte des Friedhofs entweihen würden." Der Friedhof rund um die Pfarrkirche war rein konfessionell.
Als aber nach 1815 preußische Protestanten nach Daun kamen, gab es Probleme, diese auf dem katholischen Friedhof beizusetzen. Letztlich wurde entschieden, den Protestanten eine eigene Begräbnisstätte zu genehmigen. Diese Fläche war ursprünglich der private Nutz- und Gewürzgarten des evangelischen Apothekers Ludwig Biehaut, der ihn 1862 der Zivilgemeinde Daun übertrug. Bis in die 1960er Jahre fanden auf diesem "evangelischen Friedhof" an der Bitburger Straße Beisetzungen statt. Auf Anregung des Dauner Eifelvereins wurde er dann unter Denkmalschutz gestellt.
Vor 70 Jahren eingeebnet


Der katholische Friedhof rund um die Pfarrkirche war bald für die wachsende Bevölkerung zu klein. Daher wurde 1934 unterhalb des Wehrbüschs ein neuer Stadtfriedhof angelegt.
Nach der Zerstörung der Pfarrkirche und dem beginnenden Wiederaufbau wurde der alte Friedhof 1946 eingeebnet, auf dem sich nun bei den Renovierungsarbeiten noch Knochen finden. "Sie werden direkt in einer hierfür vorgesehenen Grube würdig beigesetzt", erklärt Architekt Michael Stoffel aus Dreis bei Wittlich.Extra

 Knochenfunde werden in einer speziellen Grube beigesetzt. Foto: Alois Mayer

Knochenfunde werden in einer speziellen Grube beigesetzt. Foto: Alois Mayer

Foto: (e_daun )

67 Jahre nach ihrer Einweihung 1949 wird die Nikolaus-Kirche derzeit umfassend renoviert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 820 000 Euro. Der größte Teil der Summe, rund 670 000 Euro, entfällt auf die Außenarbeiten. Bis 2017 sollen die Außenarbeiten an der Kirche dauern. sts

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