Kommiss und Karneval

GEROLSTEIN. (mh) Auf eine mehr als ein Vierteljahrhundert währende närrische Tradition blickt die Bundeswehr in Gerolstein zurück. Höhepunkt des militärisch-karnevalistischen Treibens ist alljährlich der "Tanz auf windiger Höhe", der im vergangenen Jahr rund 1200 Besucher angelockt hat. Am Samstag ist es wieder soweit.

Hier Disziplin und Ordnung, da Narretei und Übermut, hier antreten in Reih und Glied, da tanzen wie einem der Sinn steht, hier Marschmusik, da Fetenhits. Das kann doch nicht zusammen passen. "Doch", sagt Oberstabsfeldwebel Klaus Sohns in bestimmtem Ton. Und er muss es wissen, schließlich ist er seit einem Dutzend Jahren bei den Bundeswehr-Karnevalisten ­ den Rotjacken ­ und im neunten Jahr deren Elferratspräsident. Und das will er auch noch zwei Jahre machen ­ bis zu seiner Pensionierung.Ja richtig: Die Gerolsteiner Fernmelder haben nicht nur einen guten Draht in alle Welt, sondern auch zu den Tollitäten der Brunnenstadt. Ja, sie sind eine feste Größe des närrischen Lebens im Gerolsteiner Land. Der 51-Jährige berichtet: "Neben unseren eigenen Veranstaltungen wie der Kasernenerstürmung am Mittwoch vor Weiberdonnerstag und dem ,Tanz auf windiger Höhe' nimmt unser Elferrat an allen wichtigen Sitzungen der Gerolsteiner Karnevalisten und mit einem Wagen am Rosenmontagszug teil. Und schon zwei Mal hat die Bundeswehr den Gerolsteiner Prinzen gestellt: 1978 und 1990." Sohns selbst war 1990 Adjutant und ist damit das lebende Beispiel für die Vereinbarkeit von Kommiss und Karneval.Und bei genauem Hinsehen fällt auf, dass es eine Reihe von Überschneidungen gibt zwischen dem "Bund" und denen, die es gerne bunt treiben. Da sind schon einmal die Uniformen, die Staatsdiener wie Spaßvögel tragen. Oder die Orden, die hier wie da für besondere Verdienste verliehen und von den Geehrten auch gerne zur Schau getragen werden.Und überhaupt: "Ohne eine disziplinierte und von langer Hand geplante Vorbereitung ist so eine Großveranstaltung wie der Tanz gar nicht auf die Beine zu stellen. Da kommt uns unsere militärische Ausbildung schon zu Gute", sagt Sohns, der sich und seine Mannen auch in der fünften Jahreszeit als Repräsentanten der Bundeswehr sieht: "Es kann nicht sein, dass einer von uns sturzbetrunken in der Rotjacke durch die Fußgängerzone fällt." Doch er relativiert auch mit einem Schmunzeln: "Auf dem Rosenmontagszug-Wagen ist das Militärische dann aber ganz und gar nicht gefragt."Im Übrigen müsse jeder, der bei dem Bundeswehr-Elferrat mitmachen möchte, schon "eine lustige Ader haben". Und Zeit. Geld wiederum spielt ­ nicht wie bei den zivilen Narrenvertretern ­ eine untergeordnete Rolle. Denn mit dem Erlös des Tanzes werden sämtlichen weiteren Aktivitäten ­ vom Wagenbau und den Bonbons (diesmal für rund 3000 Euro) über die Uniformen bis hin zum Eintritt der vielen Veranstaltungen ­ bezahlt. Mit Geld hat auch Sohns' "lustigste Begebenheit" in der Geschichte des 1965 erstmals in der Kaserne veranstalteten Tanzes zu tun. (An Indiskretionen über Kommandeure oder Kompaniechefs will er sich partout nicht erinnern. Anmerkung der Redaktion) Der 51-Jährige aus Birresborn erinnert sich: "Ein Elferratsmitglied kam ganz schön ins Schwitzen als er versucht hatte, nach der Veranstaltung mit Hammer und Meißel eine volle Geldkassette zu öffnen, denn den Schlüssel hatte er reingeworfen und zugemacht. Aber ohne Erfolg." Die Jungs von der Instandsetzung hätten das Problem dann mit der Flex gelöst. Ach ja, die Instandsetzungsleute. Die gehörten früher laut Sohns zu den wichtigsten Leuten im Karneval: "Die haben unsere ersten Orden hergestellt: aus den Bundesadlern die sie aus den metallenen Schützenabzeichen rausgeschnitten haben, den Bataillonsabzeichen und meterweise Kordel." Heute sei es undenkbar, dass wochenlang jemand abgestellt werde, der Orden schweiße, sagt Sohns wehmütig und freut sich zugleich auf kommenden Samstag und die aktuelle Session.Am Samstag, 1. Februar, um 20 Uhr wird der "Tanz auf windiger Höhe" in der Eifelkaserne in Gerolstein-Lissingen veranstaltet. Karten gibt's an der Abendkasse.

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