Kommission bleibt zuhause

Abgesagt mangels Masse: Statt der geforderten drei haben sich nur zwei Orte aus dem Kreis Vulkaneifel für den Dorfwettbewerb 2011 angemeldet. Nur die Dauner Stadtteile Steinborn und Weiersbach waren bereit, sich der Bewertung zu stellen.

Daun/Gerolstein. "Was, nur zwei Anmeldungen? Das ist aber beschämend." Für Hermann Gehrmann, Ortsvorsteher des Dauner Stadtteils Steinborn, ist die Tatsache, dass der Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" in diesem Jahr ausfällt, überraschend und enttäuschend. "Wir wollten ja nicht auf Siegertreppchen, sondern den Ort bei einer solchen Gelegenheit einmal auf den Prüfstand stellen und Rückmeldungen bekommen, was wir richtig gemacht haben oder was wir verbessern können." Darauf wird Gehrmann warten müssen, denn in diesem Jahr wäre allenfalls ein Dauner Stadtwettbewerb möglich gewesen, weil neben Steinborn sich auch der Stadtteil Weiersbach gemeldet hat.

Seit 51 Jahren gibt es den Dorfwettbewerb im Land. Einst unter dem Titel "Unser Dorf soll schöner werden" eher ein "Blumenschmuckwettbewerb", wurden die Kriterien im Lauf der Zeit verändert. Die schmucke Hausfassade mit blitzblanker Hofeinfahrt ist längst Nebensache, im Mittelpunkt stehen die Infrastruktur, die Entwicklungspotenziale eines Orts und das Engagement der Einwohner.

Die Zurückhaltung der Gemeinden sieht Heike Bohn, Bürgermeisterin der VG Hillesheim, vor allem darin begründet, dass "wir leider die Gemeinden mit den uns zur Verfügung gestellten Unterlagen erst viel zu spät über den 2011 geplanten Wettbewerb informieren. Der Zeitrahmen zwischen Bekanntgabe und Anmeldefrist war so kurzfristig, dass eine Planung seitens der Gemeinden gar nicht mehr zu schaffen war."

Ein Kritikpunkt, auf den auch Bohns Dauner Amtskollege Werner Klöckner hinweist: "Es ist viel zu spät auf den Wettbewerb hingewiesen wird. Seitens des Landes über die ADD und die Kreisverwaltung müsste schon im Herbst/Winter des Vorjahrs auf den Wettbewerb des kommenden Jahres hingewiesen werden, damit die örtlichen Akteure überhaupt eine Chance haben, sich vertieft damit zu beschäftigen."

Die Kreisverwaltung bestätigt, dass die Anmeldefrist knapp bemessen war. Allerdings: "Auch wir haben die Unterlagen vom Innenministerium am 10. Februar bekommen und dann direkt an die Verbandsgemeinden weitergeleitet", berichtet die Sprecherin des Kreises, Verena Bernardy. Da die Broschüren mit den Details zum Wettbewerb erst Anfang März vorgelegen hätten, sei die erste Anmeldefrist (bis 8. März) verlängert worden (bis 25. März), aber auch das habe nicht dazu geführt, dass sich genügend Orte melden.

Hat der Wettbewerb angesichts der schwachen Resonanz überhaupt noch eine Zukunft? Für Dieter Hilgers von der VG Obere Kyll auf jeden Fall: "Ein solcher Wettbewerb ist für die Dorfbevölkerung unzweifelhaft sehr motivierend, stärkt den Zusammenhalt und das ,Wir-Gefühl'." Heike Bohn ergänzt: "Ein neuer Anlauf lohnt sich auf jeden Fall. Ein solcher Wettbewerb ist für die künftige Entwicklung vieler Dörfer sinnvoll und wichtig." Für Werner Klöckner müsste der Wettbewerb "anders angepackt werden. Kreis und Verbandsgemeinden sollten sich zusammensetzen und über die zeitliche Abfolge, aber auch Inhalte sprechen. Was dabei herauskommt, sollte auch an ADD und Innenministerium transportiert werden. Es hat keinen Zweck, das Thema den Gemeinden überzustülpen, sondern vor Ort müssten eine neue Strategie entwickelt und eine Initiative von unten nach oben gestartet werden."

Der Steinborner Ortsvorsteher hat sich durch die Absage jedenfalls nicht abschrecken lassen. "Wenn der Ortsbeirat zustimmt, melden wir uns für 2012", kündigt Gehrmann an.

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In den 1970er Jahren musste nicht um Teilnehmer beim Dorfwettbewerb geworben werden, sondern die Kreisverwaltung in Daun konnte sich vor Anmeldungen kaum retten. So nahmen 1979 - aus heutiger Sicht unglaubliche - 48 Gemeinden teil. In den 1980er Jahren gingen die Bewerberzahlen zurück, beliefen sich aber immer noch bei durchschnittlich rund 30. 1993 siegte Kerpen auf Bundesebene. Aber nur wenige Jahre später der erste Tiefpunkt: 1999 fiel der Wettbewerb mangels Masse aus. Und nun erneut: Unter den rund 130 Gemeinden sowie Stadt- und Ortsteilen im Kreis fanden sich nur zwei Bewerber, einer zu wenig, denn es müssen mindestens drei sein.

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