Köbi hat die Trierer Fans im Griff

Klotten/Trier · Wie kommt es, dass jemand, der nach Koblenz nur 40 Kilometer fahren müsste, im mehr als doppelt so weit entfernten Trierer Stadion als Stadionsprecher die Fans auf die Spiele einstimmt? Die Eintracht Trier ist für den Klottener Martin Köbler eben eine Herzensangelegenheit.

 Ist seit Beginn der laufenden Fußballsaison Stadionsprecher bei Eintracht Trier: Martin Köbler.TV-Foto: Alfons Benz

Ist seit Beginn der laufenden Fußballsaison Stadionsprecher bei Eintracht Trier: Martin Köbler.TV-Foto: Alfons Benz

Klotten/Trier. "Mir senn daobei, ganz egal, wat passeert" singen inbrünstig und voller Leidenschaft die Fußballfans von Eintracht Trier beim Rheinlandderby der Regionalliga West im Moselstadion gegen die TuS Koblenz. Und einer ist nicht nur jetzt, sondern bei jedem Heimspiel dabei: Martin Köbler aus Klotten, kurz Köbi genannt. Seit Beginn der laufenden Saison ist der 26-jährige Steuerfachwirt Stadionsprecher bei der Eintracht von der Mosel.
"Die Eintracht ist für mich eine echte Herzensangelegenheit. Schon seit rund zehn Jahren opfere ich fast meine komplette Freizeit für diesen herrlich verrückten Verein und habe seither kaum ein Heimspiel verpasst. Und wenn es mein Beruf zulässt, dann bin ich auch auswärts dabei", erzählt Köbi, kurz bevor er auf dem für ihn heiligen Rasen die Ansagen macht. Wie er ein so glühender Fan werden konnte, weiß er gar nicht mehr so recht. "Es hat sich einfach so ergeben. Die Liebe zur Stadt lag mir aber wohl in den Genen. Meine Mutter Inge hat hier studiert, und in der Kindheit waren wir oft in Trier."
Doch wie wurde er Stadionsprecher? "Im vergangenen Frühjahr rief die Eintracht zum Casting eines neuen Sprechers auf, und ich musste nicht lange überlegen. ,Hey, das macht dir bestimmt Spaß\' dachte ich und wurde ausgewählt."
Wirklich nervös ist er nach mehr als einem halben Jahr nicht mehr: "Erstens bereite ich mich auf jedes Spiel akribisch vor, und dann sollte man wissen, dass die Zuschauer nicht wegen des Sprechers, sondern wegen des Fußballs hier sind", ordnet er seinen Job einfach und klar ein. Das war bei seinem Debüt am 30. Juli 2011 im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli aber noch etwas anders: "Die 8500 Zuschauer überwältigten mich, verschlugen mir aber nicht die Sprache. Als die Melodie ertönte, die mir das Startsignal für die Moderation gab, ging mir schon die Düse, aber nach dem ersten Satz war die Anspannung weg", erinnert er sich gern an diesen denkwürdigen Einstand, als die Eintracht den Favoriten durch ein Tor in der 89. Minute mit 2:1 aus dem Pokal warf.
Menschen ganz nah


"Der reine Wahnsinn, habe ich damals ins Mikrofon gebrüllt. Das war ein Einstiegserlebnis, das man nie mehr vergisst." Fast drei Monate später erlebte er dann den bisher absoluten Höhepunkt im Moselstadion: "Der HSV schaffte erst in der Verlängerung vor mehr als 10 000 Zuschauern durch einen glücklichen 2:1-Sieg den Sprung ins DFB-Pokal-Achtelfinale. Diese unglückliche Pokalnacht hat damals auch bei mir deutliche Spuren hinterlassen. Es war aber einfach super, wie ich mit den Fans interagieren konnte." Mittlerweile erledigt er, der mit seinen 26 Jahren sicherlich zu den jüngsten Stimmen in den Fußballarenen gehört, seinen Job wie ein alter Hase.

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